Studie findet erneut Hinweise auf möglichen Labor-Ursprung des Coronavirus

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Umstrittene ErkenntnisseStudie findet erneut Hinweise auf möglichen Labor-Ursprung des Coronavirus

Bis heute weiss niemand sicher, woher Sars-CoV-2 stammt. Eine Studie will nun Belege gefunden haben, dass es aus einem Labor in China stammen könnte.

Jean-Claude Gerber
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Jean-Claude Gerber
Woher das Coronavirus Sars-CoV-2 stammt, ist bisher unklar. Ein Großteil der Expertinnen und Experten geht davon aus, dass die Pandemie ihren Ursprung in der Tierwelt hat, eventuell bei Fledermäusen. 
Auf einem Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan soll es schließlich auf den Menschen übergesprungen sein.
Nicht ausgeschlossen wird allerdings, dass das Virus in einem Labor künstlich hergestellt wurde.
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Woher das Coronavirus Sars-CoV-2 stammt, ist bisher unklar. Ein Großteil der Expertinnen und Experten geht davon aus, dass die Pandemie ihren Ursprung in der Tierwelt hat, eventuell bei Fledermäusen. 

Symbolbild: Imago/Imagebroker

Woher stammt das Virus, das die Covid-19-Pandemie ausgelöst hat? Die Frage beschäftigt die Wissenschaft, seit vor knapp drei Jahren über die ersten Fälle berichtet wurde. Während ein Großteil der Forschenden zurzeit davon ausgeht, dass Sars-CoV-2 natürlichen Ursprungs ist, wird weiterhin auch der These nachgegangen, wonach das Virus in einem Labor China erschaffen wurde.

Nun sorgt die Vorabpublikation einer Studie, die das Erbgut des Coronavirus genauer untersucht hat für Aufsehen. Ein internationales Forscherteam will demnach einen «genetischen Fingerabdruck» gefunden haben, der auf eine Manipulation hindeuten könnte. Die Forscher Valentin Bruttel, Alex Washburn und Antonius VanDongen schreiben, dass sie mit «einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Sars-CoV-2 als infektiöser Klon entstanden sein könnte», der in einem Labor erzeugt wurde.

Beim beschriebenen Fingerabdruck handle es sich um ein regelmässig wiederkehrendes Muster im Erbgut des Virus, wie Bruttel auf n-tv.de erklärt. Sogenannte Erkennungsstellen würden entstehen, wenn ein Virus im Labor aus einzelnen DNA-Bausteinen zusammengesetzt würde. «In natürlichen Viren sind die Erkennungsstellen komplett zufällig verteilt», so Bruttel. Auch bei Viren, die Sars-Cov-2 nahe verwandt sind, finde man dieses auffällige Muster nicht. Die Forscher geben die Wahrscheinlichkeit, dass die Verteilung der Erkennungsstellen bei Sars-Cov-2 natürlich entstanden ist, mit höchstens 1 zu 100 an.

Die Studie, die den üblichen wissenschaftlichen Begutachtungsprozess noch nicht durchlaufen hat, hat nicht nur für einigen medialen Wirbel gesorgt. Auch andere Forschende haben sich zu Wort gemeldet und zum Teil heftige Kritik an der Studie geäußert. So hat der bekannte Immunologe Kristian Andersen vom kalifornischen Scripps Research Institute die Studie auf Twitter als «Nonsens» bezeichnet. Er erklärt, die Studie sei «so fehlerhaft, dass sie nicht einmal in einem molekularbiologischen Kindergarten bestehen würde». Die Forscher hätten lediglich ein zufälliges Rauschen im Erbgut von Sars-CoV-2 entdeckt.

Der deutsche Virologe Friedemann Weber von der Universität Gießen weist auf Twitter darauf hin, dass sich ein Virus auch ohne solche auffälligen Muster im Labor herstellen lasse und dass man sogar «Zeit, Geld und Arbeit» spare, wenn man die verräterischen Erkennungsstellen weglasse.

Bruttel lässt die bisher aufgeführten Kritikpunkte nicht gelten, wie er zu n-tv.de sagte. Er wünsche sich aber ausdrücklich, dass Virologen und alle anderen Interessierten sich die Studie genau anschauen und nach Schwächen suchen, wofür solche Vorveröffentlichungen ja auch gedacht seien. Es bleibt somit abzuwarten, ob die Studie und ihre Schlussfolgerungen der anstehenden genauen Begutachtung durch die Wissenschaft standhalten werden. Bis es so weit ist, gilt weiterhin, dass niemand mit abschließender Sicherheit sagen kann, ob Sars-CoV-2 von einem Tier auf den Menschen übertragen wurde oder aus einem Labor stammt.

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