«Death Row»Todeskandidaten sollen Jackos Gift bekommen
Wegen Mangel an Betäubungsmittel setzen viele US-Staaten die Todesstrafe aus. Missouri versucht es nun mit Propofol – das Gift, an dem Michael Jackson starb.
Was bei Michael Jackson wirkte, soll auch für die «Death Row» in Missouri tödlich genug sein: Das oberste Gericht des mittelwestlichen US-Staats hat vergangenen Mittwoch entschieden, dass zur Exekution von zum Tode verurteilten Straftätern künftig das Betäubungsmittel Propofol gespritzt werden darf.
Mit der Entscheidung reagiert das Gericht auf einen dramatischen Engpass beim üblicherweise verwendeten Anästhetikum. Das Betäubungsmittel Natriumthiopental (Sodium Thiopental) ist auf dem amerikanischen Markt nicht mehr erhältlich, und die Staaten, in denen die Todesstrafe noch praktiziert wird, suchen krampfhaft nach Alternativen. Missouri will nun Propofol austesten – jenes schnell wirkende Beruhigungsmittel, an dem Michael Jackson starb. Jackos Leibarzt Conrad Murray hatte am 25. Juni 2009 dem «King of Pop», eine zu große Dosis Propofol per Infusion verabreicht, so dass der Sänger 50-jährig starb.
Suche nach einem neuen Cocktail
Angeführt von Texas, Amerikas Rekordhalter an Exekutionen, füllten US-Staaten ihre Todesspritzen bis vor kurzem mit einem Dreiercocktail: Natriumthiopental machte die Todeskandidaten bewusstlos, Pancuriumbromid lähmte die Atemmuskulatur, Kaliumchlorid führte den Herzstillstand herbei. Nachdem andere Exekutionsmethoden wie der elektrische Stuhl und die Gaskammer als barbarisch abgeschafft worden waren, schien der intravenös verabreichte Cocktail auf ebenso zuverlässige wie schmerzlose Weise zum Tod zu führen.
Zahl der Exekutionen reduzieren
Befürworter der «Death Penalty» sagen, bei der Knappheit handle es sich um ein künstliches Problem. «Beruhigungsmittel wie Pentobarbital sind einfach zu handhaben; sie werden jeden Tag in Tierheimen eingesetzt», so Kent Scheidegger von der Organisation «Criminal Justice Legal Foundation» zur «New York Times». «Das ist eine Verschwörung. Man versucht, die Todesstrafe abzuwürgen, indem man die Erhältlichkeit von Medikamenten begrenzt.»
Falls dies eine Strategie der Todesstrafengegner ist, dann wirkt sie. Die Zahl der jährlichen Exekutionen ist vom Höchststand von 98 Menschen 1999 markant auf bloß 43 im letzten Jahr zurückgegangen. Für dieses Jahr werden 30 bis 40 Vollstreckungen erwartet. Der Trend weg von der Todesstrafe ist indes nur ein bedingter Trost für die zum Tod Verurteilten. Noch harren in Amerikas Todeszellen 3125 Kandidaten ihres Schicksals.
(L'essentiel Online/M. Suter)