Obamacare-KampagneObama-Rap wirbt für Gesundheitsreform
Star-Power soll Amerikas Junge für die unpopuläre Gesundheitsreform begeistern: Eine erste Rap-Parodie von Alphacat geht nahe an die Grenze des Personenkults.

Im ersten Video zum Start einer neuen Obamacare-Werbekampagne beginnt der Obama-Imitator Alphacat mit dem für den US-Präsidenten typischen Satz «Let me be clear!» - um es klar zu sagen. Dann rappt er, rhythmisch tänzelnd: «Wenn ich im Oval Office bin, nenn’ mich Präsident Barack. Und wenn du die neue Krankenkasse brauchst, melde dich an, solange sie heiß ist.»
Die Aufforderung im Refrain - «sign up while it’s hot» - reimt sich auf «Drop it like it’s hot» im gleichnamigen Rap-Hit von Snoop Dogg aus dem Jahr 2004. Der Obamacare-Rap ist gleich instrumentiert und als Video ähnlich produziert. Alphacat, der abseits der Bühne Iman Crosson heisst, soll mit dem Polit-Rap der Gesundheitsreform eine vergleichbare Coolness verleihen.
Wortspiele und Reime
Der amüsante Song enthält Wortspielereien, die im Hip-Hop gängig sind, aber schwer zu übersetzen sind. Zum Beispiel singt er: «We’ll cover all your , your , and your », was so viel heissen könnte wie: «Wir decken alles ab, dieses und jenes und überhaupt.»
Seit seinem Start vergangenen Donnerstag wurde die Parodie von «Drop It Like It’s Hot» auf Youtube schon über 210’000 Mal angeklickt. Der Rap-Song scheint seine Aufgabe zu erfüllen, junge Amerikanerinnen und Amerikaner auf die Gesundheitsreform aufmerksam zu machen.
Auch andere Promis machen mobil
In der nun folgenden Kampagne nehmen weitere Prominente teil, darunter Lady Gaga, die Schauspielerin Tatyana Ali, der Komiker George Lopez und die Rapper T.I. und Pitbull. Für Obamacare warb letzte Woche schon der unlängst vom «People»-Magazin zum «Sexiest Man Alive» ernannte Popsänger Adam Levine. Seinen 4,7 Millionen Twitter-Followern tweetete er am Donnerstag: «Ich lebe in Kalifornien. Jetzt kannst Du #GetCovered (dich versichern lassen), wenn Du hier wohnhaft bist. Beeile Dich!»
Die Zeit drängt, weil die zur Gesundheitsreform gehörenden Versicherungsbörsen bis Ende Jahr unbedingt neue Versicherte brauchen, damit die Rechnung stimmt. Nur wenn viele gesunde Junge sich einschreiben und Prämien zahlen, ist genug Geld für die vermehrten Leistungen und Prämiensubventionen vorhanden.
Jugendliche wenden sich von Obama ab
Die Propagandakampagne hat sich eine schwierige Aufgabe gesetzt, denn Amerikas Jugendliche sind von Obamacare nicht begeistert. Wie eine Umfrage des Harvard-Instituts für Politik ergab, werden die zwischen 18 und 29 Jahre alten Millennials Obama langsam überdrüssig. In dieser Bevölkerungsgruppe ist die Zustimmungsquote für den Präsidenten von 52 Prozent Anfang Jahr auf inzwischen 41 Prozent abgesackt. Im Verhältnis von drei zu zwei lehnen Millennials die Gesundheitsreform ab. Vermutlich braucht Obamacare positive Schlagzeilen und Erfolge bei den Versichertenzahlen, bevor die Jungen sie als attraktive Option wahrnehmen.
Kritiker Obamas zweifeln daran, dass die Werbekampagne allein viel bewirkt. Manche finden auch, die Rap-Parodie gehe zu weit. «Mir macht diese Glorifizierung des Oberkommandierenden Sorgen, sagte der ehemalige Bush-Berater Karl Rove am FoxNews-Fernsehen. Rove findet, das Video überschreite die Grenze zum Personenkult. «Man stelle sich vor, George Bush, Bill Clinton oder Ronald Reagan hätten so etwas produziert», sagte Rove. «Was für einen öffentlichen Aufschrei hätte es bewirkt?»
Parodie der Parodie
Obamas Gegner lassen es nicht mit der Kritik bewenden. Bereits ist auf Youtube eine Parodie der Parodie zu sehen. Eine junge Schwarze mit Google-Namen Juicysparkles rappt gegen Obamacare an und verwendet wiederum Snoop Doggs ursprünglichen Song. «Obamacare - drop it like it’s hot» heißt bei ihr: Lass’ die Gesundheitsreform fallen, wie wenn sie heiß wäre.»
Hier das Rap-Video gegen Obamacare:
(L'essentiel Online/ Martin Suter, New Yor)