Vom IS zurückgedrängtRamadi ist gefallen – die Soldaten geflohen
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat nach eigenen Angaben die westirakische Stadt Ramadi unter ihrer Kontrolle gebracht. Dies nachdem sich irakische Militärs zurückzogen.

Ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Anbar bestätigte, dass die rund 110 Kilometer westlich von Bagdad liegende Provinzhauptstadt an den IS gefallen sei. Für die Armee und die irakische Regierung ist dies ein neuer Rückschlag im Kampf gegen die Terrormiliz.
Von Washington wurde die Meldung bisher nicht bestätigt. Extremisten des IS hatten Ramadi vergangene Woche überrannt und Regierungsgebäude sowie Schlüsselbezirke besetzt. Am Sonntag gab es dann Gefechte zwischen IS-Kämpfern und irakischen Sicherheitskräften, die den südlichen Stadtteil Malaab verteidigten.
Selbstmordattentate
Vor den Kämpfen hatten sich dort mehrere Selbstmordattentäter mit ihren Fahrzeugen in die Luft gesprengt und 15 irakische Soldaten sowie Polizisten getötet. Einige Soldaten flohen Augenzeugenberichten zufolge anschließend regelrecht vor dem IS und ließen Waffen sowie rund 30 Fahrzeuge zurück.
Regierungschef Haider al-Abadi gab daraufhin den Befehl aus, dass die Armee ihre Positionen in Anbar halten müsse. Noch am Samstag hatten Militärsprecher gesagt, den IS binnen weniger Stunden aus Ramadi verdrängen zu können.
IS in Syrien zurückgedrängt
Die antike Oasenstadt Palmyra im Zentrum Syriens war auch am Sonntagabend schwer umkämpft. Bei Gefechten zwischen Truppen von Präsident Baschar al-Assad und der Miliz Islamischer Staat (IS) starben Dutzende Kämpfer beider Seiten. Am Sonntag wurde der IS von Regimetruppen aus Palmyra zurückgedrängt. Die IS-Milizen waren am Wochenende zunächst weiter auf das Zentrum von Palmyra vorgerückt, das von Assad-Truppen gehalten wird. Sie gelangten damit in unmittelbare Nähe des berühmten Unesco-Weltkulturerbes.
Nach Darstellung des regimetreuen Gouverneurs der Provinz Homs, Talal Barasi, drängten die Regierungstruppen den IS am Sonntag aber wieder aus seinen Positionen am Rand von Palmyra und von den umliegenden Hügeln zurück. Die Ruinen im Südwesten der Stadt seien unbeschädigt, sagte der für die antiken Stätten zuständige Regierungsvertreter Maamun Abdulkarim.
Mindestens 70 Tote
Bei den Kämpfen starben mindestens 47 Regierungssoldaten und 29 IS-Milizionäre, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Die Organisation, die ihre Berichte aus Informationen von Aktivisten in Syrien schöpft, bestätigte am Sonntagnachmittag, dass die Regimetruppen die IS-Miliz aus Palmyra zurückschlugen. Dies sei vor allem dem Einsatz schwerer Artillerie zu verdanken gewesen, hieß es.
Mit dem IS-Vormarsch sehen Beobachter und Experten die gut erhaltene Tempelstätte aus dem ersten Jahrhundert nach Christus als extrem bedroht. Sie gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Berichten zufolge war die Stätte bereits 2012 und 2013 bei Kämpfen beschädigt worden. Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr schon einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Ruinen der Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Im Museum von Mossul zertrümmerten sie wertvolle Statuen aus assyrischer Zeit.
US-Spezialkräfte töten IS-Anführer
US-Eliteeinheiten haben nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz getötet. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für die Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen, teilte Verteidigungsminister Ashton Carter am Samstag mit.
Nach Medienberichten war der Getötete ein Tunesier, der bereits 2003 in den Irak gezogen war, um sich dem damaligen sunnitischen Widerstand gegen die US-Besatzung anzuschliessen. Abu Sajjafs Frau, Umm Sajjaf, wurde bei der Aktion in Gewahrsam genommen.
Nach Darstellung des Pentagons hatte Abu Sajjaf bei der nächtlichen Operation in der östlichen Stadt Al-Amr Gegenwehr geleistet, als ihn das US-Kommando gefangen nehmen wollte. Dabei sei er getötet worden. Bei der Aktion wurde außerdem eine junge jesidische Frau befreit, die im Haushalt von Abu Sajjaf offensichtlich als Sklavin gehalten wurde. Dem Pentagonchef zufolge wurde die Operation von US-Präsident Barack Obama angeordnet. Sie wurde mit Kenntnis und Billigung der irakischen Regierung vom Irak aus gestartet.
(L'essentiel/cho/sda)