EgyptAir MS804: Spekulationen über eine Bombe an Bord

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EgyptAir MS804Spekulationen über eine Bombe an Bord

Experten spekulieren über die Absturzursache der EgyptAir-Maschine über dem Mittelmeer. Ein Terroranschlag scheint wahrscheinlich.

Die Suche nach dem abgestürzten Airbus von EgyptAir geht weiter. Mittlerweile wurden 370 Kilometer südöstlich der Insel Kreta zwei orangefarbene Objekte im Meer gefunden.

An Bord des Flugzeugs, das von Paris nach Kairo unterwegs war, befanden sich 66 Menschen. Die Ursache des Unglücks ist unklar. Der ägyptische Luftfahrtminister Scherif Fathi sagte allerdings, ein Terroranschlag sei wahrscheinlicher als technisches Versagen.

Terrorist oder Entführer?

Experten spekulieren über mögliche Optionen. So ist es der dritte Vorfall mit einem Flugzeug auf dem Weg von beziehungsweise nach Ägypten, schreibt «The Mirror». Im Oktober stürzte ein Metrojet-Airbus, der in Sharm al-Sheikh gestartet war, eine Stunde nach dem Start ab, alle 224 Insassen kamen ums Leben. Russische, amerikanische und britische Behörden gehen von einer Bombe an Bord aus, Ägypten weist dies zurück. Der IS hat allerdings die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

Im März kidnappte ein Ägypter mit einem gefälschten Bombengürtel eine Maschine auf dem Weg von Alexandria nach Kairo und zwang sie zu einer Zwischenlandung in Zypern. Die Entführung endete unblutig, der Täter wurde verhaftet.

Im Fall der MS804 sei eine Entführung eher unwahrscheinlich, so die britische Zeitung. Denn seit den 9/11-Anschlägen seien die Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen massiv erhöht und die Ausstattung der Cockpits angepasst worden. Zudem hätte ein Entführer Forderungen gestellt.

Technischer Fehler oder schlechtes Wetter?

Laut dem Artikel gibt es Gerüchte darüber, dass das gleiche Flugzeug auf einem früheren Flug eine Triebwerkstörung hatte. Im Juni 2013 habe es auf einem Flug von Kairo nach Istanbul wegen erhöhter Temperatur in einem Triebwerk umkehren müssen. Die Ursache sei ein technischer Defekt gewesen.

Ob dieser Vorfall mit dem Absturz zusammenhängt, werden die Ermittler prüfen müssen.

Ebenfalls wird spekuliert, ob der Pilot beim Anflug auf Kairo einen Fehler beging oder ungünstige Wetterbedingungen das Flugzeug in Turbulenzen brachte. In beiden Fällen hätten die Piloten aber wohl einen Hilferuf gesendet.

«Relativ neu»

Der ehemalige Leiter der französischen Flugunfallbehörde, Jean-Paul Troadec wies darauf hin, dass die Crew offenbar keinen Notruf absetzte, bevor die Maschine von den Radarschirmen verschwand. Bei technischen Problemen, einem Triebwerkschaden oder einem Brand bleibe aber normalerweise genügend Zeit, zu reagieren, sagte Troadec. Auch der Luftfahrtexperte Gérard Feldzer hält ein technisches Problem als Ursache für den Absturz für wenig wahrscheinlich.

Nach seinen Angaben war der Airbus A320 seit 2003 im Dienst und damit noch «relativ neu», er stürzte während des Flugs unter «außerordentlich stabilen Bedingungen» ab. Auch an der Qualität seiner Wartung gebe es keinen Zweifel.

Die für Mittelstreckenflüge eingesetzten Maschinen dieses Typs gälten als ausgesprochen sicher, sagte Feldzer. Alle 30 Sekunden setze ein A320 irgendwo in der Welt zum Start oder zur Landung an.

Bombe an Bord?

Dass radikale Gruppierungen im Nahen Osten die Maschine mit tragbaren Raketenwerfern abgeschossen haben könnten, glaubt Luftfahrtexperte Feldzer nicht. Sie sei bei ihrem Absturz außer Reichweite derartiger Geschosse gewesen. Wäre sie versehentlich von einem anderen Flugzeug abgeschossen worden, «würden wir das wahrscheinlich schon wissen».

Die Experten erinnerten daran, dass sowohl Frankreich als auch Ägypten in den vergangenen Monaten Zielscheibe radikalislamischer Gruppierungen waren.

Es sei durchaus möglich, dass eine Bombe am Flughafen von Paris oder Kairo an Bord geschmuggelt worden sei, sagte Feldzer, dessen Angaben zufolge der Airbus am Mittwoch mehrmals zwischen beiden Hauptstädten hin- und hergeflogen war.

Selbst bei extremen Sicherheitsvorkehrungen, wie sie seit den Pariser Anschlägen vom 13. November auf dem Flughafen Charles de Gaulle herrschten, lasse sich keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten.

(L'essentiel/ij/afp)

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