Enthüllungsbuch zu Trump – «Lasst uns verdammt noch mal Assad töten!»

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Enthüllungsbuch zu Trump«Lasst uns verdammt noch mal Assad töten!»

Reporterlegende Bob Woodward führte hunderte Interviews mit Mitarbeitern des US-Präsidenten. Die hielten und halten ihn von großen Dummheiten ab, so das Fazit.

US-Präsident Donald Trump gerät erneut durch ein Enthüllungsbuch unter Druck – diesmal verfasst von Watergate-Enthüller und Pulitzer-Preisträger Bob Woodward. Es heißt «Angst – Trump im Weißen Haus». Der Titel bezieht sich auf eine Aussage, die Trump 2016 im Wahlkampf bei einem Interview mit Woodward gemacht hatte: «Echte Macht ist – ich will das Wort gar nicht benutzen – Angst.»

Woodwards Buch erscheint offiziell am 11. September, die «Washington Post», deren Mitherausgeber Woodward ist, veröffentlichte bereits vorab Auszüge.

Mitarbeiter lassen Dokumente verschwinden

Ein großes Thema im Buch: Was die Belegschaft im Weißen Haus alles unternimmt, um den Boss von unüberlegten Handlungen abzuhalten. Das geht offenbar so weit, dass hohe Berater Papiere von Trumps Schreibtisch verschwinden lassen, damit dieser sie nicht unterzeichnen kann. Dass sie fehlen, scheint dem 72-Jährigen nicht aufzufallen.

Journalist Woodward nennt seine Quellen nicht. Er führte nach eigenen Angaben aber Gespräche mit «hunderten» aktuellen und ehemaligen Trump-Mitarbeitern.

«Let's fucking kill him!»

Diese lassen Woodward zufolge nicht nur Dokumente verschwinden, sie missachten auch Anweisungen des Präsidenten. Eine eindrückliche Episode beschreibt Woodward folgendermaßen: Nachdem der syrische Machthaber Bashar al-Assad im April 2017 in Chan Schaichun Chemiewaffen eingesetzt hatte, habe Trump seinen Verteidigungsminister, den erfahrenen Vier-Sterne-General James Mattis, angerufen und verlangt, dass Assad getötet werden sollte: «Lasst ihn uns verdammt nochmal umbringen!» («Let's fucking kill him!»), habe Trump gefordert, «Lasst uns hineingehen und sie alle umbringen.»

Mattis habe dem Präsidenten zugesichert, dem nachzugehen. Kaum aufgelegt, sagte Mattis seinen Mitarbeitern: «Das machen wir nicht, wir werden lautigt vorgehen.»

«Weil wir damit den 3. Weltkrieg verhindern»

Trumps Auffassung von Außenpolitik blitzt auch an vielen anderen Stellen auf. Ein Monat nach seinem Amtsantritt habe Trump verlangt, dass seine Militärs einen Plan für einen Präventivschlag gegen Nordkorea ausarbeiten sollten, was diese zutiefst verstört habe.

Ein anderes Mal stellte er die Notwendigkeit einer US- Militärpräsenz in Abrede. «Wieso verschwenden wir überhaupt Ressourcen in dieser Region?», fragte der US-Präsident seinen Verteidigungsminister Mattis im Januar diesen Jahres. «Weil wir damit den 3. Weltkrieg verhindern», so dessen Antwort. Später soll Mattis gegenüber Vertrauten gesagt haben, dass Trump das Wissen und Auftreten eines Primarschüler habe.

Ständig im Zustand eines «Nervenzusammenbruchs»

Diese und viele weitere Episoden zeigten laut Woodward, dass Trump seine Mitarbeiter andauernd zu Aktionen dränge, die schwere Konflikte zur Folge hätten – so dass sie sich gezwungen sähen, seine Anweisungen zu ignorieren. Das Weiße Haus befinde sich so ständig im Zustand eines «Nervenzusammenbruchs».

Dass die Mitarbeiter unter der Launenhaftigkeit ihres Chefs litten, haben auch andere Bücher thematisiert. Woodward aber zeigt, dass offenbar auch höchste Stabsmitarbeiter von Trumps Beleidigungen nicht ausgenommen sind.

Der US-Präsident habe sich über die billigen Anzüge seines damaligen Stabschefs H.R. McMaster lustig oder äffe den Akzent von Justizminister Jeff Sessions nach, den er als «zurückgeblieben», als «dummen Südstaatler» und unfähigen Anwalt bezeichne. Anderen engen Mitarbeitern soll der Präsident gesagt haben, dass er ihnen nicht vertraue, sie ihren «Zenit überschritten» hätten und er sie möglichst nicht mehr an Bord haben wolle.

Scharfe Reaktion aus dem Weißen Haus

Nur Stunden nach Veröffentlichung erster Inhalte durch die «Washington Post» schlug das Weiße Haus in scharfem Ton zurück. Das Buch, das umgehend auf Platz 1 der Amazon-Liste schnellte, enthalte nichts anderes als «Lügengeschichten, viele davon von verärgerten früheren Mitarbeitern», teilte Trumps Sprecherin Sarah Sanders am Dienstag mit.

Auch Trumps Stabschef John Kelly meldete sich zu Wort: Er wies die Darstellung Woodwards zurück, wonach er – Kelly – Trump als «Idioten» bezeichnet habe. «Das ist ein weiterer erbärmlicher Versuch, die Menschen zu beschmutzen, die Präsident Trump nahestehen, und von den vielen Erfolgen der Regierung abzulenken.»

Woodward zitiert im Buch unter anderem Kelly, der im Kreis von Mitarbeitern über den Präsidenten gesagt haben soll: «Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Er ist entgleist.»

Trumps Anruf bei Woodward

Die «Washington Post» veröffentlichte auch einen Mitschnitt und ein Transkript eines Telefonats Trumps mit Woodward nach Abschluss des Buch-Manuskripts. Woodward hatte sich zuvor um ein Interview mit Trump bemüht, das aber nicht zustande kam. Trump sagte in dem Telefonat, niemand habe ihn darüber informiert.

Der Präsident äußert in dem Gespräch bereits die Erwartung, dass das Buch negativ ausfällt, versucht aber, das als belanglos abzutun. «Also habe ich ein weiteres schlechtes Buch, das rauskommt. Große Sache.»

Woodward und sein Reporter-Kollege Carl Bernstein hatten mit ihren Enthüllungen in der Watergate-Affäre 1974 zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Richard Nixon beigetragen. Woodward veröffentlichte seitdem wirkmächtige und oft peinliche Enthüllungsbücher über die Präsidenten George W. Bush und Barack Obama. Letzteres war von Trump 2013 gelobt worden.

(L'essentiel/nag/sda)

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