Grenzschließung: Mit gelber Kreide markiert – und zurückgeschickt

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GrenzschließungMit gelber Kreide markiert – und zurückgeschickt

Seit Montag ist die deutsch-luxemburgische Grenze geschlossen. Dabei werden die Autoreifen derer, die nicht über die Grenze dürfen, mit gelber Kreide markiert.

Auf dem Rastplatz Moseltal an der Autobahn A8 von Luxemburg nach Deutschland kontrollieren Beamte der Bundespolizei die Einreise und schicken nicht berechtigte Personen zurück.

Auf dem Rastplatz Moseltal an der Autobahn A8 von Luxemburg nach Deutschland kontrollieren Beamte der Bundespolizei die Einreise und schicken nicht berechtigte Personen zurück.

DPA/Christoph Reichwein

Es ist ruhig. Sehr ruhig. Die Situation auf dem Autobahn-Parkplatz an der Grenze zwischen Schengen und Perl hat sich am Dienstag wieder entspannt. Keine kilometerlangen Autoschlangen, kein stundenlanges Warten. Während die Schließungen der deutsch-luxemburgischen Grenze am Montag noch ein mittleres Verkehrschaos ausgelöst hat, «ist die Situation jetzt stark beruhigt», sagt Karsten Eberhardt, Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach.

Auch deshalb wirken die etwa 20 Beamten gelassen. «Wir versuchen natürlich, die Bürger so wenig wie nur möglich zu beeinträchtigen», sagt Engelhardt. Wohlwissend, dass die Menschen hier seit 35 Jahren quasi ohne Grenzen leben. Seit die Vertreter Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Luxemburgs und Deutschlands hier am 15. Juni 1985 das Schengener Abkommen unterzeichneten haben und den Menschen garantierten, die Binnengrenzen an jeder Stelle ohne Personenkontrollen überschreiten zu dürfen.

Viele der hier ansässigen Menschen haben Familie und Freunde jenseits der Grenze. Wie etwa Carlos, der mit seinem Sohn Shano zur Kontrolle auf den Parkplatz gewunken wird. «Die Kontrollen sind schon in Ordnung», sagt Carlos, «aber ich muss meinen Sohn zu seiner Mutter bringen. Und sie lebt in Deutschland. Es ist für uns also nicht gerade einfach.»

Besserung ist noch nicht in Sicht. Zumal sich die Ereignisse seit Tagen überschlagen. Alle vom Coronavirus betroffenen Länder ergreifen immer weitreichendere Maßnahmen: Frankreich hat - wie zuvor Spanien und Italien - eine Ausgangssperre verhängt, Deutschland schließt die Grenzen und Luxemburg ruft den nationalen Notstand aus.

Grenzkontrollen gab es immer wieder

Ausnahmen machen die Beamten deshalb keine. Wer keinen triftigen Grund hat, die Grenze zu passieren, wird abgewiesen. «Aber die meisten Autofahrer wissen das und halten bereits alle Unterlagen und den Ausweis bereit», sagt Engelhardt. Ein Beamter markiert die Autoreifen derer, die zurückgeschickt werden, mit gelber Kreide. Danach werden die Fahrer zurück auf die A8 Richtung Saarbrücken geschickt, wo sie die Abfahrt Perl nehmen und zurück nach Luxemburg müssen.

Allein am Montag haben die etwa 130 bis 150 Beamten, die die saarländisch-luxemburgische Grenze absichern, rund 150 Fahrzeuge zurückgeschickt. Ganz neu seien die Kontrollen an der Grenze hier nicht, sagt Engelhardt, «wir hatten diese Situation ja schon öfter» und erinnert an die Terroranschläge in Frankreich, den Nato-Gipfel in Brüssel oder manche Einsätze während der Flüchtlingskrise. All das waren Ereignisse, die Kontrollen an den Grenzen nötig gemacht haben. Heute ist es der Coronavirus. Geschlossene Grenzen sollen die Ausbreitung des Virus zumindest abmildern.

Hierfür müssten die Beamten allerdings alle Grenzübergänge schließen. «An der deutsch-luxemburgischen Grenze ist es dank der Mosel relativ einfach», sagt Karsten Engelhardt, «doch zu Frankreich haben wir 180 Kilometer grüne Grenze, das ist fast unmöglich.» Deshalb wurde beschlossen, die kleinen Feldwege mit Betonpollern zu blockieren, um wenigstens die Durchfahrt mit dem Auto zu verhindern. «So werden die Kontrollen an den größeren Grenzübergängen verdichtet. Alles andere liegt dann in der Verantwortung der Bürger», sagt Engelhardt. Weil sich die Menschen aber so verständnisvoll zeigen, hat er die berechtigte Hoffnung, dass es so ruhig bleibt.

(Michael Aubert/L'essentiel)

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