Falsche Therapie? – Maradonas Töchter machen dem Leibarzt Vorwürfe

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Falsche Therapie?Maradonas Töchter machen dem Leibarzt Vorwürfe

Dalma, Giannina und Jana Maradona erheben schwere Vorwürfe gegen den Arzt, der ihren Vater zuletzt behandelt hat. Sie sind nicht die einzigen, die die Therapie hinterfragen.

Die Vorwürfe gegen Maradonas Arzt häufen sich.

Die Vorwürfe gegen Maradonas Arzt häufen sich.

Die Fronten zwischen Diego Maradonas Ärzteteam und der Familie des verstorbenen Fußballgotts verhärten sich. Die Töchter des Argentiniers, Dalma, Giannina und Jana, sagten in der Nacht zu Sonntag in der Staatsanwaltschaft von San Isidro nahe der Stadt Buenos Aires aus. Die drei waren sich einig: Ihr Vater sei in letzter Zeit nicht gut von seinem Leibarzt Leopoldo Luque betreut worden.

«Uns fiel auf, wie stark aufgedunsen sein Körper wirkte. Nicht nur sein Bauch, auch seine Augenlider waren völlig geschwollen. Wie kann es sein, dass nur wir das bemerkt haben?» Maradona habe Herzprobleme gehabt. Die Schwellungen hätten für alle in seinem Umfeld ein Warnzeichen sein sollen, meinten die Töchter.

Krankenhaus war nicht einverstanden mit der Domiziltherapie

Anfang November, nachdem Neurochirurg Luque Maradona an einem Blutgerinnsel im Gehirn operiert hatte, waren der Familie drei mögliche Therapien vorgeschlagen worden: Eine freiwillige Einlieferung in einer Klinik, eine unfreiwillige Einlieferung oder eine Domiziltherapie. Die Angehörigen entschieden sich für Letzteres. «Die Ärzte versprachen uns in dem Moment eine Krankenhausähnliche Betreuung. Aber das war es nicht.»

Die Töchter hatten zwar die Krankenhausentlassung unterschrieben, auch Luque und Maradonas persönliche Psychiaterin Agustina Cosachov unterzeichneten das Dokument - trotz der Empfehlung des Krankenhauses, in dem Maradona operiert wurde, den 60-Jährigen in eine Reha-Klinik zu verlegen.

«Sie ließen Diego sterben»

Dalma, Giannina und Jana Maradona sind nicht die einzigen, die Luque schwere Vorwürfe machen. Der Anwalt Mario Baudry ist der Lebenspartner von Maradonas Ex Veronica Ojeda. Er vertritt Dieguito Fernando Maradona, den siebenjährigen Sohn Ojedas mit dem Fußballspieler. «Sie ließen Diego sterben», meint Baudry gegenüber dem Portal Infobae. Er vermutet, dass der Tod Maradonas vermeidbar gewesen wäre. «Wir werden darum bitten, dass alle, die an Diegos Pflege beteiligt waren, bis zu den letzten Konsequenzen untersucht werden. Im Falle, dass es Verwahrlosung gab».

Laut Baudry bekam Maradona weder Herzmedikation, noch waren klinische Studien vorhanden. «Vor einer Woche ist er in seinem Haus gestürzt. Dabei schlug er den Kopf gegen eine Wand an. Die Verletzung wurde aber nicht behandelt», so der Anwalt.

Ein prominenter Herzpatient, der keinen Kardiologen hat

Auch die Krankenpfleger, die angeheuert worden waren, um Maradona rund um die Uhr zu betreuen, werfen Arzt Leopoldo Luque vor, nicht auf sie gehört zu haben, als sie ihm erklärten, dass es Anzeichen von Herzkomplikationen gebe. Der Anwalt von Pflegerin Dahiana Madrid sagt zum Nachrichtensender TN: «Der zuständige Pfleger der Nachtschicht hatte bei Maradona eine Herzfrequenz von 115 Schlägen pro Minute gemessen. Am Tag vor dem Tod hatte er 109 Schläge pro Minute. Man weiß aber, dass ein Patient mit Herzproblemen 80 Schläge pro Minute nicht überschreiten sollte», sagte Rodolfo Baqué.

Trotz der Warnung der Pfleger habe Luque keine Medikation verordnet, um Maradonas Herzfrequenz bei 80 zu halten. «Niemand nahm die Warnungen ernst», so Baqué. Maradona soll nicht einmal von einem Kardiologen betreut worden sein.

«Ich habe nicht einmal meinen Vater so eng betreut»

Die argentinische Justiz geht mittlerweile den Vorwürfen gegen Leopoldo Luque nach. Ermittler haben den Leibarzt formell der fahrlässigen Tötung beschuldigt. Am Sonntag wurde Luques Praxis in der Hauptstadt Buenos Aires und das Wohnhaus in einem Vorort durchsucht. Es wird ermittelt, ob es bei der Behandlung von Maradona in dessen Haus in den letzten zwei Wochen seines Lebens Unregelmäßigkeiten gegeben habe.

Der Arzt stellte sich am Montag der ermittelnden Staatsanwaltschaft zu Verfügung. Er wehrt sich gegen die Vorwürfe von Maradonas Töchter. «Ich habe nicht einmal meinen Vater so eng betreut, wie ich Diego betreute», sagte er Cronica TV. Maradona sei ein schwieriger Patient gewesen, der nicht nur Gesundheitsprobleme hatte, sondern auch noch Entzugserscheinungen gezeigt habe. «Ich hoffe nur, dass, wenn das alles vorbei ist, sich jemand bei mir entschuldigt und sich bedankt, wie sich Diegos Schwestern bei mir bedankt haben», sagte Luque am Schluss.

(L'essentiel/Karin Leuthold)

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