Erdrutsch in Norwegen – Rettungskräfte suchen weiter nach 15 Vermissten

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Erdrutsch in NorwegenRettungskräfte suchen weiter nach 15 Vermissten

Mitten in der Nacht ist in Gjerdrum Erde und Schlamm auf einer Länge von 700 Metern abgerutscht. Viele Bewohner haben dabei ihr ganzes Hab und Gut verloren.

Zahlreiche Häuser sind von dem Erdrutsch betroffen.

Zahlreiche Häuser sind von dem Erdrutsch betroffen.

Knut Opsahl wurde um vier Uhr morgens von einem lauten Knall geweckt. «Es klang zunächst wie ein Hagelsturm, dann hörten wir aber, wie unser Haus zu knacken begann», sagt der 57-Jährige zum norwegischen Portal Dagbladet. Mit seiner Frau rannte er zum Fenster und sah, wie das Haus nebenan innerhalb von Sekunden eine Kante hinunterrutschte. Es verschwand, direkt vor ihren Augen. Opsahls erster Gedanke: nichts wie raus hier.

Die Bewohner von insgesamt zwölf Häusern auf einem Hügel in der Kleinstadt Gjerdrum, 25 Kilometer nordöstlich von Oslo, wurden von einem nächtlichen Erdrutsch überrascht. Knut Opsahl und seine Frau packten ihre Hunde und rannten aus dem Haus, um sich in Sicherheit zu bringen.

Etwas später trafen sie Leute aus der Gegend, die Fotos gemacht hatten. «Ich sah mein Haus unten im Schlamm liegen. Eigentlich hatte ich nichts anderes erwartet, nachdem ich das Nachbarshaus verschwinden sehen hatte», sagt Opsahl. Nun hat das Paar alles verloren. «Aber wir sind am Leben», sagt der Mann optimistisch.

Rettungskräfte suchen weiter

Am Mittwochabend suchten Rettungskräfte immer noch nach fünfzehn Menschen. Die Polizei erklärte auf Twitter: «Wir wissen nicht, ob diese Leute im Gebiet des Erdrutsches sind, ob sie im Urlaub sind oder aus anderen Gründen nicht in der Lage, die Polizei zu kontaktieren.»

Viele Bewohner sind über die Festtage verreist. So auch die 29-jährige Christina Brenden, die mit ihren Kindern die Weihnachtsferien in einer Hütte in Sjusjøen verbringt. Brenden hatte Glück, dass sie nicht zu Hause war - sie ist Knut Opsahls Nachbarin.

«Es war absolut grausam.»

Um 8 Uhr erhielt die junge Mutter eine Nachricht. Ihre Schwester erzählte ihr vom Erdrutsch und riet ihr, die Rettungsdienste zu kontaktieren. «Es war absolut grausam. Ich habe den ganzen Morgen damit verbracht, Tränen zu vergiessen. Das Gefühl der Ungewissheit ist wirklich schwer zu beschreiben. Wir haben viele Nachbarn, die wir nicht erreichen können. Das ist das Grausamste von allem.»

Die Bilder aus Gjerdrum kann sie sich im Moment nicht ansehen. «Es gibt kein Zuhause mehr, in das wir zurückkehren können», sagt sie gegenüber Dagbladet. Dennoch sei sie glücklich darüber, dass die Verluste nur materieller Natur seien. «Zum Glück haben wir eine Familie, bei der wir bleiben können. Wir wissen aber jetzt noch nicht, wo wir in Zukunft wohnen werden.»

(L'essentiel/Karin Leuthold)

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