LinksfraktionLafontaine weist Mitverantwortung für Spaltung von sich
MERZIG/BERLIN – Die Tage der Linksfraktion im Bundestag sind gezählt. Ist Sahra Wagenknecht mit der von ihr betriebenen Neugründung einer Partei daran schuld? Wagenknechts Ehemann hat dazu eine klare Meinung.

Eine aktive Rolle in der Politik wolle Lafontaine nicht mehr haben, sagte Wagenknecht.
Rainer Jensen/dpaOskar Lafontaine sieht keine Verantwortung bei sich oder seiner Frau Sahra Wagenknecht für die Spaltung der Linkspartei. Auf die Frage, ob er und Wagenknecht die Partei mit ihrer Kritik jahrelang «sturmreif geschossen» hätten, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS): «Das ist das Märchen derjenigen, die unfähig sind, Wahlen zu gewinnen.» Parteiführungen hätten die Aufgabe, die Flügel zusammenzuhalten und auf Kompromisse hinzuwirken. «Wenn eine Parteiführung wie bei der Linken aggressiv nur die Position eines Flügels vertritt und den anderen bekämpft, dann beginnt die Spaltung», sagte Lafontaine.
Es gehe vor allem um Sachfragen, etwa in der Migrationspolitik. «Die Migrationspolitik der Linken – offene Grenzen und Bleiberecht für alle, über 1000 Euro Bürgergeld für jeden, der nach Deutschland kommen will – wird von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und verursacht nur Kopfschütteln. Wer bei einem zentralen Thema eine so falsche Politik vertritt, wird von den Wählern abgestraft.»
Wagenknecht war im Oktober aus der Linken ausgetreten und will im Januar ihre eigene Partei gründen. Am Dienstag hatte die Linke entschieden, ihre Bundestagsfraktion zum 6. Dezember aufzulösen. Es wird erwartet, dass nun zwei neue parlamentarische Gruppen entstehen: die verbliebenen 28 Linken-Abgeordneten einerseits und Wagenknecht mit ihren Unterstützern andererseits.
Lafontaine sagte über die Parteigründung Wagenknechts: «Politisch unterstütze ich die Entscheidung meiner Frau natürlich. Als Ehemann bin ich aber nicht begeistert davon.» Politische Arbeit sei «unglaublich anstrengend und zeitraubend», der Aufbau einer neuen Partei umso mehr.
Wagenknecht sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag): «Oskar Lafontaine sieht die politische Notwendigkeit für die neue Partei, aber auch die negativen Folgen für unser Privatleben.» Sie haben jetzt «eine ziemlich anstrengende und stressige Zeit». Sie hätte die Wahlperiode auch beenden und dann als Publizistin arbeiten können. «Das hätte uns persönlich viele Freiräume eröffnet. Aber er versteht, warum ich mich am Ende anders entschieden habe.»
Eine aktive Rolle in der Politik wolle Lafontaine nicht mehr haben, sagte Wagenknecht. «Er hat sein Leben lang Politik gemacht mit all dem Druck und Stress, der damit verbunden ist. Jetzt genießt er es, dass er das nicht mehr muss», sagte sie. «Natürlich beraten wir uns, und er unterstützt mich mit seinen Erfahrungen.»
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