Bei «Op de Patten» sind die Tiere richtige Arbeitskollegen

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Tiergestützte InterventionBei «Op de Patten» sind die Tiere richtige Arbeitskollegen

LINTGEN – Im April 2023 ist das Projekt in sein neues Domizil gezogen und setzt seitdem Standards in der tiergestützten Pädagogik. Mit über 30 Klienten hat «Op de Patten» dabei alle Hände voll zu tun.

Karsten Neukirchen
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Karsten Neukirchen
Die «Tiergestützte Intervention» legt besonderen Wert auf die zwischenmenschliche Kommunikation in verbaler, nonverbaler und empathischer Form, wobei das Tier als Vermittler zwischen Therapeut und unterstützter Person agiert.
Der Schwerpunkt der Arbeit der Therapeuten liegt darin, Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie sie mit traumatischen Erfahrungen umgehen und sie überwinden können.
Das Ziel besteht darin, das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, das Selbstwertgefühl zu festigen und individuelle Themen anzugehen.
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Die «Tiergestützte Intervention» legt besonderen Wert auf die zwischenmenschliche Kommunikation in verbaler, nonverbaler und empathischer Form, wobei das Tier als Vermittler zwischen Therapeut und unterstützter Person agiert.

L'essentiel

Es ist eine Win-win-Situation: Kinder und Jugendliche erfahren bei «Op de Patten» in schwierigen bis extremen Lebenslagen Unterstützung. Die Tiere, die ihnen helfen, werden dabei wie gleichberechtigte Arbeitspartner behandelt. Das heißt, das Tierwohl steht bei diesem Projekt ganz oben auf der Prioritätenliste. So haben sie ein Recht auf Freizeit, werden also nicht zur Arbeit mit Menschen gezwungen, wenn sie mal keinen guten Tag haben. Das Team, bestehend aus Martine Dostert (Psychotherapeutin und Tiergestütztetherapeutin), Tanguy Maziers (Erzieher und Tiergestützter-Therapeut), Marie-France Vacher (Diplom-Pädagogin) und Adnan Alabdullah (tierärztlicher Assistent) hat ein hohes professionelles Bedürfnis, die Signale und Kommunikationen der Tiere zu verstehen.

Die gleiche Professionalität zeigen sie auch gegenüber der Klientel, das sich aus mit psychischen Problemen kämpfenden Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Nichtregierungsorganisation «Solidarité Jeunes», zusammensetzt. Die Problemlagen sind so vielfältig wie die Menschen, aber auch die Tiere, selbst. Sie reichen von Depressionen über Lernschwächen bis hin zu Essstörungen. So berichtet das Team von einem Jungen, der große Entspannungsschwierigkeiten hat und unter enormen inneren Druck steht. «Zwei Minuten auf Esel Leos Rücken und er ist entspannt und schläft ein», erzählt Maziers Tanguy. Und nein, die Tiere sind, außer in sehr speziellen Fällen, nicht zum Reiten da, weil sie dadurch meistens gestresst werden und die Tier-Spezialisten deshalb so nicht arbeiten. Wir kennen es ja alle: gestresste Kollegen sind ungenießbar.

Tanguy Maziers erklärt leidenschaftlich die Besonderheiten von Eseln.
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Tanguy Maziers erklärt leidenschaftlich die Besonderheiten von Eseln.

L'essentiel

Apropos gestresst: Wenn Esel mal nicht weiter gehen wollen, sollte man sie nicht unter Druck setzen und antreiben: «Sie denken dann nach, analysieren die Situation. Esel sind nicht einfach nur stur, sondern denkfreudig.» So berichtet Martine Dostert von einer therapeutischen Esel-Wanderung, bei der das Tier unter anderem lernen sollte, eine Straße zu überqueren. Nachdem er die schwarz-weiße Zebrastreifen-Variante schon kannte, geriet er bei der rot-weißen Version ins Stocken. «Er kannte das neue ‹Problem› nicht und war erstmal vorsichtig. Er versuchte, die Situation zu verstehen.»

Gegebenheiten wie diese brauchen eines besonderen Vertrauens. Das Vertrauen des Tieres an den Menschen und umgekehrt. Genau dieses fehlt den Klienten des Projekts häufig. Zu viele schlimme Dinge haben sie in ihren teilweise erst kurzen Leben schon erfahren müssen. Der Umgang mit den Tieren soll ihnen dabei helfen, diese Zuversicht wieder aufzubauen – in sich selbst und die eigene Selbstwirksamkeit, aber auch in die Welt, die sie umgibt. «Ein Mädchen kommt hier manchmal so belastet an, dass sie selbst mit uns nicht reden mag. Wir beobachten dann, wie sie nah an einen Esel herangeht und ihm leise ins Ohr flüstert. Anschließend fühlt sie sich sichtlich erleichtert.»

Es sind Aussage und Momente wie diese, die keinen anderen Eindruck hinterlassen können, als einen sehr positiven. Aber wie viele gute Projekte, ist «Op de Patten» auf Spenden angewiesen, um auch in Zukunft Gutes für Tier und Mensch leisten zu können.

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