Ältester Häftling des LandesNach 24 Jahren Knast stellt Peiffer in der Abtei aus
LUXEMBURG - So lange wie Guy Peiffer sitzt in Luxemburg niemand ein. Nun bereitet der Häftling aus Schrassig mit einer Ausstellung sein Leben in Freiheit vor.

Guy Peiffer stellt ab 2. April Keramikkunst in der Abtei Neumünster aus.
L'essentielSeit dem 16. September verlässt Guy Peiffer jeden Morgen das Gefängnis in Schrassig und fährt mit dem Bus in das ehemalige Gefängnis im Grund, in die Abtei Neumünster. Dort bearbeitet der älteste Häftling Luxemburgs, der seit 24 Jahren wegen Mordes hinter Gittern sitzt, eine Keramikausstellung vor. Ab dem 2. April sind Peiffers Werke «zu sehen.
Etwa zeitgleich dürfte auch die endgültige Entscheidung über seine Haftentlassung fallen. «Ich habe ein ruhiges Gewissen und war mit dem Kopf immer in Freiheit», meint Guy Peiffer. Dass Peiffer im Grund ausstellen kann, dafür hat Claude Frisoni gesorgt, der bis zum Jahresende Direktor des Kulturzentrums Abtei Neumünster war: «Das wird eines der besten Projekte, das ich hier auf die Beine gestellt habe», freut sich Frisoni.
Pläne für das Leben in Freiheit
Guy Peiffer hat seinen Weg zur Keramik im Gefängnis gefunden. «Ich habe acht Jahre mit mir gekämpft, bevor ich damit begonnen habe», erinnert sich der Noch-Häftling. Seit Peiffer in seinem Atelier im Grund arbeitet, schmiedet er Zukunftspläne für das Leben in Freiheit. Peiffer will sich eine Wohnung suchen und seine Tochter öfter sehen – sie war eineinhalb Jahre alt, als ihr Vater verhaftet wurde. «Ich will kein Sozialfall werden. Nicht dass man mir sagen könnte, ich sei nur ein Schmarotzer. Ich möchte arbeiten, mich in der Gesellschaft nützlich machen.»
Christiane Bisenius, Stellvertreterin des zuständigen Staatsanwaltes, bestätigt auf Nachfrage, dass «Peiffers Verhalten außerhalb der Gefängnismauern keinerlei Kritik nach sich gezogen hat».
Einmal in Freiheit denkt Peiffer daran, einen Verein zu gründen, der Häftlingen bei ihrer Widereingliederung hilft. «Jeder Kriminelle weniger ist ein Plus für die Gesellschaft. Es reicht nicht, einem Häftling bei seiner Entlassung 50 Euro zuzustecken, die er dann am Bahnhof direkt gegen ein Kügelchen eintauscht. Wir müssen dafür sorgen, dass sie eine Wohnung und eine Arbeit bekommen», meint Peiffer.
(Jérôme Wiss/L'essentiel)