Solidarität – Pendler befreien eingeklemmten Mann

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SolidaritätPendler befreien eingeklemmten Mann

Meistens versuchen Bahnreisende, sich beim Zugfahren zu ignorieren. Ein Unfall im australischen Perth aber verdeutlicht, wie solidarisch sie sein können.

«Mind the gap!» (Vorsicht an der Bahnsteigkante) ist einer der Sicherheitshinweise an Bahnstationen in vielen englischsprachigen Städten. Dieser Mann im australischen Perth hat die Warnhinweise anscheinend missachtet. Als er morgens in den Zug an der Stirling Station einsteigen will, bleibt er mit einem Bein zwischen Zug und Bahnsteig hängen (siehe Tweet unten), wie ABC News Australia berichtet.

Was als Tragödie hätte enden können, wird zum Symbol von Pendler-Solidarität: Drücken erst nur eine Handvoll Menschen zaghaft gegen den Zug, sind es bald zehn Personen und dann Dutzende, die den Mann befreien wollen. Der Zugführer wird benachrichtigt, nicht abzufahren. Immer mehr Menschen lehnen sich nun mit voller Kraft gegen den Zug – einmal, zweimal, und der Zug gibt ächzend nach. Der Mann kann sein Bein aus der Rille ziehen.

Eine Ambulanz wird gerufen, aber der Mann hat Glück. Er soll keine ernsthaften Verletzungen davongetragen haben. Die Menge applaudiert und dann passiert etwas ganz Erstaunliches: Die Menschen lächeln sich gegenseitig zu. Noch etwas unbeholfen, aber die gemeinsame Rettungsaktion scheint – zumindest für den Moment – die Stimmung unter den Pendlern aufgelockert zu haben.

«Es war die gemeinsame Kraft der Menschen, die jemanden davor bewahrt hat, sehr ernsthafte Verletzungen davonzutragen», sagt auch David Hynes, Sprecher von Transperth. Wie lange das Wir-Gefühl unter den Pendlern halten wird? Vermutlich bis zum nächsten Morgen – wenn die Zugfahrer mit versteinerter Miene auf ihr Handy oder ihre Zeitung starren und versuchen, einander gegenseitig zu ignorieren.

(L'essentiel/cfr)

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