Community FundingSono Motors gibt die Hoffnung noch nicht auf
Sono Motors hat mit dem Community Founding das Ziel von 50 Millionen Euro bis am 30.12. verfehlt. Offenbar soll die Sammelaktion verlängert werden.

Die Zukunft des Elektroautos Sion von Sono Motors ist ungewiss.
Sono Motors«Momentan lassen wir unsere Unterstützer bis zum 2. Januar 2020 abstimmen, ob die Community-Funding Kampagne bis zum 20. Januar 2020 verlängert werden soll. Im ursprünglichen Zeitraum bis zum 30.Dezember 2019 haben wir unverbindlich 32.519.405 Euro eingesammelt. Seitdem sind 458.351 Euro dazu gekommen.» Das steht heute 1. Januar um 14.05 Uhr auf der Homepage des deutschen Elektroauto-Start-Ups Sono Motors.
An der Steckdose zu 100 Prozent geladen, soll der 4,3 Meter lange Sion nach WLTP-Standard um die 255 Kilometer rein elektrisch schaffen. An einer leistungsstarken Säule dauert das Laden (theoretisch) bestenfalls 30 Minuten, kosten soll der Stromer im Golf-Format inklusive Akkus 25.500 Euro. Tönt zwar alles verheißungsvoll, aber seit der umjubelten Präsentation 2017 ist am Sono-Hauptsitz in München der graue Alltag eingezogen. «Im Laufe zahlreicher Verhandlungen mit internationalen Investoren haben wir feststellen müssen, dass sich die Erwartungen der klassischen Finanzwelt nur schwer mit unseren Zielen und Werten vereinbaren lassen», erklärten die Mitgründer Laurin Hahn und Jona Christians.
«Wir wollen weiterführen, wofür wir angetreten sind»
Offenbar liefen die Jungunternehmer Gefahr, die Kontrolle über ihre Technologien an Investoren abgeben zu müssen. «Das hätte das Aus für den Sion bedeutet, doch wir haben uns gegen den Ausverkauf von Sono Motors entschieden», geben sich die Gründer kämpferisch und betteln auf der Homepage um weitere finanzielle Unterstützung. «Zu spät», ließ der deutsche Auto-Wissenschafter Ferdinand Dudenhöffer kaum Zweifel offen: «Die Zeit der Start-ups ist vorbei.» Laut dem Professor am Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen stehen die Elektroautos definitiv vor dem großen Durchbruch. «Tesla war der Frontrunner, alle anderen sind Nachfolger. Und nun sind auch die ‚Big Player' im Markt. Da haben Start-Ups wie Sono Motors keine Chancen mehr.»
Dudenhöffer glaubt zudem, dass die Idee mit den Solarzellen auf der Außenhaut des Fahrzeugs das Projekt nicht mehr retten können. «Die Innovation ist überschaubar.»
Für Sono Motors ist die Crowdfunding-Kampagne die letzte Möglichkeit, den Sion irgendwann noch auf die Straße zu bringen. Und obwohl das Ziel deutlich verfehlt wurde, geben die Jungunternehmer nicht auf und die bisherigen Unterstützer sollen entscheiden, ob die Bettel-Kampagne verlängert wird.
Eine unendliche Geschichte, denn dieser Betrag entspricht nur einem weiteren Etappenziel: Mit den 50 Millionen will Sono Motors vorerst nur serienreife Prototypen für Testfahrten bauen und Maschinen bestellen, um die ab Herbst 2021 geplante Produktion in einem ehemaligen Saab-Werk in Schweden vorzubereiten. Bis zum effektiven Produktionsstart des Sion stehen deshalb nicht nur zwei weitere Jahre Wartezeit an, sondern auch neue Finanzierungsrunden. «Nach Erreichen des Kampagnenziels von 50 Millionen Euro werden bis zum Produktionsstart weitere 205 Millionen Euro benötigt», schreibt Sono Motors in der der aktuellen Finanzierungsstrategie. «Davon sollen rund 70 Millionen Euro auf die Kredite von Banken, Fördermittel oder private Fremdkapitalgeber entfallen.»
(L'essentiel/lab)