Zu niedrige Rente?Senioren gesucht – Fachkräfte im Alter begehrt
MAINZ – Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der Beschäftigten über 65 Jahre in Rheinland-Pfalz gestiegen.
Senioren sind gefragt – ob sie in ihrem bisherigen Job weiterarbeiten oder ehrenamtlich engagiert sind. Immer mehr Arbeitnehmer sind auch mit 65 Jahren oder darüber noch im Job. Die Bundesagentur für Arbeit zählte Ende Juni 2017 genau 13 570 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Rheinland-Pfalz. Fünf Jahre vorher waren es 7135 Beschäftigte in dieser Altersgruppe – das ist eine Steigerung um fast das Doppelte. Auch die Zahl der Arbeitskräfte zwischen 60 und 65 Jahren stieg im gleichen Zeitraum: von 64 903 auf 96 350. In welchen Branchen und in welcher Funktion diese Beschäftigten arbeiteten, geht aus der Statistik nicht hervor.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte, das Motiv für längeres Arbeiten könne auch eine zu geringe Altersrente sein. Die Zahl älterer Beschäftigter mit Minijobs schnellte in den vergangenen fünf Jahren in die Höhe. Während es im Juni 2012 noch 42 443 Minijobber mit 65 Jahren oder älter waren, stieg die Zahl bis Juni 2017 auf 56 064. Ihr Anteil an allen geringfügig entlohnten Beschäftigen kletterte von 11,2 Prozent auf fast 14 Prozent. «Dieser deutliche Anstieg der Minijobber im Rentenalter geht unserer Einschätzung nach vor allem auf die zunehmende Altersarmut zurück», sagte ein DGB-Sprecher. Immer mehr Rentner müssten ihre Altersversorgung mit einem Minijob aufstocken.
Seit 2002 können Beamte in Rheinland-Pfalz auf Antrag ihren Ruhestand hinausschieben und länger arbeiten - wenn es ein dienstliches Interesse gibt. An den Schulen zwischen Westerwald und Eifel gibt es aktuell zwölf Anträge auf Verlängerung, darunter sind drei Lehrer, die eine zweite Verlängerung planen und einer, der dies zum dritten Mal vorhat, geht aus einer Antwort von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) auf eine Anfrage aus der CDU-Fraktion hervor. Allerdings waren es in den vergangenen Jahren weniger Lehrer, die länger arbeiten wollten: Zum Ende des Schuljahres 2016/2017 gab es insgesamt 18 Lehrer mit solchen Anträgen, 2015/2016 zählte das Ministerium 23 Lehrer, ein Jahr zuvor noch 29 Lehrer.
Senioren werden im Alter ausgebildet
Auch nach dem letzten Arbeitstag werden Senioren geschätzt – nämlich im Ehrenamt. Der Senior Experten Service (SES), eine Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, setzt ältere, erfahrene Fachkräfte in Deutschland und im Ausland ein. In Rheinland-Pfalz seien derzeit 642 Seniorexperten registriert, sagte Sprecherin Julia Haun in Bonn. Der Großteil der Fachleute – 85 Prozent – ist männlich.
Die Fachkräfte des SES – darunter Kaufleute, Techniker, Handwerker, Mediziner und Sozialexperten – sind in Europa, Asien, Lateinamerika und Afrika im Einsatz. Die meisten Seniorexperten in Deutschland arbeiten als Helfer, um zu verhindern, dass Azubis ihre Ausbildung abbrechen. Die Inititiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) stellt dann einen persönlichen Coach. In Rheinland-Pfalz sind derzeit 258 VerA-Begleiter im Einsatz. Die Erfolgsquote liege bei 80 Prozent.
Seit 16 Jahren gibt es in Rheinland-Pfalz nach Angaben des Arbeitsministeriums auch das Projekt Seniortrainer. Rund 530 Männer und Frauen wurden seitdem für verschiedene Aufgaben ausgebildet: Das kann Hilfe bei der Berufswahl in Kirchheimbolanden sein, die Betreuung von Hausaufgaben in Ingelheim, eine Internetlotsin in Bad Ems oder eine Sicherheitsberatung in Koblenz.
(L'essentiel/dpa)