GesundheitSenkt Luxemburg das Alter für die Brustkrebsvorsorge?
LUXEMBURG – Viele L'essentiel-Leserinnen und Leser finden, dass schon junge Frauen von einer systematischen Brustkrebsvorsorge profitieren sollten. Das Gesundheitsministerium liefert Argumente dagegen.


Unter 40 Jahren müsse es keine systematische Brustkrebs-Vorsorge geben, so das Gesundheitsministerium.
AFP/ArchivesMitte September hat sich die EU-Kommission dafür ausgesprochen, Frauen ab 45 Jahren die Möglichkeit systematischer Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchungen zu eröffnen. Im Großherzogtum wird gegenwärtig Frauen ab 50 Jahren auf Einladung alle 23 Monate Gelegenheit zu einer entsprechenden Untersuchung gegeben. Vielen L'essentiel-Lesern reicht dies jedoch nicht. In einer Online-Umfrage sprach sich eine breite Mehrheit sogar für die Möglichkeit der Untersuchung unter 40 Jahren aus. 30 Prozent der Teilnehmenden antworteten, dass es keine Altersgrenze für die Vorsorge geben solle.
«Es ist offensichtlich, dass man das Alter absenken muss», schreibt Lydie, und verweist auf den Fall ihrer Tochter, bei der man «im Alter von 25 Jahren metastasierenden Brustkrebs» diagnostiziert habe: «Heute ist sie 29 und wird lebenslang in Behandlung bleiben». Eine weitere Leserin schreibt: «Es gibt viele junge Frauen zwischen 25 und 30 Jahren, die an Brustkrebs erkrankt sind, normalerweise an dessen gefährlichster Variante, der dreifach-negativen, die schwer behandelbar ist und oft tödlich verläuft». Sie bedauert, dass «niemand über diese jungen Frauen spricht, die an der Krankheit leiden». Von L'essentiel um Stellungnahme zur Empfehlung der EU-Kommission gebeten, erklärt das Gesundheitsministerium: «Diese Empfehlung wird gerade geprüft», befürwortet aber gleichzeitig die nationale Regelung und ruft in Erinnerung, dass «drei Viertel der Brustkrebs-Erkrankungen in Luxemburg Frauen im Alter von 50 Jahren aufwärts betrifft».
«Brustkrebs ist eine Krankheit der Frauen nach der Menopause»
Statistisch, so das Ministerium, erkranke eine von 50 Frauen zwischen 40 und 49 Jahren an Brustkrebs. Über 50 Jahren verdopple sich das Risiko. «Brustkrebs ist eine Krankheit der Frauen nach der Menopause», fügt die Behörde hinzu und spricht sich gegen eine systematische Untersuchung bei Frauen unter 40 Jahren aus. «Die Mehrzahl der Brustkrebsfälle bei jungen Frauen tritt in einem speziellen Zusammenhang auf, normalerweise bei familiär oder genetisch bedingtem Risiko. Die Frauen, bei denen mehrere Familienmitglieder Brust- oder Eierstockkrebs hatten, sollen ein spezielles Screening bekommen, normalerweise mittels MRT».
Was kann man also selbst tun? «Sobald es einen Verdacht gibt», schreibt eine Leserin, oder «im Fall einer medizinischen Vorgeschichte», solle man zum Arzt gehen. Um das Auftreten eines Knotens und anderer Anomalien zu erkennen, empfehlen die Behörden Selbstuntersuchungen. Seit 2018 empfiehlt der Wissenschaftsrat Luxemburgs außerdem allen Frauen ab 25 einen Besuch beim Arzt, um auf etwaige Vorerkrankungen und Risiken hinzuweisen und die richtigen Untersuchungen zu besprechen.
«Ich habe panische Angst vor der Mammographie»
«Ich habe panische Angst vor der Mammographie», schreibt eine L'essentiel-Leserin. Sie Bevorzuge den Ultraschall, denn der sei «weniger invasiv». Der jedoch wird in Luxemburg nur dann als Zusatzuntersuchung durchgeführt, wenn eine Mammographie auffällig ist. «Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung ist der Ultraschall nicht so aussagekräftig wie die Mammographie», erklärt das Gesundheitsministerium. Der Ultraschall stoße bei der Brustkrebsuntersuchung sogar an gewisse Grenzen. «Es ist es schwierig, die Untersuchungen aus einem Jahr mit denen aus einem anderen zu vergleichen, was für ein Screening grundlegend ist».
Außerdem bringe der Ultraschall, vor allem bei jungen Frauen, gutartige Läsionen zum Vorschein, «die Kontrollen und Biopsien mit sich bringen und dadurch unnötig verunsichern». Dass das Großherzogtum das systematische Mammographie-Screening erst für Frauen über 50 Jahren anbietet, erfolge auch zum Schutz jüngerer Frauen, deren Brust empfindlicher gegenüber Röntgenstrahlen ist.