Wer in Luxemburg arm ist – und warum

Publiziert

Statistik 2023Wer in Luxemburg arm ist – und warum

Im Großherzogtum leben zwar viele Menschen im Wohlstand, doch ein erheblicher Teil, vor allem Kinder, Alleinerziehende und Geringverdiener, sind von Armut betroffen.

Die Analyse berücksichtigt nur Personen, die mindestens sechs Monate in Luxemburg beschäftigt oder versichert waren.
Kinder und junge Erwachsene sind besonders stark betroffen.
Die Haushaltszusammensetzung hat einen enormen Einfluss auf die finanzielle Situation.
1 / 3

Die Analyse berücksichtigt nur Personen, die mindestens sechs Monate in Luxemburg beschäftigt oder versichert waren.

Pexels (Symbolbild)

Luxemburg, ein Land mit einem der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt (118.770 Euro), hat dennoch mit einem gravierenden sozialen Problem zu kämpfen: Armut. Im Jahr 2023 lebten laut Daten des Finanz- und Ministeriums für soziale Sicherheit 11,9 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

«Diese Grenze liegt bei 28.121 Euro Jahreseinkommen für eine Einzelperson und definiert sich als 60 Prozent des mittleren Einkommens», heißt es am Freitag in einer Antwort auf eine parlamentarische Frage. Für zwei Personen ab 14 Jahren liegt die Grenze bei 42.181,50 Euro, für zwei Erwachsene mit einem Kind unter 14 Jahren bei 50.617,80 Euro und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern bei 59.054,10 Euro.

Alter und Geschlecht

Kinder und junge Erwachsene sind besonders stark betroffen. So leben 16,2 Prozent der Kinder unter 15 Jahren und 20,7 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in einem Haushalt mit einem niedrigen Lebensstandard. Bei den 25- bis 39-Jährigen sinkt die Armutsquote auf 9,1 Prozent, während sie bei den 65- bis 74-Jährigen auf 8,6 Prozent fällt. Besonders niedrig ist sie bei den über 75-Jährigen mit 6,1 Prozent. Geschlechtsspezifisch zeigt sich, dass Frauen mit 12,5 Prozent etwas häufiger von Armut betroffen sind als Männer (11,2 Prozent).

Wie siehst Du die Armutsproblematik in Luxemburg?

Haushaltsstruktur

In Einpersonenhaushalten beträgt sie 14,7 Prozent. Alleinerziehende mit einem Kind weisen eine besonders hohe Armutsquote von 29,5 Prozent auf. Dieser Wert steigt auf 38,5 Prozent bei Alleinerziehenden mit zwei Kindern und erreicht 64,5 Prozent bei Haushalten mit drei oder mehr Kindern.

In Paarhaushalten ohne Kinder liegt die Armutsquote bei 5,7 Prozent, steigt jedoch mit der Kinderzahl. Paare mit zwei Kindern haben eine Quote von 9,1 Prozent, während sie bei Paaren mit vier oder mehr Kindern auf 50,8 Prozent ansteigt. Haushalte mit drei Erwachsenen ohne Kinder haben mit 3,7 Prozent die niedrigste Armutsquote, aber bei drei Erwachsenen mit Kindern steigt sie je nach Kinderzahl auf bis zu 20,2 Prozent.

Ein Blick auf die Steuerklassen

Haushalte der Steuerklasse 1 (für Alleinstehende) weisen eine Armutsquote von 9,7 Prozent auf, während sie in Steuerklasse 1a (Alleinerziehende) mit 17,0 Prozent deutlich höher ist. Steuerklasse 2 (verheiratete Paare) liegt mit 11,4 Prozent leicht über dem Durchschnitt.

Beispiel Steuerklasse 1: 36 Prozent beziehen ein Einkommen unterhalb des Mindestlohns von 27.591,27 Euro. Es zeigt sich, dass vor allem Kurzzeitarbeiter, Personen mit Teilzeitbeschäftigung und Grenzgänger in dieser Gruppe vertreten sind.

Berufliche Situation und Bildung

Teilzeitkräfte in Niedriglohnsektoren sind besonders anfällig für finanzielle Unsicherheit. Mindestlohnempfänger verdienen mit 28.121 Euro pro Jahr gerade genug, um knapp über der Armutsgrenze zu bleiben. Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau sind ebenfalls häufiger betroffen. Bei Beschäftigten im privaten Sektor liegt die Armutsquote bei 25,6 Prozent. Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst haben mit nur 0,5 Prozent die geringste Armutsgefährdung. Selbstständige sind dagegen besonders stark betroffen, mit einer Armutsquote von 17,5 Prozent.

Rentenbezieher sind unterschiedlich stark betroffen, abhängig von ihrer beruflichen Laufbahn.

Rentenbezieher sind unterschiedlich stark betroffen, abhängig von ihrer beruflichen Laufbahn.

Symbolbild: Editpress/Hervé Montaigu

Rentnerinnen und Rentner

Personen ohne Auslandskarriere und ohne Anspruch auf einen Mindestpensionszuschlag haben eine Armutsquote von 4,3 Prozent. Für Rentner mit einer Auslandskarriere steigt die Quote auf 16,8 Prozent, und bei solchen, die zusätzlich von einem Mindestpensionszuschlag abhängig sind, erreicht sie 25,8 Prozent.

Weitere Risikofaktoren

Personen mit Migrationshintergrund oder ohne luxemburgische Staatsbürgerschaft sind überproportional von Armut betroffen. Auch der Wohnort spielt eine Rolle. In ländlichen Gebieten kämpfen Haushalte oft mit höheren Mobilitätskosten und eingeschränkter Infrastruktur. Gleichzeitig belasten in städtischen Ballungszentren die hohen Lebenshaltungskosten, vor allem die Mieten, die verfügbaren Einkommen erheblich.

Folgst Du uns schon auf WhatsApp?

Abonniere unseren Kanal, aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine News-Übersicht sowie spannende Storys und Unterhaltung zum Feierabend.

(vs)

Deine Meinung zählt

1 Kommentar
Kommentarfunktion geschlossen