Grenzgänger kritisieren neue Regeln für Arbeitslosengeld in Frankreich

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Unmut bei Ex-Pendlern«Frankreich bietet mir nichts an – also suche ich in Luxemburg»

Ein neues Dekret zwingt Ex-Pendler, schlechter bezahlte Jobs in Frankreich anzunehmen. Kritik kommt von Betroffenen und der Senatorin Véronique Guillotin.

Thomas Holzer
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Thomas Holzer
Für arbeitslose Grenzgänger lohnt es sich mehr denn je, aktiv in Luxemburg nach Arbeit zu suchen.
Véronique Guillotin engagiert sich seit Langem für die Belange arbeitsloser Grenzgänger.
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Für arbeitslose Grenzgänger lohnt es sich mehr denn je, aktiv in Luxemburg nach Arbeit zu suchen.

Symbolbild: AFP

Ein neues französisches Dekret sorgt bei vielen ehemaligen Luxemburg-Pendlern für Ärger: Wer seinen Job im Großherzogtum verloren hat, muss künftig auch schlechter bezahlte Stellen in Frankreich annehmen, im Extremfall gar welche, die unterhalb der Arbeitslosenhilfe liegen – zwei Ablehnungen eines angemessenen Angebots reichen, um die Leistungen zu verlieren. Für viele Betroffene wie Guillaume* ist das unverständlich: «Das ist reine Stigmatisierung.»

Auch Véronique Guillotin (Parti radical, RDSE), Senatorin von Meurthe-et-Moselle, sieht das Dekret kritisch und hält die Umsetzung des Kriteriums «angemessenes Angebot» für schwierig. Denn nicht nur das Gehalt sei entscheidend: «Es gibt auch andere entscheidende Faktoren – etwa die Nähe zum Arbeitsplatz.»

Guillaume, einst im Finanzsektor Luxemburgs beschäftigt, berichtet: «In anderthalb Jahren hat mir France Travail nicht ein einziges Jobangebot gemacht. Ich bekomme nur automatische Mails für Feuerwehr- oder Fischerkurse. Sonst nichts.» Seine Lösung: «Ich suche selbst aktiv in Luxemburg.» Ein schlechter bezahltes Angebot in Frankreich, das ihm deutlich weniger Fahrzeit bescheren würde, würde er mittlerweile aber nicht mehr so kategorisch ausschlagen wie zuvor, sagt er.

Was würdest Du tun, wenn Du als Grenzgänger in Frankreich arbeitslos wirst?

Senatorin Guillotin setzt sich für eine Einigung mit Luxemburg und anderen Nachbarländern ein, damit diese den Verlust ausgleichen, wenn Grenzgänger ihren Job verlieren. Eine solche Reform soll laut der französischen Regierung auf europäischer Ebene erfolgen. Zudem wurde zugesichert, arbeitslose Grenzgänger künftig gezielter zu betreuen.

An eine komplette Kehrtwende der Regierung glaubt Guillotin nicht – auch wenn es beim geplanten Abbau der Leistungen bereits erste Zugeständnisse gegeben habe. Gemeinsam mit der Abgeordneten Isabelle Rauch (Horizons) und weiteren Parlamentariern will sie weiter politisch Druck machen: «Wir können nicht immer gewinnen, aber wir geben nicht auf.»

*Name geändert

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