Eklat an Medienkonferenz – Trump-Freund fordert Kopf von CNN-Reporter

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Eklat an MedienkonferenzTrump-Freund fordert Kopf von CNN-Reporter

Donald Trump hat einen CNN-Reporter öffentlich abgekanzelt. Nun tritt ein Parteifreund des künftigen US-Präsidenten nach.

Donald Trumps erste Medienkonferenz seit seiner Wahl hat gezeigt, dass er gewisse Medienschaffende noch härter anpackt als bisher. Das wirft die Frage auf, wie unter Präsident Trump das Verhältnis zwischen Weißem Haus und Medien sein wird.

Trump hatte den US-Nachrichtensender CNN angegriffen, und Mitarbeiter Jim Acosta wollte an der Pressekonferenz vom Mittwoch des designierten Präsidenten zurückfragen – eine übliche Praxis.

Mehrmals hakte Acosta nach, doch Trump wollte ihm keine Frage gewähren, nannte Acostas Insistieren unhöflich. Dann schimpfte er CNN eine «fürchterliche Organisation» und sagte schließlich: «Sie verbreiten Fake News!»

Trump erhält Schützenhilfe aus Texas

Gestern doppelt der republikanische Kongressabgeordnete Randy Weber auf Twitter nach. Der Texaner forderte, CNN solle den Reporter entlassen. Außerdem solle Acosta, der sich gegenüber Trump respektlos verhalten habe, von künftigen Pressekonferenzen ausgeschlossen werden.

Webers Forderung stellt eine weitere Eskalation in dem Fall dar. Zuvor hatten sich Trumps designierter Medienchef Sean Spicer und Acosta einen Schlagabtausch geliefert. Spicer forderte eine Entschuldigung Acostas für dessen «unangemessenes» Verhalten.

Der CNN-Journalist beklagte sich daraufhin über diesen «unglücklichen» Tweet Spicers und beschuldigte diesen, er habe ihm gedroht, ihn aus der Medienkonferenz zu werfen, sollte er noch eine Frage stellen. Laut der Website der Zeitung «Politico» streitet Spicer ab, Acosta an der Medienkonferenz gedroht zu haben.

«Ein versagender Haufen Müll»

Jüngste Veröffentlichungen zu angeblich Trump belastendem Material aus Russland wischten zunächst Trumps Vize Mike Pence und dann Medienchef Spicer vom Tisch. Die US-Amerikaner seien diese Art gefälschter Nachrichten leid, sagte etwa Pence.

Später an der Medienkonferenz legte Trump noch nach in Richtung der Website Buzzfeed. Das Medium sei ein «versagender Haufen Müll». Es hatte ein 35-seitiges Papier ins Internet gestellt, bei dem es sich um den Bericht zu Trumps angeblichen sexuellen Ausschweifungen und seinen Beziehungen zum Kreml handeln soll. Das Material verbreitete sich rasend schnell.

Sinnlose Medienkonferenzen?

Fast alle anderen Medien veröffentlichten das Dokument nicht, da die Echtheit nicht verifiziert werden konnte. Auch CNN hielt es so, berichtete lediglich über dessen Existenz und einige darin enthaltene Anschuldigungen.

Der künftige US-Präsident sprach an der Medienkonferenz in etwa so, wie er sonst twittert. Nicht wenige fragten sich danach, wie hilfreich Medienkonferenzen in solcher Form sein mögen. Trumps Team hat offengelassen, ob und wie es das tägliche Briefing des Weißen Hauses weiterhin geben wird, für Medien in Washington eine eminent wichtige Quelle.

Im Kern vieler Analysen steht die Frage, ob Trump außerhalb sorgfältig konfektionierter Einzelinterviews Medien überhaupt noch brauche. Sein Twitter-Account verschafft ihm ein stetes Millionenpublikum.

«Die dunkelste Zeit» für Kontrolle der Macht

Die Gattung der Journalistinnen und Journalisten umriss Trump während seines Wahlkampfs einmal als «die niedrigste Form des Daseins». «Für eine freie Presse und eine Kontrolle der Macht ist dies die dunkelste Zeit in der amerikanischen Geschichte seit dem Ersten Weltkrieg», schreibt Jay Rosen von der New York University.

Extremer ökonomischer Druck, massiver Ansehensverlust, zu viel Entertainment und ein schlingernder Politikjournalismus sind nur einige seiner Argumente. Die Zersplitterung der Meinungen durch soziale Medien und die Professionalisierung interessensgeleiteter Kommunikation tun ihr Übriges dazu.

Mehr Journalisten auf Trump angesetzt

Nie haben Medien die Aussagen eines Kandidaten kritischer durchleuchtet als bei Trump, und nie hat es weniger bewirkt. Dennoch: Die großen US-Blätter wie «New York Times» und «Washington Post» stocken ihre Berichterstattung aus dem Weißen Haus erheblich auf. Sie begründen das damit, dass es nie wichtiger gewesen sei, kenntnisreich und fundiert über eine Präsidentschaft und ihre Folgen zu berichten.

Manche stimmt es da hoffnungsvoll, dass die Abo-Zahlen einiger Publikationen steigen, etwa bei «The New Yorker», «The Atlantic», «Mother Jones» oder «Vanity Fair». Dem Sendernetzwerk NPR hören mehr Menschen zu, Blogs und Plattformen wie ProPublica verzeichnen mehr Zuwendungen.

Viele Medien haben ihre nicht immer hilfreiche Rolle im Wahlkampf kritisch analysiert, wollen es nun besser machen, mehr zuhören, rausgehen zu den Menschen, ausgetretene Pfade ebenso verlassen wie Filterblasen der sozialen Medien.

Mit Material der Nachrichtenagentur SDA

(L'essentiel/rub)

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