Keine Fangesänge – So feierten die Bayern – mit Cola und etwas Whiskey

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Keine FangesängeSo feierten die Bayern – mit Cola und etwas Whiskey

Achtmal in Serie und zum 30. Mal insgesamt: Die Reaktionen zum Titel und der Weg zur erneuten deutschen Meisterschaft von Bayern München.

Die Müncher feiern die Meisterschaft – jedoch ohne Fans.

Die Müncher feiern die Meisterschaft – jedoch ohne Fans.

KEYSTONE

Erst hüpften die Bayern-Stars nach ihrem nächsten Meisterstück auf dem Rasen herum, dann inszenierten sie im leeren Bremer Stadion vor der Tribüne die Welle mit den Vereinsbossen um Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Kahn. In einem skurrilen Rahmen mussten die Münchner Geister-Meister am Dienstagabend nach einem glanzlosen 1:0 beim SV Werder Bremen bejubeln.

Bayern-Trainer Hansi Flick hebte nach dem Spiel die Mentalität hervor: «Ich bin stolz, was die Mannschaft geleistet hat. Zuletzt war auch der Wille entscheidend, Spiele zu gewinnen. Diese Mentalität war stark. Deshalb sind wir alle sehr stolz.»

Der 55-Jährige machte kein Hehl daraus, dass er kein Party-Tiger ist: «Ich habe keine Ahnung, wie das Programm heute Abend ist. Ich weiß nur, dass Hermann Gerland gesagt hat, ich soll irgendetwas mit Cola trinken, ich glaube mit Whiskey. Das werde ich tun, weil er es sich verdient hat. Deswegen werde ich mit ihm eine Bourbon-Cola-Light trinken.»

Für Thomas Müller war klar, dass man auch mit Abstand ein wenig feiern kann: «Wir werden uns regelkonform dem Abend widmen und den Emotionen da erst mal freien Lauf lassen. In zwei Metern Entfernung, mit ein bisschen Privatsphäre, kann man trotzdem auch das Glas heben...»

Robert Lewandowski erzielte gestern nicht nur seinen 31. (!) Treffer der aktuellen Saison, es war zugleich das Meister-Tor. Der 31-jährige Pole vermisst jedoch die Fans im Stadion: «Ich hoffe, dass bald das Feiern mit den Fans und die besondere Stimmung im Stadion wieder zurückkommen.»

Auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schlägt ähnliche Töne wie der Torschütze vom Dienst: «Es war ohne Frage eine Saison unter speziellen Bedingungen, die sich keiner so gewünscht hat und die hoffentlich einmalig bleibt.»

Der Weg zur achten deutschen Meisterschaft in Folge

3. August 2019: Der Start in die zweite Saison mit Trainer Niko Kovac missglückt. Im Supercup-Finale unterliegt der Double-Gewinner 2019 mit 0:2 gegen den Rivalen Borussia Dortmund. Auf der Münchner Bank gibt es ein neues Gesicht: Hansi Flick ist jetzt Co-Trainer.

16. August 2019: Auch den Bundesliga-Auftakt im eigenen Stadion vergeigt der Serienmeister trotz zwei Toren von Robert Lewandowski. «So ist Fußball», sagt Kovac nach dem 2:2 gegen Hertha BSC.

14. September 2019: Am 4. Spieltag kommen die Bayern beim Spitzenreiter RB Leipzig nicht über ein 1:1 hinaus. Die Bayern-Jäger wittern nach sieben Münchner Meisterjahren ihre Titelchance.

28. September 2019: Nach einem wenig berauschenden 3:2 in Paderborn sind die Bayern nach dem 6. Spieltag erstmals Tabellenführer.

5. Oktober 2019: Auf eine 7:2-Gala in der Champions League in London gegen Tottenham folgt ein 1:2-Absturz im Heimspiel gegen Hoffenheim.

2. November 2019: Ein krachendes 1:5 in Frankfurt kostet Kovac den Job. Der Tabellenvierte trennt sich vom Kroaten. Kovac tritt nach 16 Monaten in München mit Stil ab: «Es war eine gute Zeit.»

9. November 2019: Hansi Flick übernimmt als Interimscoach. Und der frühere Assistent von Bundestrainer Joachim Löw legt mit dem 4:0 im deutschen Clásico gegen Dortmund einen Bundesliga-Knallstart hin.

15. November: Berauscht vom Neustart ruft Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf der Jahreshauptversammlung des Rekordmeisters Flick «mindestens bis Weihnachten» zum Chefcoach aus.

30. November: Beim 1:2 im Topspiel gegen Bayer Leverkusen gibt es die erste Niederlage unter Flick. «Es ist natürlich ärgerlich, wenn man so viele Chancen hat und als Verlierer vom Platz geht», hadert er.

7. Dezember 2019: Beim Spitzenreiter Gladbach folgt gleich das nächste 1:2. Nach dem 14. Spieltag stehen die Bayern auf Platz sieben (!) mit sieben (!) Punkten Rückstand auf die jubelnde Borussia.

21. Dezember 2019: Die Münchner gehen als Dritter in die Winterpause, vier Punkte hinter Herbstmeister Leipzig. Der Verein verkündet: Flick bleibt «mindestens bis zum Ende der laufenden Saison» Cheftrainer.

19. Januar 2020: Mit einem 4:0 gegen Hertha BSC mit Ex-Bayern-Coach Jürgen Klinsmann eröffnet Flicks Starensemble beim Rückrundenstart im Berliner Olympiastadion die Aufholjagd.

1. Februar 2020: Nach einem 3:1 in Mainz ist die Bayern-Welt wieder in Ordnung. Nach dem 20. Spieltag stehen die Münchner ganz oben.

9. Februar 2020: Im Topspiel Erster gegen Zweiter müssen sich die Bayern in der Allianz Arena mit einem 0:0 gegen Leipzig begnügen.

29. Februar 2020: Der 6:0-Auswärtssieg gegen Hoffenheim wird von Schmähungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp überschattet. Rummenigge verurteilt die eigenen Fans, spricht von einem «ganz hässlichen Gesicht des FC Bayern».

8. März 2020: Im letzten Saisonspiel vor Publikum erleben 75.000 Zuschauer in der vollen Allianz Arena nach Toren von Thomas Müller und Leon Goretzka ein 2:0 im Derby gegen den FC Augsburg.

14. März 2020: Die wegen des Coronavirus als Geisterspiel geplante Partie bei Union Berlin wird abgesagt. Die Deutsche Fußball Liga muss den Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit komplett aussetzen.

17. Mai 2020: Der Ball rollt wieder – in Arenen mit leeren Rängen. Die Bayern gewinnen an der Alten Försterei gegen Union mit 2:0. Thomas Müller liefert zur tristen Atmosphäre ohne Zuschauer den Spruch des Tages: «Es hat etwas von Alte Herren, 19 Uhr.»

26. Mai 2020: Vorentscheidung im Titelkampf: Joshua Kimmich sorgt mit einem Geniestreich für das 1:0 der Bayern in Dortmund. Sieben Punkte Vorsprung auf den BVB – das war's im Titelkampf.

16. Juni 2020: Am 31. Spieltag machen die Bayern in der verflixten Corona-Saison mit einem 1:0 im Bremer Dauerregen gegen den SV Werder ihre 30. Meisterschaft perfekt. Das Tor zum Titelgewinn schießt mal wieder Robert Lewandowski. Es ist die achte Meisterschaft am Stück.

(L'essentiel/fah/dpa)

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