Freeport Luxembourg – «Luxus-Bunker» am Findel gerät erneut ins Zwielicht

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Freeport Luxembourg«Luxus-Bunker» am Findel gerät erneut ins Zwielicht

LUXEMBURG – Abgeordnete des Europaparlaments rümpfen wegen der geheimen Geschäfte des Freeport die Nase. Bei einem Lokaltermin am Montag blieben viele Fragen offen.

Verwaltungsratspräsident Robert Goebbels nimmt den Freeport vor Kritik in Schutz.

Verwaltungsratspräsident Robert Goebbels nimmt den Freeport vor Kritik in Schutz.

Editpress/Editpress/Tania Feller

«Der Freeport ist einer der meist überwachten Orte in Luxemburg», sagt Robert Goebbels, Präsident des Verwaltungsrats. Auf der klotzigen Anlage auf 11.000 Quadratmetern, die von außen wie ein Gefängnis aussieht, gelten ähnliche Sicherheitsvorkehrungen wie auf einem Flughafen. Die wenigen Besucher bekommen die teuren Kunstwerke, Uhren, IT-Instrumente, edle Weine oder sogar Luxusautos, die Wohlhabende hier in Lagern von 50 bis 250 Quadratmeter bunkern lassen, in der Regel nicht zu Gesicht.

Mehreren EU-Abgeordneten sind die geheimen Vorgänge hinter den gut geschützten Mauern des Freeport ein Dorn im Auge. Vergangenen Dezember erschien ein Bericht, der die Geschäfte der Freihäfen ins Zwielicht rückte. Diese Lagerhallen profitieren nämlich von einer Sonderbesteuerung. Die Parlamentarier werfen den Betreibern vor, möglicherweise in Geldwäsche-Aktivitäten verwickelt zu sein. Am Montag verschafften sie sich vor Ort einen Überblick. «Es war wichtig, den Freeport einmal mit eigenen Augen zu sehen», sagt die Portugiesin Ana Gomes, die auch im Panama-Untersuchungsausschuss mitarbeitete. «Transparenz ist wichtig. Wir wollen wissen, ob es möglich ist, hier Reichtümer zu verstecken», sagt die österreichische EU-Abgeordnete Evelyn Regner.

«Es gibt andere Orte, um zu betrügen»

Viele Antworten erhielten die Gesandten aus Straßburg allerdings nicht. «Bei den meisten Fragen verwies man uns weiter an den Zoll und die Behörden», sagt Ana Gomes. «Wir haben Fragen, wie die Kontrollen durchgeführt werden und wir werden auch die Pläne Luxemburgs für mehr Transparenz untersuchen. » Die Behörden müssten sich auf eine Reihe von Anfragen einstellen.

Robert Goebbels wehrt sich gegen den Vorwurf, die Kontrollen im Freihafen seien zu lax. Der Freeport respektiere die luxemburgische und europäische Gesetzgebung, sagte der frühere Europaabgeordnete. «Darüber hinaus ist der Luxembourg Freeport ein privates Unternehmen, das Flächen vermietet. Wir sind nicht verantwortlich für das, was in diesem Raum geschieht.» Goebbels betont, dass jedes Objekt bei der Ein- und Ausfuhr dem Zoll gemeldet wird, der Informationen zudem ans Ausland weiterleiten kann. Die drei ständig im Freeport anwesenden Zollbeamten hätten jedoch nicht immer über das notwendige Fachwissen und müssten daher manchmal mit Experten zusammenarbeiten, sagt der Ex-Wirtschaftsminister (LSAP).

Goebbels bestreitet, dass der Freihafen ein Ort für Betrügereien sei: «80 Prozent der Waren kommen aus der EU. Es gibt viel weniger teure und weniger gut kontrollierte Orte für diejenigen, die Schmu machen wollen.» Er räumt ein, dass das Lagerhaus 2014 nicht den optimalen Start erwischt habe. Mehrheitsgesellschafter Yves Bouvier steckt bekanntlich in Monaco in rechtlichen Schwierigkeiten. «Selbst wenn der Freeport nichts mit der Sache zu tun hat, hat sie uns schlechte Publicity beschert.»

(Joseph Gaulier/L'essentiel)

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