Heikler Inhalt – «Tatort» rückt Flüchtlinge in ein schiefes Licht

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Heikler Inhalt«Tatort» rückt Flüchtlinge in ein schiefes Licht

In «Kollaps» sind kriminelle Asylsuchende schuld am Tod eines kleinen Mädchens. Heizt der TV-Krimi damit die angespannte Stimmung unnötig auf?

Ein Sandkasten auf einem Spielplatz in Dortmund. Ein junges Mädchen spielt darin. Wenig später ist es tot. Gestorben an einer Überdosis Kokain. Der Stoff war in kleinen Kugeln versteckt, die das Opfer gefunden und in den Mund gesteckt hat. Später stellt sich heraus: Es sind zwei Flüchtlinge, die die sechsjährige Emma auf dem Gewissen haben. Afrikanische Drogendealer.

Ausgerechnet jetzt bringt die ARD also einen «Tatort», bei dem Asylsuchende schlecht wegkommen. Wasser auf die Mühlen der Pegida-Anhänger? Und werden so gängige Vorurteile nicht bestärkt?

Kritik durch Migrationsbeauftragte

Doch, findet Ksenija Sakelsek. Sie ist stellvertretende Migrationsbeauftragte beim produzierenden Sender WDR und sagt zu Bild.de: «Die Stimmung gegenüber Flüchtlingen ist zurzeit noch positiv. Durch so einen Film kann sich das aber schnell andern.»

Eine andere Meinung vertritt Schauspieler Jörg Hartmann, der in Dortmund als Kommissar Peter Faber ermittelt: «Der Film erzählt, wohin unsere Asyl- und Flüchtlingspolitik fuhren können. Wenn den vor Elend, Mord und Totschlag zu uns flüchtenden Menschen Ausbildung und Arbeit verwehrt sind, bleibt ihnen nur das Abrutschen ins kriminelle Milieu.»

Schwarze haben es schwieriger

Warsama Guled, der in «Kollaps» einen der Drogen-Flüchtlinge spielt, hält die aktuelle Folge jedenfalls für realistisch: «Wenn man als schwarzer Mann in Deutschland aufwächst, ist die Gefahr zur Kriminalität verfuhrt zu werden größer», erklärt er Bild.de. «Für Menschen ohne Sprachkenntnisse, Bildung und Arbeitserlaubnis ist es viel schwieriger, den großen Versprechungen auf viel Geld und ein besseres Leben durch zum Beispiel Dealen zu widerstehen.»

Und was sagt der WDR zu der nicht ganz unproblematischen Thematik? «Zum Profil des ‹Tatorts› gehört es, im Rahmen der Krimihandlung immer wieder auch tatsächlich bestehende gesellschaftliche Konflikte aufzuzeigen», so eine Sprecherin. «Dies ist besonders den Machern des Dortmunder ‹Tatorts› ein wichtiges Anliegen, die mit ihren Filmen immer wieder bewusst Stoff für eine breite öffentliche Diskussion bieten.»

Dass «Kollaps» übrigens gerade jetzt ausgestrahlt wird, ist Zufall. Die Folge wurde schon vor einem Jahr abgedreht.

«Tatort: Kollaps» lief am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

(L'essentiel/scy)

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