«Ich bin dann mal weg»«Saar-Kommissar» spielt Hape Kerkeling
Devid Striesow, bekannt aus dem Saarbrücker «Tatort», spielt die Hauptrolle in der Verfilmung des Bestsellers «Ich bin dann mal weg» von Hape Kerkeling.

Devid Striesow und Hape Kerkiling bei der Filmpremiere in Berlin.
DPADieser Film könnte ein großer Erfolg werden, beruht er doch auf dem Bestseller «Ich bin dann mal weg» von Hape Kerkeling und ist top besetzt mit Devid Striesow (bekannt aus dem Tatort des Saarländischen Rundfunks), Martina Gedeck und Annette Frier. Außerdem kommt das Werk zu Weihnachten ins Kino (auch in Luxemburg), wenn viele Menschen frei haben und in Lichtspiellaune sind. Vergangenes Jahr etwa startete an den Feiertagen der Demenz-Familienfilm «Honig im Kopf» mit Til Schweiger und Dieter Hallervorden, der in den Folgewochen auf gut sieben Millionen Zuschauer kam.
Für die Verfilmung von Kerkelings Jakobsweg-Erlebnisbericht gibt es viele mögliche Kinogänger – das Buch wurde laut Verlag mehr als fünf Millionen mal verkauft. Das Werk von 2006 gilt als das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegszeit. Damals labte sich etwa zeitgleich zum WM-Sommermärchen die Dichter-und-Denker-Nation an den Sinnsuche-Versuchen des Fernsehpromis Kerkeling.
90 fast quälende Minuten
Im Buch «Ich bin dann mal weg» schildert der Komiker aus dem Ruhrgebiet nach Hörsturz und Gallenblase-Entfernung seine Auftritts-Auszeit und Pilgerreise in Spanien: Er wanderte im Jahr 2001 fast 800 Kilometer, schummelte hier und da ein bisschen mit Bus oder Taxi, nächtigte lieber in Hotels statt Massenherbergen, beobachtete die anderen Pilger, hatte eine Begegnung mit Gott, wie er es andeutete, freundete sich mit zwei Frauen an und gelangte schließlich beseelt nach Santiago de Compostela.
Das alles wäre womöglich tiefgründig und still verfilmbar gewesen. Doch die Regisseurin Julia von Heinz («Hannas Reise», «Hanni und Nanni 2») hat 90 fast quälende Minuten geschaffen. Ständig redet die Figur Kerkeling aus dem Off, verbreitet ihre «Erkenntnisse des Tages», die irgendwo zwischen Poesiealbum-Eintrag und Kalenderspruch liegen. Das mag sich im Buch philosophisch lesen, im Film wirkt es eher peinlich. Die behauptete Einsamkeit von Hape in den Pyrenäen ist außerdem nicht zu sehen, geschweige denn zu fühlen.
Mit Musik zugekleistert
Hinzu kommt, dass viele Figuren Abziehbilder bleiben. Fans, denen Kerkeling begegnet, werden geradezu lächerlich gemacht. Das Drehbuch – eine Gemeinschaftsarbeit von Jane Ainscough («Alles ist Liebe»), Sandra Nettelbeck («Bella Martha») und Christoph Silber (Mitautor vom viel gesehenen Münster-«Tatort» «Schwanensee») – hat gefühlte Schwächen. Die Geschichte von Mitpilgerin Stella (Martina Gedeck) zum Beispiel wird erst ab der zweiten Hälfte und dann auch eher nur halbherzig erzählt. Doch das Schlimmste: Selbst Momente, die anrühren könnten, werden mit Musik zugekleistert.
Trotz alledem schlägt sich Hauptdarsteller Devid Striesow wacker und man nimmt ihm den Kerkeling ab - ob am Anfang verfettet beim Zusammenbruch oder später weinend beim Wandern. Auch Katharina Thalbach ist als Hapes «Omma» in den Rückblenden herzerwärmend.
Kerkling wollte sich nicht selber spielen
Über Striesow sagte Kerkeling kürzlich im «Spiegel»-Interview: «Ich bin ein wenig angerührt von der Art und Weise, wie er mich darstellt. Dass er mich so sieht, macht es mir möglich, mich meiner Person noch einmal ganz anders anzunähern. Durch diesen Verfremdungseffekt bin ich mir selbst näher. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.»
Er selbst habe die Hauptrolle im Film nie übernehmen wollen, betonte der Ex-Entertainer und Autor. «Die Vorstellung, mich selbst zu spielen, hat etwas extrem Narzisstisches.» Er sei jetzt 51 und solle sich glaubhaft als 36-Jährigen auf Sinnsuche mimen? «Das ist eine Kunst, die ich nicht beherrsche. Deshalb habe ich abgelehnt.»
Nicht abgelehnt hat er jedoch, dass die Ufa auch seine Autobiografie «Der Junge muss an die frische Luft» von 2014 verfilmt. Darin kommt unter anderem der Suizid seiner Mutter vor. Eine heikle Sache. Doch Hape meint: «Ich glaube, dass es ein sehr guter Film werden kann.»
(dpa/L'essentiel)