Einsatz in Saint-DenisPolizei nimmt sieben Verdächtige bei Paris fest
Schüsse, mindestens eine Explosion und wieder Tote und Verletzte - nördlich von Paris ging die Polizei gegen mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge in der Hauptstadt vor.

epa05030869 Families are evacuated by police members at the site were a police raid happened in the city center of Saint Denis, near Paris, France, 18 November 2015. Shots were heard as police raided a northern Paris suburb early 18 November in connection with last week's terrorist attacks. According to media reports, two people were dead, several police officers were injured and at least three people were arrested. EPA/ETIENNE LAURENT +++(c) dpa - Bildfunk+++
DPA/Etienne LaurentSaint-Denis im Belagerungszustand: Bewohner werden am frühen Morgen von einer Explosion aus dem Schlaf gerissen. Terrorfahnder dringen in ein Haus ein, eine Frau sprengt sich in die Luft. Mitten in einem Wohngebiet sind schwer bewaffnete Soldaten im Einsatz. Erst nach sieben Stunden ist die Anti-Terror-Aktion im Pariser Vorort beendet. Tausende Einwohner mussten stundenlang in ihren Wohnungen ausharren.
Die Aktion richtete sich gegen die Drahtzieher der Terroranschläge von Paris, darunter den Islamisten Abdelhamid Abaaoud. Er soll die Attentate mit 129 Todesopfern vom Freitag ausgeheckt haben. Bei dem Einsatz in Saint-Denis hat es mindestens eine Tote gegeben. Drei Männer, die sich ebenfalls verschanzt hatten, wurden nach etwa 90-minütigen Schusswechseln festgenommen, zwei weitere Verdächtige in der Nähe. Insgesamt soll es nach Medienberichten sieben Festnahmen gegeben haben. Die Polizei fahndet außerdem international nach dem 26-jährigen Franzosen Salah Abdeslam, den die französischen Ermittler für einen der Attentäter halten. Außerdem könnte nach Informationen aus Ermittlerkreisen möglicherweise noch ein weiterer Terrorist entkommen sein.
Loch in der Zimmerdecke
Fünf Tage nach dem blutigen Anschlag auf das Leben in Paris ist der Schrecken wieder da. «Kurz nach vier Uhr ist es losgegangen», sagt Nachbar Esten Tarwoz. «Ein lauter Knall hat uns geweckt, ich hatte wahnsinnige Angst.» Die 64-jährige Hausfrau und ihr Mann sind vor Jahrzehnten aus Algerien nach Frankreich gekommen und leben schon lange in Saint-Denis, vor den Toren von Paris.
Eine Nachbarin berichtet von einer heftigen Explosion in ihrem Haus und einem Loch in ihrer Zimmerdecke. Sie sei fast drei Stunden nicht aus ihrer Wohnung herausgekommen, die direkt unter dem von der Polizeiaktion betroffenen Apartment liege, berichtet die junge Frau, die ihren Namen mit Sabrine angibt, dem französischen Sender iTélé und anderen Medien.
Anwohner Sanoko Abdoulaye sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sei gegen 4.30 Uhr durch Schussgeräusche geweckt worden. «Die Schießerei zwischen Polizei und den Terroristen dauerte 30 Minuten», berichtete der Schweißer. Erst am Mittag war der Polizeieinsatz in Saint-Denis beendet, die Behörden behalten die Situation vor Ort jedoch weiter im Auge. Noch während der Anti-Terror-Aktion rief Präsident François Hollande das Sicherheitskabinett zu Beratungen zusammen. Der Einsatz spielte sich in einem Viertel im Zentrum des nördlichen Pariser Vororts ab, das nur etwa eineinhalb Kilometer vom Stade de France entfernt liegt. Dort hatten sich am Freitag als Teil der blutigen Terrorwelle drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
(L'essentiel/dpa)