GrammatikregelLuxemburg lehnt die Gender-Schreibweise ab
LUXEMBURG – Das Bildungsministerium wird die Französischlehrer des Großherzogtums nicht dazu aufrufen, ihren Schülern die neue umstrittene Regel beizubringen.

Die neue Schreibweise fand zu Beginn des Schuljahres Eingang in ein Französisch-Lehrbuch.
AFPIn den letzten Wochen hat es in der frankophonen Welt eine lebhafte Debatte die sogenannte «écriture inclusive» gegeben. Diese neue Regel, die von feministischen Bewegungen gefördert wird, zielt darauf ab, die Sprache zu entmaskulinisieren, indem sie die Regel aufhebt, nach der «das Männliche über dem Weiblichen steht», wenn es um Gruppen geht. Ein Beispiel: Aus dem Satz «Nos amis sont venus» würde nach der neuen Regel «Nos ami·e·s sont venu·e·s», sobald es um eine Gruppe geht, in der mindestens eine Frau ist.
Der Minister für Bildung, Claude Meisch (DP), sagte am Donnerstag, dass er «die Einführung neuer Grammatikregeln in Luxemburg nicht ins Auge gefasst» habe. Die Bewegung, die diese neue Rechtschreibung befürwortet, habe es geschafft, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. «In Luxemburg bleibt sie jedoch eine Minderheit und ist fast nicht existent» so der Minister, der seine persönliche Meinung zu diesem Thema nicht äußerte.
Meischs Meinung stimmt damit mit der Ansicht der Gelehrtengesellschaft Académie française, die in sprachlichen Fragen häufig Stellung bezieht, überein. Die Institution lehnte diese neue grammatikalische Regel ab, weil ihre Verwendung zu «einer uneinheitlichen Sprache führe, die Verwirrung stiftet und unlesbar ist.» Die Regel wurde zu Beginn des Schuljahres in ein französisches Lehrbuch aufgenommen. Seitdem wird sie von vielen Seiten heftig kritisiert. Sollte sie doch für allgemein gültig erklärt werden, käme das einer Revolution in der französischen Sprache gleich.
(Joseph Gaulier/L'essentiel)