Von Kiew nach LuxemburgAktualisiert 02. Juni 2022, 11:10Selenskyj spricht vor der Chamber
LUXEMBURG/KIEW – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht am Donnerstagmorgen vor der Abgeordnetenkammer. Verfolgen Sie seine Rede live bei «L'essentiel».
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Ende von Xavier Bettels Rede
Mit «Slawa Ukrajini» («Ruhm der Ukraine») beendet der luxemburgische Premier seinen Redebeitrag.

Schlüsselperson Putin
«Es ist wichtig, dass Sie, Herr Präsident, sich mit Wladimir Putin treffen», sagt Bettel. «Niemand außer er entscheidet. Ich bleibe dabei, dass dieses Treffen wichtig ist. Ich wurde dafür kritisiert, dass ich den Dialog gesucht habe», so Bettel, «aber seit Butscha kann ich nicht mehr mit Wladimir Putin sprechen, ich kann es nicht mehr.»
«Sie können sich auf unser Engagement verlassen», sagt der Premier, «ich stehe Ihnen seit drei Monaten zur Verfügung und wenn Sie denken, dass ich etwas tun kann, dann werde ich es tun.»
Keine Russophobie
Bettel stellt klar, dass man keinen Krieg gegen Russland führe – dass nicht alle Russen für den Krieg seien und man nicht in Russland-Hass verfallen solle.
«Europa ist die Zukunft der Ukraine»
Laut Bettel will Luxemburg sich, sobald die Kommission die Voraussetzungen erfüllt sieht, für den EU-Beitritt der Ukraine einsetzen. «Europa ist die Zukunft der Ukraine», so der Premier. Im Juni will die EU-Kommission über die Ukraine als Beitrittskandidat beraten. «Im Juni kein positives Signal zu geben, wäre meiner Meinung nach sehr schwierig.»

Kritik an Ungarn
Bettel verurteilt Ungarn, das sich bei dem neuen EU-Sanktionspaket immer noch querstellt. Er sagt zu dem Präsidenten der Ukraine: «Ich weiß, dass Sie gern hätten, dass alles schneller geht», dennoch sei es wichtig unter den 27 EU-Ländern, einen Kompromiss zu finden.
Fokus liegt laut Bettel auf effektiver Hilfe
«Frauen und Kinder müssen vor Gewalt geschützt werden. Humanitäre Korridore dürfen nicht zu einem politischen Instrument werden. Es vergeht kaum eine Woche, in der ich nicht mit Ihnen und den ukrainischen Behörden in Kontakt stehe. Ich mache damit keine Werbung, sondern wir versuchen zu schauen, wie wir unsere Hilfe effektiv gestalten können», sagt der Premierminister.
Bettel lobt den Einsatz der luxemburgischen Bevölkerung
«Luxemburg gehört im Verhältnis zu seiner Bevölkerung zu den größten Unterstützern in der EU», so der Premier. «Ich bin stolz darauf, Premierminister eines Landes zu sein, in dem sich die privaten Initiativen vervielfacht haben.»

Premierminister Bettel ergriff nach dem ukrainischen Präsidenten das Wort.
Xavier Bettel beginnt seine Rede
Luxemburg habe eine ähnliche Situation auch bereits hinter sich, sagt Bettel und bezieht sich damit auf die Invasion der Nazis. «Was mich am meisten beeindruckt, ist die Art und Weise und die Energie, mit der Sie ein Schicksal abgelehnt haben, das Ihnen ein größerer Nachbar aufzuzwingen versucht. Das ist etwas, das wir auch hier erlebt haben...», sagt er.
Selenskyj lädt Bettel in die Ukraine ein
«Ich bin sicher, dass sich Luxemburg als Gründungsmitglied der EU in den beschleunigten Bewerbungsprozess der Ukraine einbringen wird. Ich lade Sie, Herr Premierminister, ein, in die Ukraine zu reisen und vor dem ukrainischen Parlament zu sprechen.»
Ende der Ansprache
Unter Applaus beendet Wolodymyr Selenskyj seine Rede.
Dank an das Großherzogtum
«Ich bin Ihrer Regierung sehr dankbar für diese historische Entscheidung, der Ukraine zu helfen», so der Präsident. Luxemburg habe schnell gehandelt, «ohne unnötige Bürokratie, sondern mit Ihrem großen Herzen. Luxemburg hat eine aktive Rolle bei den Sanktionen gegen Russland gespielt.»
Opferzahlen sind unklar
«Mariupol ist völlig zerstört», sagt Selenskyj, «wir haben keine Opferzahlen. Deshalb sind unsere Appelle so laut und wir bitten die ganze Welt um Waffen, wir glauben, dass wir Mut haben und die Invasoren weiter zurückschlagen müssen. Wir sind bereit, unsere gemeinsamen Werte zu verteidigen.»
Selenskyj schildert die Kriegsbilanz
«Zwölf Millionen Ukrainer sind vertrieben. Fünf Millionen sind ins Ausland geflohen. Auf einem riesigen Gebiet finden erbitterte Kämpfe statt. Stellen Sie sich vor, eine 1000 Kilometer lange Frontlinie halten zu müssen. Jeden Tag wird die Ukraine von russischen Raketen getroffen. Seit dem 24. Februar wurden 2478 russische Raketen abgefeuert.»

Wolodymyr Selenskyj während seiner Rede vor der Chamber.
Große Verluste auf ukrainischer Seite
Laut Selenskyj dauere der Krieg nun schon 100 Tage, doch eigentlich gehe er bereits seit 2014. «Seitdem hat die Ukraine 14.000 Soldaten und 43.000 Quadratkilometer, die Fläche der Niederlande, verloren.»
Selenskyj beginnt seine Rede
Mit «Mir wëlle bleiwe wat mir sinn» beginnt Wolodymyr Selenskyj seine Rede. Ein «weises und altes Motto», wie er sagt, das auch für die Ukraine gelte, die stellvertretend für die Werte Europas kämpfe – «um das zu bleiben, was wir sind: frei, unabhängig und offen für alle Europäer», so Selenskyj.
Fernand Etgen eröffnet die Sitzung
Der Parlamentspräsident leitet die Sitzung zur Rede von Wolodymyr Selenskyj ein. Die Videoschalte ist ein einzigartiges Ereignis in Luxemburg, wie er erklärt: «Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Parlaments empfangen wir den Präsidenten eines Landes, das sich im Krieg befindet.»
Er bekräftigt die Unterstützung Luxemburgs. «Sie sollen wissen, dass wir mit Ihnen gemeinsam leiden und immer an Ihrer Seite sein werden. Ihr Kampf gegen den russischen Aggressor ist ein Kampf für die Verteidigung der europäischen Werte, die uns so sehr am Herzen liegen. Wir fordern die Russische Föderation auf, diesen illegalen Angriffskrieg zu beenden. Die Urheber von Kriegsverbrechen müssen sich vor Gericht verantworten.»
Die Abgeordneten haben das Wort
Nach einer Pause debattieren nun die Abgeordneten der Chamber im Anschluss an die Reden von Selenskyj und Bettel.
Solidarität vor der Chamber
Anlässlich der Rede Wolodymyr Selenskyjs haben sich zahlreiche Menschen vor der Chamber in Luxemburg-Stadt versammelt, um ihre Unterstützung für die Ukraine zu bekunden.


Wolodymyr Selenskyj vor Luxemburgs Parlament
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident bereits vor zahlreichen Parlamenten Reden gehalten. Wolodymyr Selenskyj wird gegen 10 Uhr per Videokonferenz live aus Kiew zur Chamber sprechen. Danach soll eine Debatte unter den luxemburgischen Abgeordneten folgen.