Luxemburg«Man braucht auch Leute, die nicht aus der Politik kommen»
LUXEMBURG – Mitunter entscheiden sich Parteien dafür, Kandidaten aus anderen Lebenswelten auf ihre Wahllisten zu setzen.


Mandy Minella tritt als Kandidatin für die DP an.
Die Bekanntgabe der Kandidaten für die Parlamentswahlen am 8. Oktober hat einige Überraschungen mit sich gebracht. So finden sich auf den Listen der DP die Sportler Mandy Minella und Raphaël Stacchiotti. Konditor Jean-Marc Hoffmann tritt für die CSV an. Auch einige Persönlichkeiten aus der Welt der Medizin sind mit von der Partie. Abgesehen davon, dass diese Kandidaturen einen etwas spektakuläreren Effekt hätten, «zeigen sie, dass wir in allen Bereichen der Gesellschaft präsent sind», erklärt Lex Delles, Vorsitzender der DP.
Seiner Meinung nach «braucht man eben auch Leute, die nicht aus der Politik kommen», da diese einen anderen Blick auf die großen Themen hätten. Gérard Schockmel, der sich während der Pandemie als Infektiologe einen Namen machte und auf der Liste der DP im Wahlkreis Zentrum steht, hat nach eigener Aussage lange überlegt, bevor er sich für ein politisches Engagement entschied. Er möchte, «dass Privatinitiative honoriert wird, im Gesundheitswesen, aber nicht nur dort». Als Beispiel nennt er dezentrale medizinische Angebote, die von Krankenhäusern unabhängig bereitgestellt werden. «Das funktioniert und das ist es, was die Menschen brauchen».
«Keine aktiven Anwerbeversuche»
Ein weiterer Arzt, der seit 2020 häufig öffentlich in Erscheinung tritt, ist Jean-Claude Schmit, Direktor der Santé. Er spricht über die Werte der LSAP, etwa den «allgemeinen Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Abwesenheit gewinnorientierter Medizin». Er tritt im selben Wahlkreis wie Schockmel an, allerdings für die Sozialisten.
Bekannte Persönlichkeiten könnten Wähler anlocken, jedoch gebe es «keine aktiven Anwerbeversuche», versichert Lex Delles. Es bleibe ihnen, die nicht mit dem politischen Tagesgeschäft vertraut seien, überlassen, sich in die Parteiorganisation einzufügen und ihre Werte zu verteidigen. «Vor 20 Jahren hätte ich mich vielleicht für eine andere Partei entschieden», gesteht Gérard Schockmel.