Falsch überliefertMachu Picchu heißt offenbar gar nicht Machu Picchu
Die berühmte Inkastadt in Peru trägt unter Umständen schon seit gut 100 Jahren den falschen Namen. Das berichtet ein US-peruanisches Forscherduo.

Rund 44 Kilometer von der Andenstadt Cusco entfernt, in 2000 Metern Höhe: Dort befindet sich die Inkastadt Machu Picchu. So heißt es unter anderem in vielen Reiseführern. Doch möglicherweise sind diese Angaben falsch. Denn historische Aufnahmen deuten darauf hin, dass die Stadt eigentlich anders heißt, nämlich Huayna Picchu.
Davon berichten Donato Amado Gonzales, Historiker vom peruanischen Kulturministerium, und Brian Bauer, Archäologe an der University of Illinois in Chicago im Fachjournal «Ñawpa Pacha: Journal of the Institute of Andean Studies». Das Duo stützt sich dabei auf die Analyse historischer Dokumente: Auf Aufzeichnungen der spanischen Konquistadoren aus dem 17. Jahrhundert (siehe Box), historische Karten aus dem 19. Jahrhundert und Feldnotizen von Hiram Bingham. Der US-Archäologe hatte die Ruinen im Jahr 1911 besucht, darüber berichtet und so die Existenz der Stätte weltweit bekannt gemacht.
Spanische Konquistadore?
Im Jahr 1913 kam der Wandel
Die Studie zeigt, dass die Stätte punkto ihres Namens eine Veränderung durchgemacht hat. So bezeichneten die Konquistadoren die Ruinen noch als Huayna Picchu (Junger Berg) – nach dem der Stadt am nächsten gelegenen Gipfel, der direkt über ihnen aufragt. Der laut Bauer «eindeutigste Hinweis» findet sich in einem «Bericht aus dem späten 16. Jahrhundert, als die Ureinwohner der Region in Erwägung zogen, eine Stätte namens Huayna Picchu wieder zu besetzen.» Auch in einem peruanischen Atlas aus dem Jahr 1904 werden die Inkaruinen so genannt.
Vor seinem Besuch der Ruinen nutzte auch Bingham noch den Namen Huayna Picchu, heißt es in der Studie. In seinen 1913 veröffentlichten Berichten über die verlassene Inkastätte, die weltweit wahrgenommen wurden, verwendete er den seither gebräuchlichen Namen Machu Picchu. Offen bleibt, was den Archäologen dazu bewegte.
Im Herbst 2019 fand eine Forschungsgruppe heraus, dass sich die Erbauer der Inkastadt aus pragmatischen Gründen für einen derart schwer zu erreichenden Ort entschieden hatten. Das, so das Team um Rualdo Menegat von der brasilianischen Universität Rio Grande do Sul, lasse auf ein beachtliches Wissen der Inka schließen.