Zuwanderungsdebatte«Seehofer zündelt am rechten Rand»
Etwa zwei Millionen Türken leben in Deutschland - das reicht, findet CSU-Chef Horst Seehofer. Er fordert, die Einwanderung aus anderen Kulturkreisen zu stoppen. Politiker in der Grossregion sind über Seeehofers Äusserungen empört.

Mit der Forderung nach einem Zuwanderungsstopp für Türken und Araber hat CSU-Chef Horst Seehofer die Integrationsdebatte wieder angeheizt. Seehofer sagte dem Magazin «Focus»: «Es ist doch klar, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern insgesamt schwerer tun.»
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, wies die Forderung von Seehofer scharf zurück. «Ich bin sehr schockiert über die Äusserungen des bayerischen Ministerpräsidenten», sagte die CDU-Politikerin der «Bild»-Zeitung. Menschen aus einem anderen Kulturkreis dürften nicht unter einen Generalverdacht gestellt werden.
Europäische Fachkräfte bevorzugen?
Der Vorsitzende der CSU-Abgeordneten im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, stimmte Seehofer zu und verlangte, europäischen Fachkräften den Vorzug zu geben, weil diese «leichter integrierbar» seien.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wiedersprach dieser Aussage. Eine gesteuerte Einwanderung ausländischer Spitzenkräfte sei unumgänglich, um dem Mangel an Fachkräften zu begegnen, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Er warb für «eine gesteuerte Zuwanderung, etwa mit Hilfe eines Punktsystems».
Scharfe Kritik auch in der Grossregion
Auch in der Grossregion zeigten sich die Politiker über den Zuwanderungsdisput empört. Der Landesvorsitzende der Saar-Grünen, Hubert Ulrich, etwa sagte: „Horst Seehofer zündelt hier am rechten Rand.“ Die Aussagen des CSU-Politikers seien nicht nur falsch, sondern in höchstem Masse ungerecht und mache alle Integrationsbemühungen zunichte. „Es ist nicht hinnehmbar, dass solche Diffamierungen von der Kanzlerin unwidersprochen bestehen bleiben und die Beziehungen zwischen Deutschland und den muslimischen Staaten belasten.“
(dpa/if)