Kunst-Projekt – Künstler verarscht die Graffiti-Szene

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Kunst-ProjektKünstler verarscht die Graffiti-Szene

Ein Franzose geht gegen hässliche Graffitis vor: Er übermalt die Schmierereien mit leserlichen Fonts – und übersetzt die wirren Tags für Normalos.

Mathieu Tremblin

Wir stehen auf Kunst. Vor allem dann, wenn sie Graffitis beinhaltet, die unsere Städte verschönern und aufleben lassen. Die Wandmalereien, die wir in urbanen Dschungeln aber oft zu Gesicht bekommen und vielmehr an einen pubertären Akt der Rebellion als künstlerische Eingebung erinnern, finden auch wir nicht unbedingt grossartig. Denn die Straßenkunst, die eigentlich die Nachbarschaft aufwerten soll, bewirkt meist das Gegenteil.

Mit Helvetica gegen Graffiti-Gekritzel

Mathieu Tremblin ist der negative Beigeschmack hässlicher Graffiti-Kritzeleien leid. Der französische Künstler hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diejenigen Tags auch für Graffiti-Laien leserlich zu machen, die stümperhaft und inspirationslos auf die Wand gesprayten wurden. Statt kryptischer Schriftzüge, zieren jetzt Zahlen und Buchstaben in der Schriftart Helvetica die Säulen und Mauern auserwählter europäischer Städte wie Arnes und Berlin.

Die Schöpfer der ursprünglichen Graffitis werden wohl keinen Gefallen an Tremblins Projekt haben. Denn der Künstler verarscht mit seiner Aktion sämtliche Sprayer – äußerst revolutionär sehen die Tags nach getaner Arbeit des Franzosen nämlich nicht mehr aus. Die genaue Bedeutung von «182» oder den Drang, die Stadt mit dem Wort «logek» zu schmücken, verstehen wir zwar nicht. Immerhin können wirs jetzt aber lesen. Vielen Dank, Monsieur.

(lma/Tillate/L'essentiel)

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