Richter packt aus«Knox kennt womöglich die Wahrheit»
Ein am Freispruch von Amanda Knox beteiligter italienischer Richter hat sich öffentlich zum Fall der Amerikanerin geäußert – und lässt alle Zweifel an ihrer Unschuld wieder aufkommen.

Am 4. Dezember 2009 wird Amanda Knox zu 26 Jahren verurteilt und fast drei Jahre später aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Doch angeblich ist es noch lange nicht alles gesagt worden im Mordfall um die britische Austauschstudentin Meredith Kercher.
ReutersEs ist noch lange nicht alles gesagt worden im Mordfall um die britische Austauschstudentin Meredith Kercher. Am Mittwoch meldete sich Claudio Pratillo Hellmann in einem Fernsehinterview zu Wort. Als direkt am Fall beteiligter Richter behauptet er nun, dass Amanda Knox möglicherweise die Wahrheit kenne und wisse, wer ihre Mitbewohnerin getötet habe.
Sicherlich wisse der verurteilte Rudy Guede, der wegen einer Beteiligung an dem Mord 16 Jahre Haft erhielt, was in der fraglichen Nacht passiert sei, sagte der Richter weiter. Er wies Spekulationen zurück, wonach die Berichterstattung über den Fall das Gericht beeinflusst habe.
Rudy Guede will Neuaufnahme des Prozesses
Nach dem Freispruch von Amanda Knox will der einzige Verurteilte im Mord an Kercher, der gebürtige Ivorer Rudy Guede, einen Antrag auf Wiederaufnahme des Prozesses stellen. Das sagten seine Rechtsanwälte nach Angaben italienischer Medien.
Der 25-jährige Guede war am 28. Oktober 2008 nach einem Schnellverfahren zu 30 Jahren Haft wegen Mordes an Meredith Kercher verurteilt worden. Nach der Berufung wurde das Strafmaß auf 16 Jahre reduziert. Nach dem Freispruch von Knox und ihrem Ex-Freund Raffaele Sollecito müsse der Fall wieder aufgerollt werden, verlangen jetzt Guedes Verteidiger.
Knox wird wohl kaum freiwillig nach Italien zurückkehren
Ein Geschworenengericht in Perugia hatte die US-Amerikanerin und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito am Montagabend in zweiter Instanz freigesprochen. Knox war für die Ermordung Kerchers im Jahr 2007 in einem Indizienprozess zu 26 Jahren Haft verurteilt worden.
Der Verteidigung war es im Berufungsverfahren gelungen, Lücken und Widersprüche der Ermittlungen aufzudecken, vor allem bei angeblichen DNA-Beweisen. Die Staatsanwälte wollen im Fall Knox beim Kassationsgerichtshof, der dritten und letzten Gerichtsinstanz in Italien, in Berufung gehen.
Bis zur Entscheidung des Gerichts dürften allerdings noch Monate vergehen. Doch selbst wenn der Prozess in Perugia noch einmal aufgerollt werden sollte: Amanda Knox dürfte dazu kaum freiwillig nach Italien zurückkehren.
(L'essentiel online/sda)