Deutsche meckern«Schweizer Präzision sieht anders aus!»
Die deutsche Weitspringerin Melanie Bauschke glaubt sich an der EM auf Bronzekurs, bis ihr die Kampfrichter einen Messfehler mitteilen. Zum Ärger der Athletin und des ZDF.

Sie schien ihr so nah, der ersten deutschen Weitsprung-Medaille seit 1998. Der ersten seit der legendären Heike Drechsler, die vor 16 Jahren in Budapest den Titel gewann. 6,79 m war Melanie Bauschke in ihrem ersten Versuch im Letzigrund gesprungen, persönliche Bestleistung. Alles deutete auf den Gewinn von Bronze hin. Bis es für die 26-Jährige zu einem sportlichen Drama kam.
Die Kampfrichter nahmen nach einem Protest aus dem schwedischen Lager eine Korrektur vor, weil sie sich vermessen hatten. Statt 6,79 m hiess die Weite des ersten Sprungs plötzlich nur noch 6,55 m, was die Deutsche auf Platz 6 zurückwarf.
Höchst unglücklich war auch der Zeitpunkt, zu dem die Athletin informiert wurde: unmittelbar vor ihrem letzten Versuch. «Ich habe das nicht verstanden. Wie kann es sein, dass die Kampfrichter mir das vor dem letzten Versuch sagen? Danach war alles gelaufen», sagte Bauschke gegenüber dem ZDF. Nach ihrem finalen Sprung, bei dem sie sich nicht mehr steigern konnte, vergoss sie bittere Tränen.
Die ZDF-Kommentatoren, die sich bereits über die deutsche Medaille gefreut hatten, zeigten sich empört. «Was ist denn da los?», fragte Peter Leissl, ehe er schimpfte: «Schweizer Präzision sieht anders aus!»
Messfehler schon zuvor
Bereits am Morgen war den Kampfrichtern im Letzigrund ein Fauxpas unterlaufen. Und schon da war eine deutsche Athletin betroffen. Die Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler übertraf im ersten Versuch mit 70,49 m die geforderte Qualifikationsweite von 69,50 m, musste jedoch noch einmal in den Ring, weil es Probleme mit der Weitenmessung gegeben hatte.
Ähnliches wie Bauschke hatte der deutsche Zehnkämpfer Kai Kazmirek erlebt, allerdings in die gegenteilige Richtung. Sein erster Versuch im Weitsprung war von 7,25 m auf 7,66 m korrigiert worden. «Das ist total verrückt, das darf einfach nicht passieren», sagte er, der im dritten Durchgang noch zwei Zentimeter weiter sprang.
(L'essentiel)