«Unerträglich» – Bürger beklagen Niedergang der Rue de Strasbourg

Publiziert

Luxemburg«Unerträglich» – Bürger beklagen Niedergang der Rue de Strasbourg

LUXEMBURG – Die Rue de Strasbourg hat sich verändert – aus einem lebendigen Viertel sei ein Problemviertel geworden, sagen die Anwohner.

Nicolas Martin
Joseph Gaulier
von
Nicolas Martin
Joseph Gaulier
Die Sicherheitslage in der Hauptstadt sorgt für eine neue Debatte.
Vor allem rund um den Bahnhof...
Lydie Polfer hat einen Brief an den Premierminister geschickt, um ihn auf die Situation aufmerksam zu machen.
1 / 6

Die Sicherheitslage in der Hauptstadt sorgt für eine neue Debatte.

Editpress/Julien Garroy

«Vor 20 Jahren war unser Teil der Rue de Strasbourg noch friedlich. Doch 2012/2013 kamen die Prostituierten, 2016 folgten die Dealer, und seit 2024 sind die Junkies hier», berichtet Nicolas, ein langjähriger Bewohner des Bahnhofsviertels in Luxemburg-Stadt. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) wandte sich am Montag mit einem Brief an Premierminister Luc Frieden, um auf die Sicherheitsprobleme in den Vierteln Gare und Bonnevoie aufmerksam zu machen.

Dieser bestätigte, das Schreiben erhalten zu haben. Frieden sicherte zu, dass er «in engem Kontakt mit den zuständigen Ministern» bleibe und dass dem Thema große Bedeutung beigemessen werde. Der Premierminister versicherte zudem, dass «in den kommenden Wochen» entsprechende Entscheidungen getroffen würden.

Lydie Polfer erneuerte ihre Kritik an den unzureichenden Ressourcen der Justiz und den vielen eingestellten Verfahren. Gleichzeitig begrüßte sie die bereits ergriffenen Maßnahmen, darunter die Aufstockung der Polizeikräfte und die Einführung der Gemeindepolizei. «Zwei- bis dreimal täglich rufe ich die Polizei», berichtet Nicolas. «Die Beamten kommen, vertreiben die Dealer – und eine Stunde später sind sie wieder da.» Er zeigt sich skeptisch gegenüber politischen Ankündigungen und hat das Gefühl, dass die Behörden der Situation nicht gewachsen sind.

Was hältst Du von Lydie Polfers Initiative, an den Premierminister zu schreiben?

Seiner Einschätzung nach «verschlimmert sich die Situation nur weiter». Zwar werde er oft verbal angegriffen, doch er gibt zu, dass er «nicht sein Leben riskiert», wenn er die Rue de Strasbourg entlanggehe. Ein anderer Bewohner, der anonym bleiben möchte, äußert sich besorgter: «Was hier passiert, ist unerträglich geworden», sagt er. Besonders beunruhigt ihn, dass manche Bewohner erwägen, sich selbst zu wehren. In einer WhatsApp-Gruppe wird die Idee einer Bürgerwehr diskutiert. Diese Idee sorgt auch bei der Oppositionsgemeinderätin Christa Brömmel (Déi Gréng) für Besorgnis. Sie fragt die Stadtverwaltung, ob sie eine solche Initiative dulden werde.

Einige Anwohner spielen mit dem Gedanken, das Viertel zu verlassen – Nicolas hat diesen wieder aufgegeben. «Es ist zu spät. Mein Eigentum hat in den letzten zehn Jahren 30 Prozent an Wert verloren», sagt er. Dennoch hält er an der Hoffnung fest, dass sich die Lage irgendwann verbessert.

Folgst Du uns schon auf WhatsApp?

Abonniere unseren Kanal, aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine News-Übersicht sowie spannende Storys und Unterhaltung zum Feierabend.

Deine Meinung zählt

9 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen