Hillsborough-DramaLiverpool gedenkt der 96 Opfer trotz Corona
Heute vor 31 Jahren erschütterte die Hillsborough-Katastrophe die Fußballfamilie. Trotz Corona setzt Liverpool alle Hebel in Bewegung, um der Opfer zu gedenken.

Am 15. April 1989 um 15.06 Uhr stand die Fußballwelt still. In dieser Minute musste im Hillsborough-Stadion das Spiel zwischen Liverpool und Nottingham unterbrochen werden. Es waren derart viele Liverpool-Fans in die gleichen zwei Blöcke gequetscht worden, dass Wellenbrecher einbrachen und eine fatale Maßenpanik auslöste. 96 Fans der «Reds» starben an diesem Nachmittag.
Heute, genau 31 Jahre später, hätte in der Anfield-Arena in Liverpool wieder der Opfer der größten Katastrophe von Fußball-Europa gedacht werden sollen. Es hätte «das letzte Mal im Stadion sein sollen», sagte Margaret Aspinall, Vorsitzende der Hillsborough Family Support Group. Ein letztes Mal hätte man in der Heimstätte trauern und gleichzeitig allen für die unglaubliche Unterstützung während der vergangenen Jahre danken wollen.
Doch das Coronavirus machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Jetzt kann niemand an die Anfield Road gehen. Niemand kann im Stadion stehen und sich gemeinsam mit Tausenden anderen Fans an die 96 Opfer, ihre Familien und ihr Leid erinnern. Niemand kann das Denkmal besuchen und Blumen niederlegen.
Schweigeminute vereint trotz allem
Die Stadt und der FC Liverpool geben sich so leicht aber nicht geschlagen, auch nicht von Corona. Trotz allem wird heute, am 15. April um 15.06 Uhr, eine Schweigeminute abgehalten. Der ganze Staff des FC Liverpool macht mit – von zu Hause aus, in Quarantäne. Und doch irgendwie gemeinsam. Aspinall sagte im «Telegraph» zudem: «Ich möchte alle bitten, sich unseren Gebeten anzuschließen.»
Die Schweigeminute ist nicht alles. Um 15.06 Uhr klingen die Rathaus-Glocken durch die verlassenen Liverpooler Straßen. Über den riesigen Bildschirm vor dem Hauptbahnhof flimmern die Worte «Never Forgotten» – niemals vergessen. Die Fahnen in der Stadt sind aus Trauer nur bis zur Mitte gehisst. Bei der Gedenktafel vor dem Anfield liegen rot-weiße Blumenkränze vom Club. Im Stadion weht eine Gedenkfahne im Wind. Und wahrscheinlich wird fast ganz Liverpool für 60 Sekunden innehalten.
Neben all diesen symbolischen Botschaften an die Opfer und Hinterbliebenen meldete sich der FC Liverpool auf den Sozialen Medien außerdem mit zwei Videos. Trainer Jürgen Klopp und Captain Jordan Henderson wandten sich an diesem speziellen Tag an die Fans. «Der Plan war, dass wir heute zusammen im Anfield sind. Aber das ist nicht möglich», beginnt Klopp. Das mache diesen Tag dieses Jahr speziell schwierig, so Henderson.
Doch in Gedanken sei man heute bei allen Verstorbenen und Familien. «Mehr denn je, sind wir heute zusammen im Geiste, auch wenn wir körperlich nicht beieinander sein können», sagt der Captain. Club und Fangemeinde sahen sich in Liverpool schon immer mehr als Familie. Klopp und Henderson versprechen: «You'll never walk alone.»
Hier spricht Liverpool-Captain Jordan Henderson zu den Fans. Jürgen Klopps Ansprache ist weiter oben im Artikel zu finden.
(L'essentiel/li)