Missbrauch in der Sakristei – Obermessdiener zu drei Jahren Haft verurteilt

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Missbrauch in der SakristeiObermessdiener zu drei Jahren Haft verurteilt

Ein 26-Jähriger Obermessdiener aus der Eifel muss für drei Jahre ins Gefängnis, weil er sich an jüngeren Messdienern vergangen hat.

Weil ein Geistlicher aus der Eifel minderjährige Messdiener sexuell missbraucht hat, muss er nun für drei Jahre hinter Gitter.

Weil ein Geistlicher aus der Eifel minderjährige Messdiener sexuell missbraucht hat, muss er nun für drei Jahre hinter Gitter.

DPA

Weil er sich über Jahre an minderjährigen Messdienern vergangen hat, ist ein früherer Obermessdiener aus der Eifel zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Trier sah es als erwiesen an, dass der 26-Jährige zwei Jungen im Pfarrheim oder in der Sakristei einer katholischen Kirche in Gerolstein (Kreis Vulkaneifel) - gegen Bezahlung - missbraucht hat. «Der Angeklagte hat erhebliche Schuld auf sich geladen», sagte der Vorsitzende Richter Albrecht Keimburg am Montag. Der Heilerziehungspfleger, 15 Jahre lang im Dienst der Kirche, hatte ein Geständnis abgelegt. Er war zuvor selbst vom damaligen Vikar der Pfarrgemeinde missbraucht worden.

Es sei ein «komplexes System des Missbrauchs» gewesen, das sich vom Jahr 2000 an in der Eifel-Pfarrgemeinde gebildet habe, sagte Keimburg. Zunächst missbrauchte der Vikar den Obermessdiener mit der Erklärung, Sex mit einem Pastor sei nichts Schlimmes, sondern zeuge von einer «schöpfungsbejahenden Lebensweise». Dann vergriff sich der Obermessdiener, der sich selbst als homosexuell bezeichnet, an Messdienern und baute sich im Internet einen Pool von 30 bis 40 Jungen auf, mit denen er über Sex chattete. Auch brachte er sie dazu, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen und diese zu filmen.

Fünf bis 25 Euro pro Mal

«Ich konnte mich mit Gleichaltrigen nicht über meine Homosexualität unterhalten», sagte der 26-Jährige. «Da hat er sich eine eigene Sphäre zu deutlich jüngeren Kindern und Jugendlichen gesucht», sagte Staatsanwalt Arnold Schomer, der drei Jahre Haft gefordert hatte. Und die fand der Verurteilte «in einer Enklave, im Bereich der Kirche», in der er als Obermessdiener eine gewisse Macht ausübte. «Es tut mir leid», sagte der 26-Jährige vor Gericht. «Am liebsten würde ich es rückgängig machen.» Wegen Verjährung wurde die Zahl der angeklagten Fälle von insgesamt 30 auf 14 reduziert.

Hauptopfer war ein anfangs 13-Jähriger, den er von April 2004 bis September 2006 regelmäßig missbrauchte. Fünf bis 25 Euro habe er pro Mal dafür gezahlt, sagte der 26-Jährige. Die Bezahlung sei nicht nötig gewesen, aber: «Der Vikar hat mir damals auch was gegeben. Da dachte ich, das wäre normal.»

Vikar weiterhin beurlaubt

Der Geistliche, zuletzt als Pfarrer in der Pfarrei Dierdorf im Dekanat Rhein-Wied (Kreis Neuwied) tätig, ist seit März vom Bistum Trier beurlaubt. Das Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs sei inzwischen aber leider wegen Verjährung eingestellt worden, sagte Schomer.

Die Übergriffe des Vikars seien ihm unangenehm gewesen, sagte der 26-Jährige. «Das war so eine Art Bringschuld.» Der Vikar habe ihn öfter eingeladen: Zum Essen, zu Cocktails, zum Musical. «Ich wollte mit ihm keine Beziehung eingehen.» Auf einer Kurzreise nach Mailand habe er ihm sogar für einmal Sex 100 Euro gezahlt. Der Pfarrer sei weiterhin beurlaubt, sagte ein Sprecher des Bistums Trier.

(L'essentiel online/dpa)

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