Nach schwerem Unfall – «Sport zu treiben, heißt zu leben, zu atmen»

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Nach schwerem Unfall«Sport zu treiben, heißt zu leben, zu atmen»

LUXEMBURG – 316 Schwerverletze gab es 2013 auf den Straßen hierzulande. «L'essentiel» sprach mit einem Querschnittsgelähmten, der wieder Mut fasste.

Im Alter von 25 Jahren erlitt Serge Weyrich einen schweren Unfall.

Im Alter von 25 Jahren erlitt Serge Weyrich einen schweren Unfall.

Serge Weyrich

«Ich fuhr abends mit dem Motorrad nach Hause und hab eine Kurve verpasst. Ich weiß nicht, was damals passiert ist, doch schnell war ich nicht. Ich muss eingeschlafen sein – nur für eine Sekunde. Die Ärzte sagten meinen Eltern, dass es keine Hoffnung mehr für mich gebe», erzählt Serge Weyrich, mittlerweile 41 Jahre alt. Im Alter von 25 Jahren knallte er gegen einen Pfosten am Straßenrand. Mehrere Wochen lag er im Koma. Als er erwachte, war er querschnittsgelähmt.

«Die Monate nach dem Unfall waren schrecklich», erinnert er sich: die lange Reha und der Umstand, an den Rollstuhl gefesselt zu sein. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte er gerade seine Dachdecker-Lehre beendet, um später den Familienbetrieb zu übernehmen. Ihm wurde klar, dass er seinen Beruf niemals ausüben kann. Ein Schicksalsschlag, der nicht selten ist. 2013 wurden 316 Verkehrsteilnehmer auf Luxemburgs Straßen schwer verletzt. Einige von ihnen trugen irreversible Schäden davon.

«Diesen Sport zu entdecken, war für mich wie ein Lotto-Gewinn»

Acht Jahre nach seinem Unfall versucht sich der Luxemburger im Para-Cycling – Radsport für Behinderte – eine Offenbarung für Serge. «Der Sport hat mir geholfen, meine Behinderung zu akzeptieren und gab mir meinen Enthusiasmus wieder», berichtet Serge. Auf seinem Handbike liegend – nur wenige Zentimeter über dem Boden – und mit den Armen die Pedale «tretend» vergisst er, dass er querschnittsgelähmt ist. Dass er kein Gefühl mehr im linken Bein hat, bringt ihn nicht davon ab, den Sport in vollen Zügen zu genießen: «Sport zu treiben, heißt zu leben, zu atmen. Diesen Sport zu entdecken, war für mich wie ein Lotto-Gewinn.»

Am Anfang nutzte Serge das Rad, um sich in der Stadt fortzubewegen. Einige Jahre später fing er an, an Wettbewerben teilzunehmen. Als er immer stärker wurde, entschied er sich, Handbike-Profi zu werden. Seitdem trainiert er täglich und nimmt regelmäßig an Marathons teil. Sein Rekord: 1 Stunde 3 Minuten für die 42 Kilometer. «Es macht mir Riesenfreude, mich mit anderen messen zu können», schwärmt Serge. Für die meisten Menschen sei eine Lähmung eine Niederlage. Für ihn – Serge will an den Paralympics 2016 in Rio teilnehmen – sei es eine zweite Chance.

(Laurence Bervard/Philip Weber/L'essentiel)

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