WM-TestspieleNiederlage für Deutschland, Frankreich besiegt Russland
Die deutsche Nationalelf verliert am Dienstagabend überraschend gegen Brasilien mit 0:1. Der französischen Mannschaft gelingt ein 1:3-Sieg gegen Gastgeber Russland.

Fjodor Smolow (M) von Russland freut sich mit seinem Team über sein Tor zum 1:2.
Dmitri LovetskyRekord verpasst und kein neues Fußball-Fest gegen Brasilien: Knapp drei Monate vor der WM haben wiedererstarkte Südamerikaner zurückgeschlagen und die Niederlagenlose-Serie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beendet. Der weitgehend mit der zweiten Reihe angetretene Weltmeister unterlag am Dienstag in Berlin einer hochmotivierten Seleção mit 0:1 (0:1) - es war die erste Niederlage nach dem verlorenen EM-Halbfinale 2016.
Den entscheidenden Treffer vor 72 717 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion erzielte Gabriel Jesus (37. Minute). Für Brasilien war es 1358 Tage nach dem 1:7-Trauma im WM-Halbfinale 2014 ein hochemotionaler und verdienter Erfolg. Der hätte sogar noch klarer ausfallen können. Der 38 Jahre alte deutsche Ungeschlagen-Rekord von 23 Partien unter Jupp Derwall bleibt damit unerreicht, die deutsche Serie endete nach zuvor 22 Begegnungen ohne Pleite.
Die deutsche Mannschaft kam zunächst besser ins Spiel als noch beim 1:1 am Freitag gegen Spanien. Und das, obwohl Löw sein 160. Länderspiel vor allem dazu nutzte, 82 Tage vor dem WM-Start am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko einige neue personelle Varianten zu testen. Der 58-Jährige veränderte die Startelf auf sieben Positionen, und es dauerte zu Beginn nicht lange, bis die Mannschaft ihren eigenen Stil fand. Später aber zeigte sich, dass geschonte Stammkräfte wie Mesut Özil, Thomas Müller oder Mats Hummels eine noch höhere Qualität aufweisen und fehlten.
Gomez nutzt Chance nicht
Die Brasilianer, die am Freitag 3:0 bei WM-Gastgeber Russland siegten und weiter auf den verletzten Superstar Neymar verzichten müssen, begannen mit Respekt und hatten erst nach einem Fehler von Ilkay Gündogan durch Philippe Coutinho eine gute Möglichkeit (11.). Der deutsche Abwehrblock um den in seiner Heimatstadt erstmals als Kapitän beginnenden Jérôme Boateng stand zunächst sicher. Nach einem Schlag auf die Wade wurde Boateng in der 68. Minute ausgewechselt.
Der international noch unerfahrene Marvin Plattenhardt schlug zwar einige ordentliche Flanken, schaffte es aber nicht, seine linke Seite gegen Willian zu verteidigen. Der Pass des Brasilianers hatte schon die größte Gelegenheit der Gäste eingeleitet, als Jesus Boateng und Antonio Rüdiger düpierte und über das Tor schoss (36.). Zwei Minuten später konnte Rüdiger eine Willian-Flanke nicht verhindern. Gegen den Kopfball von Jesus reagierte Keeper Kevin Trapp noch mit einem guten Reflex, aber der Ball landete im Tor.
Trapp spielte für Marc-André ter Stegen, der in der Hauptstadt geschont wurde. Auch Stürmer Mario Gomez bekam im letzten Länderspiel vor der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai in Dortmund eine Chance. Der Angreifer vom VfB Stuttgart war im Strafraum immer präsent, wartete aber vergeblich auf präzise Hereingaben. Nach einer guten Stunde wurde der 32-Jährige durch Sandro Wagner ersetzt, der sich mit seiner körperlichen Art noch einige Möglichkeiten erarbeitete. Einen Kopfball aus guter Position brachte der Münchner aber nicht auf das Tor (72.).
Draxler verpasst möglichen Ausgleich
Insgesamt zeigte sich, dass die weitgehend mit der zweiten Garnitur angetretenen Gastgeber durchaus eigene Qualitäten einbringen konnten, doch die Brasilianer traten wie von Löw prophezeit völlig anders auf als beim traumatischen 1:7 vor vier Jahren in Belo Horizonte. Die Auswahl von Nationaltrainer Tite agierte kompakt mit einer überzeugenden defensiven Grundordnung. In der ersten Halbzeit stoppten sie deutsche Angriffsaktionen schon vor dem Strafraum.
In der zweiten Halbzeit hätten die Brasilianer ihre Führung ausbauen können, die beste Möglichkeit vergab Jesus, der in der 68. Minute nicht ins leere Tor köpfen konnte. Der Weltmeister fand hingegen immer weniger Gegenmittel gegen die diszipliniert spielenden Südamerikaner. Zumal neu in die Elf gerückte Spieler wie Leroy Sané oder Ilkay Gündogan zu wenig gelang. Gerade in die Schnelligkeit des jungen Sané hatte Löw viele Hoffnungen gesetzt. Der Ex-Schalker spielte aber zu fahrig und unentschlossen. Auch Gündogan leistete sich zu viele Fehler. Draxler verpasste in der Nachspielzeit noch den möglichen Ausgleich.
Frankreich besiegt Gastgeber Russland
Mit den früheren Bundesliga-Profis Roman Neustädter und Konstantin Rausch hat WM-Gastgeber Russland auch das zweite Testspiel verloren. Vier Tage nach dem 0:3 gegen Fußball-Rekordweltmeister Brasilien musste sich die Sbornaja am Dienstag Frankreich mit 1:3 (0:1) geschlagen geben. Auswahltrainer Stanislaw Tschertschessow bot Neustädter und Rausch auf, obwohl beide vom russischen Verband kürzlich nach dem Besuch eines Moskauer Nachtclubs noch bestraft wurden.
Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain hatte die Franzosen in St. Petersburg in der 40. Minute in Führung gebracht. Paul Pogba von Manchester United erhöhte auf 2:0 (49.). Nach dem Anschlusstreffer von Fedor Smolow (68.) machte erneut Mbappé alles klar (83.).
Ex-Weltmeister Frankreich hatte seinen ersten WM-Test am vorigen Freitag gegen Kolumbien trotz einer 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren. Für die Équipe Tricolore beginnt die WM-Endrunde am 16. Juni mit dem Spiel gegen Australien in Kasan. In Gruppe C geht es außerdem gegen Peru und Dänemark.
Weitere Länderspiel-Ergebnisse vom 27. März 2018 finden Sie in der Infobox.
(L'essentiel/dpa)
Weitere Ergebnisse vom 27. März 2018:
Russland 1:3 Frankreich
Schweiz 6:0 Panama
Dänemark 0:0 Chile
Luxemburg 0:4 Österreich
Rumänien 1:0 Schweden
Deutschland 0:1 Brasilien
Belgien 4:0 Saudi-Arabien
England 1:1 Italien
Spanien 6:1 Argentinien