USAObszön oder Kunst? Statue für Martin Luther King sorgt für Aufsehen
Eine Statue in Boston soll Martin Luther King ehren. Viele Menschen bezeichnen die Aktion jedoch als misslungen.

Das Werk mit dem Namen «The Embrace» (Die Umarmung) wurde am Freitag offiziell enthüllt und zeigt vier Arme, die eine Umarmung zwischen Martin Luther King und seiner Frau Coretta Scott King zeigen soll. Es steht im größten öffentlichen Park der Stadt Boston. Als Vorlage für das Zehn-Millionen-Dollar Werk diente ein Bild, das 1964 bei der Veranstaltung geschossen wurde, an welcher die Gewinner des Friedensnobelpreises verkündet wurden.

Das Originalbild: Martin Luther King Jr. umarmt seine Frau Coretta.
Bettmann Archive (Getty Images)Die millionenschwere Skulptur vom Künstler Hank Willis Thomas ist ungefähr sechs Meter hoch und zwölf Meter breit. Stehen soll sie auf der einen Seite für die Bürgerrechtsbewegung, die maßgeblich durch Luther King geprägt wurde. Auf der anderen Seite soll «The Embrace» die Macht der Liebe zwischen zwei Menschen aufzeigen. «In diesem Werk geht es um die Fähigkeit, in jedem von uns, von Liebe erfüllt zu sein, und ich fühle mich jedes Mal von Liebe erfüllt, wenn ich die Namen und Gesichter von Dr. King und Coretta Scott King höre», zitieren die Zeitungen der Tamedia aus einem Interview mit dem Künstler.
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«Beleidigend, teuer, inhaltsleer»
Das Kunstwerk ist nach seiner Enthüllung auf Gespött gestoßen, da bei ihr die Gesichter von Martin Luther King und seiner Frau fehlen. Angebracht gewesen wäre, laut einem Kolumnist beim «Boston Herald», dass der ganze Körper zu sehen ist. Auch verschiedene Nutzer in den sozialen Medien kritisieren, dass ohne Kontext nicht erkennbar sei, was die Skulptur darstellen sollte. So kommentierte ein Twitter-User einen Artikel über Eisskulpturen: «Vielleicht hätte er die Skulptur für Martin Luther King entwerfen sollen. Was auch immer der getan hat, es könnte nicht schlechter sein. Wer auch immer diese ‹Umarmung› entworfen hat, sollte eigentlich Eisskulpturen machen, damit sie verschwinden, wenn es warm wird.»
Der Cousin von Coretta Scott King soll über die Skulptur einen Artikel mit dem Titel «Eine Masturbations-Huldigung an meine Familie» verfasst haben und sie darin als beleidigend, teuer und inhaltsleer bezeichnet haben. Als das Werk enthüllt wurde, soll ein Junge gerufen haben: «Schau, ein Penis!» Auch viele andere Menschen würden beim ersten Anblick eher an obszöne Szenen erinnert.
«Ein starkes Zeichen»
Ganz anderer Meinung ist die Bürgermeisterin von Boston. Es gehe darum, die Augen für den ungerechten Rassismus zu öffnen und mehr Leute in die Bewegung für mehr Gleichheit zu bringen. Die Skulptur sei ein starkes Zeichen dafür, alle zu umarmen.
Die Zeitungen der Tamedia berichten auch über die Reaktion eines Historikers. Bei einem Online-Kommentar bei der «Washington Post» soll er geschrieben haben, wenn ein Kunstwerk eine Nachricht enthalten sollte und diese zuerst erklärt werden müsse, dann sei das Ziel verfehlt worden.