Italiens bekanntester Eremit stirbt mit 85 Jahren

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SardinienItaliens bekanntester Eremit stirbt mit 85 Jahren

32 Jahre lang lebte er alleine auf der kleinen Insel Budelli und wurde weltberühmt. Nun ist der frühere Sportlehrer Mauro Morandi gestorben – auf dem Festland.

Felix Traber
von
Felix Traber
Eremit Mauro Morandi kam eigentlich per Zufall nach Budelli.
Doch dann blieb er auf der kleinen Insel – 32 Jahre lang.
Traumhaft schön: Der Strand Spiaggia Rosa auf Budelli.
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Eremit Mauro Morandi kam eigentlich per Zufall nach Budelli.

Mauro Morandi

Ein Mann, der mehr als 30 Jahre lang auf einer einsamen Mittelmeerinsel gelebt hat, ist im Alter von 85 Jahren gestorben, nur drei Jahre nachdem er in die Zivilisation zurückgekehrt war. Mauro Morandi erhielt von den Medien den Spitznamen Robinson Crusoe, nachdem er über etliche Jahre der einzige Bewohner der Insel Budelli vor Sardinien war.

Morandi hatte 1989 mit seinem Katamaran auf Budelli einen Schaden reparieren wollen. Eigentlich wollte er mit seiner Partnerin und drei Freunden nach Polynesien segeln, um, wie er sagte, «dem Konsumdenken und der Gesellschaft insgesamt» zu entkommen. Doch wie es der Zufall wollte, stand der vorherige Inselwärter von Budelli kurz vor der Pensionierung.

Ein Haus aus Korallen und Steinen

Morandi nahm dessen Stelle an und lebte drei Jahrzehnte lang alleine in einem Haus aus Korallen, Granit und Muscheln auf der malerischen Insel, die gerade mal 1,6 Quadratkilometer groß ist. Zuerst übernahmen Morandi, seine Partnerin und zwei Freunde die Aufgabe des Inselhüters, doch bald waren nur noch er und ein Kumpel dort. Schließlich starb 1993 auch dieser.

Einsam auf einer Insel leben – wäre das was für Dich?

In den 32 Jahren, die er auf der Insel verbrachte, hielt Morandi die Strände sauber und klärte Tagesausflügler über das Ökosystem der Insel auf. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Inselwärter wurden Vorräte herangeschafft, und Morandi richtete sich eine behelfsmäßige Solaranlage ein. Er heizte sein Haus mit einem einfachen Kamin.

Mauro Morandi: Vom italienischen Staat vertrieben

Im Jahr 2021 wurde er von den italienischen Behörden vertrieben, als der italienische Staat die Insel in einen Naturpark umwandelte. Erst 2015 war sie aus Privatbesitz an den Staat zurückgefallen. Nach seiner Zwangsräumung nach einem längeren Streit, in dessen Verlauf er auch über Social Media Unterstützung sammelte, siedelte der Staat ihn nach La Maddalena um, eine Inselgruppe vor Sardinien, die als Nationalpark ausgewiesen ist. Dort lebte Morandi, der an Diabetes litt, in einer Einzimmerwohnung in Strandnähe. «Ich kann nicht mehr unter Menschen leben», hatte der Eremit gesagt.

Doch nachdem er sein Inselparadies verlassen hatte, gab er gegenüber CNN zu: «Es ist nie wirklich vorbei. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass ein zweites, neues Leben möglich ist. Man kann immer wieder von vorne anfangen, auch wenn man über 80 ist, denn es gibt andere Dinge, die man erleben kann, eine völlig andere Welt.»

Nun ist Morandi nach dreieinhalb Jahren in der Zivilisation gestorben. Doch seine Freunde von La Maddalena haben ihm versprochen, seine Asche im Meer vor seinem geliebten Budelli zu verstreuen.

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