Studie: Süssstoff Sucralose verstärkt möglicherweise das Hungergefühl

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SucraloseDer künstliche Süßstoff macht dreimal hungriger als Zucker

Wer ein Getränk mit dem Süßstoff Sucralose trinkt, ist nachher hungriger als nach einem Getränk mit Zucker. Das könnte daran liegen, dass der Körper verwirrt ist.

Jean-Claude Gerber
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Jean-Claude Gerber
Sucralose ist ein Süßstoff, der in vielen Lebensmitteln und Getränken in der Schweiz vorkommt. Im Folgenden eine Liste von Produkten, die Sucralose enthalten.
Angefangen mit Pepsi. Um den Zuckergehalt der regulären Cola zu reduzieren, verwendet Pepsi Sucralose.
Auch der bekannte Migros Ice Tea enthält in der Zero-Variante Sucralose.
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Sucralose ist ein Süßstoff, der in vielen Lebensmitteln und Getränken in der Schweiz vorkommt. Im Folgenden eine Liste von Produkten, die Sucralose enthalten.

Getty Images

Sucralose ist in vielen Diät-Süßgetränken und anderen kalorienreduzierten Nahrungsmitteln enthalten. Der Süßstoff ist in letzter Zeit in Verruf geraten, da er im Verdacht steht, das Erbgut zu verändern und die Darmflora dauerhaft zu schädigen. Nun haben Forschende aus den USA einen weiteren unerwünschten Effekt von Sucralose festgestellt.

Was ist Sucralose?

Sucralose ist ein künstlicher, kalorienfreier Süßstoff mit intensivem, zuckerähnlichem Geschmack. Der Zusatzstoff mit der E-Nummer 955 ist rund 600-mal süßer als Zucker und in der EU seit 2004 zugelassen. Er wird als Süßungsmittel in vielen Lebensmitteln wie etwa Softdrinks, Speiseeis, Kaugummis oder Backwaren eingesetzt.

Die Struktur von Zucker (links) und Sucralose.

Die Struktur von Zucker (links) und Sucralose.

Anushkkaran, International Journal of Research and Review, 2025

Was wurde untersucht?

Für die Studie tranken 75 Teilnehmende im Alter von 18 bis 35 Jahren an verschiedenen, nicht aufeinander folgenden Tagen jeweils ein Getränk mit Kirscharoma. Es war entweder mit Sucralose, Haushaltszucker oder gar nicht gesüßt. Anschließend mussten die Testpersonen während zwei Stunden mehrmals angeben, wie hungrig sie waren. Zudem wurden mehrfach Gehirnscans gemacht und Blutproben genommen.

Was fanden die Forschenden heraus?

Im Vergleich zum Trinken eines zuckerhaltigen Getränks erhöhte der Konsum von Sucralose die Aktivität im Hypothalamus – einer Gehirnregion, die mit Hunger zusammenhängt. Die Teilnehmenden berichteten, dass sie nach dem Sucralose-Getränk im Schnitt dreimal hungriger waren verglichen mit dem Zuckerdrink. Diese Auswirkungen waren bei Menschen mit starkem Übergewicht am stärksten.

Die Lage des Hypothalamus im Gehirn.

Die Lage des Hypothalamus im Gehirn.

Wikimedia Commons/Life Science Databases (LSDB)/CC BY-SA 2.1 jp

Welche Erklärung gibt es für diesen Effekt von Sucralose?

Sucralose scheint die Art und Weise zu verändern, wie der Hypothalamus mit anderen Teilen des Gehirns kommuniziert. Die Tatsache, dass der Zusatzstoff so viel süßer als Zucker ist, aber keine Kalorien hat, könne «zu einer Diskrepanz zwischen der erwarteten Kalorienzufuhr und dem Fehlen der tatsächlichen Energiezufuhr führen», erklärt die Hauptautorin der Studie, die Endokrinologin Kathleen Alanna Page von der University of Southern California.

Denn im Gegensatz zum Konsum von echtem Zucker führte der Verzehr von Sucralose nicht zu einem Anstieg des peripheren Blutzuckerspiegels oder von Peptidhormonen wie Insulin und GLP-1, die zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels beitragen. «Der Körper nutzt diese Hormone, um dem Gehirn mitzuteilen, dass man Kalorien zu sich genommen hat, um das Hungergefühl zu verringern», so Page. «Sucralose hatte diese Wirkung nicht.» Deshalb könnte der Süßstoff das Verlangen nach Essen verstärken und letztendlich dazu führen, dass man mehr isst.

Wie geht es weiter?

Die Forschenden haben bereits eine Folgestudie begonnen, in der untersucht wird, wie sich kalorienfreie Süßstoffe auf die Gehirne von Kindern und Jugendlichen auswirken. Diese Altersgruppe konsumiert mehr Zucker und Zuckerersatzstoffe als jede andere Altersgruppe.

«Führen diese Stoffe zu Veränderungen in den sich entwickelnden Gehirnen von Kindern, die ein Risiko für Fettleibigkeit haben? Das Gehirn ist in dieser Zeit besonders empfindlich, sodass sich hier eine gute Gelegenheit zum Eingreifen bieten könnte», so Page.

Die Studie wurde im Fachjournal «Nature Metabolism» veröffentlicht.

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