Flüchtlinge in Luxemburg«Nach dem Krieg kehre ich nach Syrien zurück»
LUXEMBURG - Khaled und Tallat sind beide aus Syrien geflohen. Seit sie in Luxemburg Schutz gefunden haben, wollen sie vor allem eines: Sich so schnell wie möglich integrieren.
Khaled ist 30 Jahre alt und hat in seiner Heimat Syrien als Fotograf gearbeitet. Neben ihm sitzt sein 13-jähriger Cousin Tallat. Beide sind aus Damaskus geflohen und haben nun im Großherzogtum Schutz gefunden. Am Mittwoch begaben sie sich ins «Centre Médico-Social» der Stadt Luxemburg. Dort trafen wir sie in Begleitung von Fannan Zahra, die beim Roten Kreuz als Dolmetscherin arbeitet.
«Wir kommen aus Syrien und sind vor 50 Tagen in Europa angekommen», sagt Khaled auf Anhieb. «Wir haben ein Boot in Ägypten genommen und wussten nicht, wohin es fährt. Seit wir im Foyer Don Bosco untergebracht sein, läuft alles gut. Wir werden gut behandelt und es gibt kein Problem.»
450 auf einem Boot
Fannan Zahra stammt aus Marokko und kam 1975 ins Großherzogtum. Als Übersetzerin für das Luxemburger Rote Kreuz hilft sie Flüchtlingen bei der Erledigung ihrer Behördengänge. «Sie drücken sich in Schriftarabisch aus», sagt sie. «Ich kann sie verstehen, weil ich diese Sprache in der Schule gelernt habe. Manchmal ist es aber nicht so leicht. Sie haben alles verloren und alles hingeworfen. Sie haben nichts.»
Tallat verlor seine Mutter im Alter von nur zehn Tagen. Heute, mit 13, hofft er auf bessere Zeiten. «Wir haben das Mittelmeer auf einem großen Boot gekreuzt. 450 Personen waren an Bord», erzählt der junge Syrer. «Seit ich in Luxemburg bin, habe ich noch keine Rassisten getroffen. Niemand behandelt uns herablassend.»
Schnell integrieren
Dank ihren Smartphones können die beiden Cousins über das Internet in Kontakt mit ihren Verwandten in Syrien bleiben. «Mein Land fehlt mir und ich bin sehr traurig beim Anblick dessen was gerade geschieht», fügt Tallat hinzu. «Ich hoffe, dass alles eines Tages wieder gut wird. Und sobald der Krieg vorbei ist, werde ich alles dafür tun, um nach Damaskus zurückzukehren. Bis dahin möchte ich studieren und Arzt werden.»
Fannan kümmert sich aufmerksam um die beiden Flüchtlinge. «Ich bin hier, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Durch das Gespräch mit ihnen versuche ich, ihnen das Lächeln zurückzugeben», sagt die Übersetzerin. «Sie haben leider keine schönen Geschichten zu erzählen. Ich höre oft Sätze wie 'Ich verlor meine Mutter, ich verlor meinen Vater, ich war Ingenieur, ich bin Student, ich bin Rechtsanwalt, ich habe alles verloren'.... Sie denken noch nicht an ihre Zukunft. Aber sie wollen insbesondere Französisch lernen, um sich so schnell wie möglich zu integrieren.»
(Frédéric Lambert/L'essentiel)
Ärztliche Untersuchung
Um den Flüchtlingsstrom nach Luxemburg besser zu managen, hat Luxemburg nicht nur zusätzliche Unterkünfte eingerichtet, sondern auch eine ärztliche Betreuung für Asylbewerber etabliert.
Die medizinisch-psychisch-soziale Behandlung der Flüchtlinge wird vom Gesundheitsministerium organisiert. Im «Centre Médico-Social de Luxembourg» werden regelmäßig Untersuchungen angeboten.