56. Biennale – So sieht Luxemburg in Venedig aus

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56. BiennaleSo sieht Luxemburg in Venedig aus

LUXEMBURG/VENEDIG – Steuerparadies und vorbildhafter Schmelztiegel? Das Großherzogtum stellt sich ab Samstag auf der Kunst-Biennale in Venedig vor.

Emotional und kritisch: So stellt sich Luxemburg auf der am Samstag beginnenden Kunstbiennale «All the World's Futures» in Venedig vor. Die Gestaltung des Luxemburgischen Pavillons hat der französische Kurator und Kunstkritiker Paul Ardenne übernommen, der Inhalt kommt von Filip Markiewicz. Markiewicz ist ein junger Künstler mit luxemburgisch-polnischen Wurzeln. Er benennt Videoclips als seine klassischen Referenzen und sagt, dass er mittels Kunst die Geschichte in der Unterhaltung verorten will.

Der Luxemburgische Pavillon besteht aus sechs Sälen und heißt ironisch-metaphorisch «Paradiso Lussemburgo». Dabei sind Tanz, Architektur, Musik und Lesungen Teil des Konzeptes. Der Titel spielt einerseits auf Dantes Paradies aus dem Verswerk «Die Göttliche Komödie», andererseits auf den Filmklassiker «Cinéma Paradiso» von Giuseppe Tornatore an. Anhand der Kunst sollen die Besucher über die Rolle von Luxemburg nachdenken. Ist ein Muster für Europa? Ein vorbildhaftes Produkt von Einwanderungswellen? Der Künstler erklärt seine Idee so: «Darüber hinaus besteht ein deutlicher Bezug auf das Image, das einige ausländische Medien dem Land Luxemburg verschafft haben, nämlich das des Steuerparadieses, gegen das ich gleichzeitig frontal und mit einer gewissen Ironie angehen möchte.»

Metapher für Luxemburg

Für Kurator Paul Ardenne zeigt der Pavillon keine Fakten, sondern bietet eine sichtbar gemachte Metapher über das Großherzogtum: «Es ist nicht Ausdruck einer Wahrheit, sondern ein Vorschlag. Folglich geht es nicht darum zu entscheiden, ob es 'richtig' oder 'falsch' ist, sondern darum, Eindrücke zu sammeln.»

Ausgewählt wurden Filip Markiewicz und dessen Entwurf übrigens von einer mehrköpfigen Jury, in der auch Mudam-Direktor Enrico Lunghi saß. Die Kosten für den Pavillon in Höhe von 200.000 Euro trägt das Kulturministerium. Mit der Summe sind die Werke, Honorare, Miete sowie der Transport und das Personal vor Ort abgedeckt, erklärt Mudam-Pressesprecher Valerio d'Alimonte weiter.

163 Künstler aus 53 Ländern

Was die Besucher im Luxemburger Pavillon erwartet und wie man ihn in Venedig findet, verrät die Internetseite des «Paradiso Lussemburgo». Einen kleinen Streifzug durch den Luxemburger Pavillon sowie Eindrücke aus anderen Länder-Pavillons bietet die Diashow.

Insgesamt stellen sich bei der 56. Biennale fast 90 Nationen mit eigenen Länderpavillons vor. Zudem sind in der Hauptausstellung 163 Künstler aus 53 Ländern vertreten. Am Samstag öffnet die Schau für das Publikum, welches dann bis zum 22. November durch die Pavillons streifen kann. Zum Auftakt werden die begehrten Goldenen Löwen vergeben.

(Sophia Schülke/L'essentiel)

Zur Person

Filip Markiewicz ist ein bildender Künstler, Darsteller, Filmemacher und Musiker. 1980 als Sohn polnischer Eltern in Luxemburg geboren, absolvierte er sein Kunststudium in Straßburg. Heute lebt und arbeitet er in Hamburg. Der Künstler beschäftigt sich mit politischen Fehlentscheidungen des Westens, er arbeitet vor allem mit Zeichnung und Film.

2009 wurde Markiewicz für den Robert-Schuman-Kunstpreis nominiert, 2010 führte er bei der Weltausstellung in Schanghai die eine Woche dauernde Gitarren-Stimm-Video-Performance Dreaming «Golden Lady» auf, 2014 produzierte er ein Neonporträt der Großherzogin Charlotte. Markiewicz ist zudem ein Gründungsmitglied des Kulturmagazins Salzinsel.

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