Das RiesendingSamsungs Galaxy Note im Praxistest
An Samsungs neuster Kreation, einem übergroßen Smartphone mit Tablet-Ambitionen, scheiden sich die Geister. Aber wie schlägt sich das Gerät im Alltag wirklich?

Obwohl die Verpackung nicht allzu groß wirkt, erschreckt man sich fast ein bisschen beim ersten Anblick des Galaxy Note. Das Riesensmartphone von Samsung trumpft mit einem farblich brillanten, 5,3 Zoll großen Super-Amoled-Bildschirm auf. Er kommt mit der Auflösung von 1280 mal 800 Pixel auf gestochen scharfe 285 ppi (Pixel pro Inch). Die zweite Überraschung folgt, wenn man das Gerät das erste Mal in den Händen hält; mit nur 178 Gramm ist es für seine Größe fast ein Leichtgewicht.
Im täglichen Gebrauch macht sich die Größe zwischen Smartphone und kleinem Tablet überall bemerkbar: Größere Hände können das Note noch knapp einhändig bedienen, für kleinere ist dies nicht mehr möglich. Dasselbe gilt für Jacken- und Hosentaschen; obwohl es erstaunlich ist, an wie vielen Orten das Galaxy Note noch knapp reinpasst. Wer sein Telefon allerdings per Muster-Fingerbewegung freischaltet, wird sich wundern, wieviele gefühlte Kilometer die Finger an einem Tag zurücklegen.
Der Display-Joker
Beim Telefonieren muss man sich erst einmal an das Riesending am Ohr gewönnen. Wer sowieso ein Headset verwendet, um das Smartphone nicht in den Händen halten zu müssen, ist fein raus. Die Sprachqualität ist übrigens so gut, dass man in Gesprächspausen ab und zu befürchtet, der Teilnehmer am anderen Ende habe schon wieder aufgelegt.
Wer viel am Telefon arbeitet und liest, will das Galaxy Note nicht mehr missen. Denn spätestens hier spielt es seinen Display-Jocker aus. Ob beim Bearbeiten von E-Mails, beim Surfen im Web oder auch einfach nur beim Filmeschauen: Überall erleichtert der zusätzliche Displayplatz die Übersicht enorm und man fragt sich, wie man sich mit mit den kleineren Smartphone-Displays zufrieden geben konnte.
Die Wiedergeburt des Sticks
Samsung reaktiviert beim Galaxy Note den alterwürdigen Stift - auch Stylus genannt - als «S Pen» wieder und erweitert damit die reine Touchscreen-Bedienung von Android. Wer schon einmal eine Skizze per Touchscreen anfertigen oder auch nur schnell ein paar Randnotizen zu einem gelesenen PDF-Dokument hinkritzeln wollte, wird den S Pen zu schätzen wissen. Doch obwohl einiges größer und hochwertiger als seine ungeliebten Vorgänger, ist er für große Hände leider noch immer etwas fummelig zu bedienen.
Der S Pen kann den Finger als Steuerungsinstrument vollständig ersetzen - bis auf wenige Ausnahmen, wie beispielsweise die Hauptasten. Er erweitert das Gerät aber auch um zusätzliche Bedienelemente, wie man sie von den Maus-Gesten im Browser her kennt.
Währen der S Pen als Steuerungsinstrument keiner Angewöhnung bedarf, ist bei ihm als Zeicheninstrument eine gewisse Einarbeitungszeit von Nöten; dies vor allem wegen einer kurzen Verzögerung beim Ansetzen des Stiftes. Nichtsdestotrotz gewöhnt man sich schnell daran, wie es auch vier Karikaturisten am Launch-Event eindrucksvoll demonstrierten.
In den Samsung-Apps finden sich noch weitere, speziell für den S Pen ausgelegte Anwendungen wie Soonr Workplace (Teamarbeit) oder iAnnotate PDF (Kommentarmodus für PDFs). Hierbei muss sich aber in Zukunft noch zeigen, inwiefern sich der S-Pen-Ansatz auch bei Apps von Drittherstellern wirklich durchsetzen wird.
Mediales Multitalent
Als Medienzentrale gibt sich das Galaxy Note kaum eine Blöße. Standard-Musik- und -Videoformate spielt es klaglos ruckelfrei ab und macht auch vor FullHD-Videos im WMV- oder MKV-Kontainer mit AC3-Ton nicht halt. Bei DTS-Ton streicht es allerdings die Segel. Dadurch vermisst man einen Ausgang im (Mini)HDMI-Format noch schmerzlicher, um Medien per direkter Durchgabe auf externen Ausgabegeräten zu nutzen.
Als kleiner Ausgleich streamt das Note seine Mediensammlung ins interne Netz zu allen DNLA-fähigen Clients, wobei das Zusammenspiel mit einem modernen SmartTV von Samsung logischerweise am intuitivsten gelang.
Speziell bei FullHD-Video macht sich das hochauflösende Display positiv bemerkbar, denn die Videos sind nicht nur extrem scharf, sondern auch wirklich detailreich, da sie «nur» auf 1280 mal 800 Pixel heruntergerechnet werden müssen. Die Grafikpracht hat allerdings ihren Preis bezüglich Akkuleistung: Je nach Videoformat ist schon nach vier bis fünf Stunden Schluss.
Datenabgleich
Ein leidiges Thema bei Samsung ist die Datenabgleich-Sofware Kies, die mehr schlecht als recht ihren Dienst erledigt und sich manchmal auch grundlos komplett verweigert; sowohl über USB-Kabel als auch drahtlos über Kies air. Hier macht das Galaxy Note keine Ausnahme.
Wer seine Daten den diversen E-Mail- und Daten-Diensten im Internet anvertraut, ist mit deren direkten Abgleich- und Backup-Möglichkeiten besser bedient. Dann muss man aber seine Musik- und Videosammlung manuell mit dem Smartphone abgleichen. Am reibungslosesten funktioniert der komplette Abgleich immer noch mit Programmen von Drittherstellern.
Fazit
Das Samsung Galaxy Note hinterlässt als Mischung aus grossem Smartphone und kleinem Tablet einen guten Eindruck und vermag die daraus resultierenden technischen Zugeständnisse einigermassen gut zu kaschieren. Schon nach wenigen Tagen wird das aktuelle Dauerthema «benötige ich ein Smartphone und/oder ein Tablet?» obsolet und man erfreut sich an einem gelungen All-in-One-Geräte, das dank einem potenten Akku von 2500 mAh auch bei regem Gebrauch knapp zwei Tage durchhält.
L'essentiel Online/ Michel Pescatore
Leistungsfähige Hardware
Als Android-Smartphone der Oberklasse gehört die Hardware des Galaxy Note fast durchwegs zum Feinsten, was die Technik zurzeit zu bieten hat. Das Samsung-Gerät funkt in allen Netzen (außer dem selteneren CDMA) und versteht sich auf HSPA+ mit bis zu 21 Mbps (down), respektive 5,76 Mbps (up).
Als Herzstück gibt ein 1.4-GHz-Dualcore-Prozessor den Takt an und lässt einem die aktuelle Android-Version 2.3.5 (Gingerbread) verzögerungsfrei bedienen. Ein Update auf die kürzlich vorgestellte Android-Version 4.0 ist bereits angekündigt worden.
Auf der Rückseite des Galaxy Note nimmt eine 8-Megapixel-Kamera mit LED-Flash Bilder mit 3264 x 2448 Pixel und Videos im FullHD-Format mit 24 oder 30 fps (Frames per Second) auf. Auf der Vorderseite befindet sich nur eine kleine 2-Megapixel-Kamera für die Videotelefonie.
Technisch auf dem neusten Stand ist das Gerät auch bei Bluetooth in Version 3.0 sowie WLAN in den Formaten 802.11 a/b/g/n inklusive Wi-Fi Direct, welches vor allem neuere Geräte wie Wi-Fi-Drucker unterstützen. USB findet sich nur in der schon etwas betagteren Version 2.0 an Bord.
Angeboten wird das Galaxy Note mit 16 Gigabyte (GB) respektive 32 GB internem Speicher, der sich per microSD-Karte nochmals um bis zu 32 GB aufstocken lässt.