Ukraine: Trump will Seltene Erden, Russland auf dem Vormarsch

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Ukraine-KriegTrump will Kiews Seltene Erden – für Putin sind sie greifbar nah

Wenn es nach dem US-Präsidenten geht, soll die Ukraine den USA die Hälfte ihrer Seltenen Erden überlassen. Auch Russland will die Mineralien.

Benedikt Hollenstein
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Benedikt Hollenstein
Die russische Armee steht offenbar kurz davor, den Ort Schewtschenko im Oblast Donezk zu erobern. Im Bild ein russischer Soldat in der Küstenstadt Mariupol.
Der Ort ist vor allem strategisch wichtig, weil sich im Gebiet ein großes Lithium-Vorkommen befindet. Im Bild eine Lithium-Mine in Afghanistan.
Es ist nur eines von diversen Vorkommen wertvoller Bodenschätze in der Ukraine, wie diese Karte des kanadischen Thinktanks SecDev zeigt.
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Die russische Armee steht offenbar kurz davor, den Ort Schewtschenko im Oblast Donezk zu erobern. Im Bild ein russischer Soldat in der Küstenstadt Mariupol.

AFP

Während die US-Regierung sich immer mehr gegen ihren eigentlichen Verbündeten wendet, schafft Russland auf dem Schlachtfeld Fakten: In den vergangenen Wochen sind die Seltenen Erden (siehe Box) der Ukraine immer mehr zum Gesprächsthema geworden. Die Mineralien, von denen es im osteuropäischen Land große Vorkommen gibt, sind von Handys bis Waffensystemen unerlässlich für viele Technologien.

Trump forderte zuletzt, dass die Vereinigten Staaten die Hälfte aller Seltenen Erden in der Ukraine bekommen und dafür nichts bezahlen soll. Mit der Übergabe der Mineralien soll stattdessen für die von den Staaten gelieferten Waffen bezahlt werden. Der ukrainische Präsident Selenskyj lehnte den Vertragsentwurf ab, woraufhin ihm Trump einen «Bruch» der gar nie unterzeichneten Vereinbarung vorwarf.

Das sind Seltene Erden und darum sind sie so wichtig

Während Trumps Tonfall gegenüber der Ukraine und deren Präsident Selenskyj im Anschluss immer gröber wurde, könnte sich Russland in naher Zeit große Teile der Seltenen Erden sichern. Denn wie der Focus mit Berufung auf den ukrainischen Militärblog Deep State berichtet, stehen die russischen Truppen kurz vor der Einnahme eines Gebiets, in dem ein großes Lithium-Vorkommen existiert. Die Ukraine hat europaweit die größten Bestände des Metalls, das vor allem für die Batterieproduktion eine wichtige Rolle spielt.

Putins (und mittlerweile auch wieder Kims) Soldaten sind demnach nur noch wenige Meter vor Schewtschenko und rücken aus drei Richtungen auf das Gebiet im Oblast Donezk vor. «Angesichts des Tempos auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass die Russen in den kommenden Wochen in dieses Gebiet vordringen werden», so die Einschätzung des polnischen Militärberaters Konrad Muzyka.

Grafik: 20 Minuten Visuals

Grafik: 20 Minuten Visuals

Quelle: Forbes UA, LiveUAMap

Über zwölf Billionen Dollar sollen die Bodenschätze der Ukraine insgesamt wert sein – ein grosser Teil (rote Linie) davon befindet sich in Gebieten, die von Russland kontrolliert werden.

Laut ukrainischen Kommandanten, mit denen er gesprochen habe, sei aufgrund der Stoßrichtung der russischen Truppen klar, dass diese auch die Eroberung der Bodenschätze zum Ziel hätten. Denn Russland weiß aus Sowjetzeiten gut, wo sich im ukrainischen Untergrund Bodenschätze befinden.

Im Februar 2025 zeigte Wolodymyr Selenskyj der Nachrichtenagentur Reuters in einem TV-Interview auch eine Karte mit großen Mineralien-Vorkommen im Land. Etwa die Hälfte der darauf aufgeführten Bodenschätze befindet sich auf Gebiet, das unter Kontrolle der russischen Invasoren ist. Die kanadische Denkfabrik errechnete 2022 den Wert aller ukrainischen Bodenschätze, die sich auf derzeit von Russland beherrschtem Territorium befinden: Über zwölf Billionen Dollar sollen diese Wert sein. Auf das Lithium-Vorkommen bei Schewtschenko soll es laut russischen Angaben der staatliche Atomkonzern Rosatom abgesehen haben.

Diese Karte zeigt, wo in der Ukraine welche Rohstoffe im Boden zu finden sind.

Diese Karte zeigt, wo in der Ukraine welche Rohstoffe im Boden zu finden sind.

Screenshot/SecDev

Für russische Staats-Propagandisten und Militärblogger ist der Fall klar: «Nicht Donald Trump und sein Appetit auf Seltene Erden werden darüber entscheiden, wer was bekommt», sagte der Analyst Wasili Koltaschow zuletzt im Staatsfernsehen, «sondern Russland wird diese im Krieg gewinnen». «Die Bodenschätze der Ukraine gehören dem russischen Volk und niemandem sonst», schrieb zudem der populäre Milblogger Starsche Eddy als Reaktion auf Trumps Forderungen.

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