LuxemburgStudie über öffentliche Europäische Schulen sorgt für Kontroverse
LUXEMBURG – Während das LUCET angibt, dass Europäische Schulen die Ungleichheiten innerhalb eines Schulsystems verringern, ist der OGBL der Meinung, dass das Gegenteil der Fall sei. Das Bildungsministerium antwortet.


Zurzeit gibt es sechs öffentliche Europäische Schulen in Luxemburg.
Editpress / Didier SylvestreEuropäische Schulen sorgen in Luxemburg immer wieder für Gesprächsstoff. Der OGBL bemängelt derzeit eine am 7. Juli veröffentlichte Studie des Luxembourg Center for Educational Testing (LUCET). Die Autoren der Studie, LUCET-Direktorin Sonja Ugen und Dr. Thomas Lenz, Forscher und Manager des LUCET, sind der Ansicht, dass die öffentlichen Europäischen Schulen die Ungleichheiten innerhalb des Schulsystems verringern.
Die Gewerkschaft meint jedoch, dass das Gegenteil der Fall sei und die Aufnahme, die besonders auf Schüler aus wohlhabenden Familien abziele, von Grund auf zu mehr Homogenität an den Schulen führe. Die öffentlichen Europäischen Schulen «tendieren sogar dazu, die soziale Segregation zu erhöhen und damit dem sozialen Zusammenhalt in Luxemburg zu schaden», so der Gewerkschaftsbund.
Das Bildungsministerium gibt gegenüber L'essentiel an, dass die sozioökonomischen Hintergründe der Mehrzahl der Schüler Europäischer Schulen in der Tat günstiger sei als bei denen der nationalen Schulen. «Es stimmt jedoch nicht, dass die Europäischen Schulen vor allem von Schülern aus privilegierten Familien besucht werden», sagt das Ministerium.
A- und B-Noten
Ein weiterer Kritikpunkt der Gewerkschaft ist die geringere Schulverzögerung der Schüler Europäischer Schulen. Die Schüler werden auf Basis einer A- und einer B-Note bewertet. «Die A-Note spiegelt die tägliche Arbeit der Schüler wider, d.h. die Konzentration im Unterricht, die positive Einstellung gegenüber dem Stoff und die Erledigung der Hausaufgaben», erklärt der OGBL. «Die B-Note setzt sich aus dem Durchschnitt der Noten für die Klassenarbeiten zusammen. Diese beiden Noten sind gleich gewichtet: Die Teilnahme am Unterricht und ein ordentliches Heft sind gleich wichtig wie die Noten für den Wissenserwerb. Unter diesen Bedingungen ist es einfach, das Jahr zu bestehen und die fast 100-prozentige Erfolgsquote beim Abitur zu erklären.» Das Ministerium entgegnet, dass diese Praxis nicht nur in den öffentlichen Europäischen Schulen, sondern auch in «vielen anderen Schulen» im Grundschulbereich praktiziert werde.
Die LUCET-Studie betrachte nur die mathematischen Kompetenzen, die sprachlichen Fähigkeiten werden «in keiner Weise» berücksichtigt, moniert der OGBL. «Es scheint, dass der Minister die Ergebnisse fürchtet, die sich aus einem Vergleich der Sprachkompetenzen zwischen den Schülern der europäischen Schulen und denen des nationalen luxemburgischen Schulsystems ergeben», so die Gewerkschaft. Laut des Bildungsministeriums ist die Untersuchung der sprachlichen Kompetenzen durch die unterschiedlichen Zeitpunkte, zu denen eine Sprache in den Sprachabteilungen der Europäischen Schulen eingeführt wird, schwierig. «Mathematik ist hingegen das Fach, dessen Lehrpläne die größten Überschneidungen aufweisen», erklärt es.
Deshalb hätten sich die standardisierten Tests an den Europäischen Schulen nur auf das Fach Mathematik bezogen. Das LUCET sehe jedoch vor, «die öffentlichen Europäischen Schulen schrittweise in das ‹School Monitoring Programme› aufzunehmen, um einen gründlicheren Vergleich der schulischen Leistungen sowohl in Mathematik als auch in Sprachen zu gewährleisten.»