Stichwahlen – Silvio Berlusconi verliert Mailand und Neapel

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StichwahlenSilvio Berlusconi verliert Mailand und Neapel

Die Partei von Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hat bei der entscheidenden Runde der Kommunalwahlen nach amtlichen Angaben herbe Niederlagen kassiert.

Die Kandidatin von Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) in seiner Heimatstadt Mailand, Letizia Moratti, wurde bei der Stichwahl um das Bürgermeisteramt von dem linksgerichteten Kandidaten Giuliano Pisapia übertrumpft, wie das Innenministerium am Montag in Rom mitteilte.

Pisapia errang demnach nach Auszählung der Stimmen aus 1195 der 1251 Wahllokale 55,14 Prozent der Stimmen. Amtsinhaberin Moratti bekam 44,85 Prozent der Stimmen. In den vergangenen 15 Jahren war die Linke in Mailand nie in die Stichwahl gekommen, sondern immer schon im ersten Wahlgang gescheitert.

Der Verlust seiner langjährigen Bastion Mailand an die linke Opposition ist für Berlusconis Regierung ein herber Schlag. Das Bündnis mit der fremdenfeindlichen Liga Nord wird vor eine Zerreißprobe gestellt.

Obwohl Berlusconi beschwichtigte, eine Regierungskrise werde es auch bei einer Niederlage nicht geben, war seine Nervosität im Kampf um deutlich Mailand spürbar. Der 74-Jährige bezichtigte vor einer Woche in Nachrichtensendungen den Ex-Kommunisten Pisapia, Mailand bei einem Sieg «rote Fahnen schwenkend Zigeunern und Muslimen überlassen» zu wollen.

Die Wahlniederlage ist zudem auch eine persönliche Schlappe für Berlusconi, der in Mailand seine politische Karriere begann und dem der heimische Fußballclub AC Milan gehört.

Niederlage auch in Neapel

Eine Niederlage muss Berlusconi auch in Neapel einstecken. Die Bürgermeisterwahl gewann den Angaben zufolge der Mitte-links-Politiker Luigi de Magistris. Nach Auszählung der Stimmen aus 750 der 886 Wahllokale kam er auf 65,19 Prozent, sein rechtsgerichteter Rivale Gianni Lettieri errang demnach 34,80 Prozent der Stimmen. Er räumte seine Niederlage bereits ein.

Insgesamt waren in Italien am Sonntag und Montag gut sechseinhalb Millionen Wahlberechtigte in 88 Städten und Gemeinden aufgerufen, wählen zu gehen. Stichwahlen waren überall dort angesagt, wo kein Kandidat im ersten Durchgang mindestens 50 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Bei der Stichwahl genügt die einfache Mehrheit.

Schon im ersten Durchgang der Kommunal- und Regionalwahlen hatte Berlusconi eine Schlappe erlitten: Eine uninspirierte Linke verteidigte locker ihre alten Hochburgen Turin und Bologna und erzwang die Stichwahlen in Mailand und Neapel. Der Regierungschef ist durch eine Reihe von Sex-Skandalen, Korruptionsprozesse und eine schwächelnde Wirtschaft angeschlagen.

L'essentiel Online/sda

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