Schule in LuxemburgMinister plant neue Orientierungs-Prozedur
LUXEMBURG - Nur etwa ein Drittel der 5119 Grundschul-Absolventen wechselt im Herbst in das klassische Lyzeum. Das Bildungsministerium will diese Quote anheben.
Nicht jeder Schüler im Großherzogtum schlägt nach der Grundschule die richtige Ausbildungsrichtung ein. Das Bildungsministerium will diesem Trend nun gegensteuern – und sicherstellen, dass künftig jeder Schüler in den Zweig wechselt, der auch seinen tatsächlichen Fähigkeiten und Vorstellungen entspricht. In Kraft treten soll die neue Orientierungs-Prozedur für das Lyzeum zum Schulbeginn 2016/2017.
Von den 5119 Schülern, die dieses Jahr die Grundschule abgeschlossen haben, wurden nur 35,3 Prozent in die Sekundärstufe orientiert. 47,7 Prozent wechseln in den technischen Sekundarunterricht (EST), weitere 16,7 Prozent besuchen künftig das «Régime préparatoire» des EST und ein Prozent profitiert von einem erweiterten Zyklus. «Mir machen vor allem jene Schüler Sorgen, die ins 'Préparatoire' gehen werden. Dieser Schulbereich hat die höchste Schulabbrecherquote», sagt Bildungsminister Claude Meisch.
Die Prozedur wird vereinfacht
Die Eltern stimmten dieses Jahr in 81,8 Prozent der Fälle mit der Entscheidung des Orientierungsrats überein. «Aber man kann sich sehr gut vorstellen, dass ein Elternteil einer Orientierung in den technischen Unterricht zustimmt, weil er oder sie vielleicht gar nicht wissen, dass es ein klassisches Lyzeum gibt, das einen frankophonen Zweig anbietet. Umgekehrt kann ein Kind auch ins klassische Lyzeum geschickt werden, obwohl es mehr Entwicklungschancen im technischen hätte», so der Minister.
Das Ministerium beabsichtigt, das Orientierungsverfahren zu vereinfachen und transparenter zu gestalten. Die Eltern werden künftig früher über den schulischen Fortschritt ihres Kindes informiert. Und das pädagogische Team soll dann eine gemeinsame Orientierungsentscheidung mit den Eltern treffen. Ab 2016/2017 soll der Orientierungsrat, dem bisher die endgültige Entscheidung zufiel, nur mehr in Falle von Meinungsverschiedenheiten konsultiert werden.
Weitere Möglichkeiten für Sprachen
In diesem Jahr haben 260 Schüler, die mit ihrer Orientierung nicht einverstanden waren, eine Zugangsprüfung für den stattdessen gewünschten Sekundarschulbereich abgelegt. Allerdings hat diesen nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Schüler bestanden und wurde folglich umorientiert. «Für die anderen ist ein zusätzliches Durchfallen, das in der Zukunft absolut vermieden werden muss», so der Minister.
Laut einer aktuellen Umfrage der Uni Luxemburg bestimmen zwei wesentliche Faktoren die Orientierung von Schülern: Ihre Sprachkenntnisse und der soziodemografische Kontext. Über die Orientierung hinaus will das Ministerium den Unterricht dergestalt reformieren, dass mehr Möglichkeiten für das Erlernen von Sprachen und mehr Unterstützung für Kinder angeboten werden, die von Haus aus nicht die selben Chancen wie ihre Altersgenossen haben.
(Séverine Goffin/L'essentiel)