Magdeburg: Mussten fünf Menschen wegen Sicherheitslücke sterben?

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MagdeburgMussten fünf Menschen wegen Sicherheitslücke sterben?

Ein Behördenversagen könnte den tödlichen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit fünf Toten ermöglicht haben.

Jonas Bucher
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Jonas Bucher
Dort, wo der graue Transporter steht, hätte auch das Polizeiauto stehen sollen. Durch die entstandene Lücke konnte der Attentäter auf das Gelände rasen.
Am vergangenen Freitagabend raste der mutmaßliche Attentäter Taleb A. durch den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Fünf Menschen wurden dabei getötet, mehr als 200 verletzt.
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Dort, wo der graue Transporter steht, hätte auch das Polizeiauto stehen sollen. Durch die entstandene Lücke konnte der Attentäter auf das Gelände rasen.

Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg vom vergangenen Freitag, bei dem fünf Menschen getötet und mehr als 200 verletzt wurden, stellt sich noch immer die Frage, wie der mutmaßliche Attentäter Taleb A. (50) seinen gemieteten BMW überhaupt auf das Gelände steuern konnte.

Die Bild-Zeitung berichtet, dass ein Behördenversagen die unvorstellbare Tat ermöglicht haben könnte. Die Ermittlungen würden sich jetzt zunehmend auf eine gravierende Sicherheitslücke fokussieren: Ein Polizeifahrzeug, das die Zufahrt hätte blockieren sollen, stand am Freitagabend demnach etwa 30 Meter von seinem vorgesehenen Standort entfernt. Durch diese Lücke habe Taleb A. mit dem Auto ungehindert in die Menschenmenge rasen können.

Polizeifahrzeug nicht an geplantem Einsatzort

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) habe es abgelehnt, bei einer Sondersitzung im Landtag von Sachsen-Anhalt nähere Informationen zu geben. Lediglich im vertraulichen Teil der Ältestenrat-Sitzung habe sie erklärt, dass das Polizeifahrzeug in einer Parkbucht für Taxis an der Ernst-Reuter-Allee abgestellt gewesen sei – und nicht an seinem geplanten Einsatzort.

Die Positionierung des Fahrzeugs und das gesamte Sicherheitskonzept seien nun Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen. «Nach dem jetzigen Stand der Aufarbeitung befand sich das Polizeifahrzeug in der Parkbucht für Taxen und damit nicht an dem nach der polizeilichen Einsatzkonzeption vorgesehenen Standort. Warum dies so war, ist Gegenstand der weiteren Aufarbeitung», teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit.

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang gab keine weiteren Informationen heraus.

Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang gab keine weiteren Informationen heraus.

IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Die Bild wirft nun Fragen auf, die weiterhin unbeantwortet sind. War der Standortwechsel eine einmalige Fehlentscheidung oder geschah dies auch an anderen Tagen? Gab es feste Zeiten, zu denen die Beamten den Standort des Fahrzeugs wechselten?

Teilnehmer der Ältestenrat-Sitzung hätten außerdem berichtet, dass ständig neue Polizisten auf dem Weihnachtsmarkt eingesetzt worden und möglicherweise nicht ausreichend über ihre Aufgaben informiert gewesen seien. All das muss jetzt von den Ermittlern geklärt werden.

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