Ferrari der Woche – Unaufdringliche Eleganz

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Ferrari der WocheUnaufdringliche Eleganz

Der 456 ist derzeit noch eine der günstigsten Möglichkeiten, sich einen Ferrari mit Zwölfzylinder-Motor anzuschaffen.

Man darf sich schon auch fragen, wohin das noch führen soll: 800 PS stark ist der jüngste Ferrari mit Frontmotor, bezeichnet als 812 Superfast. 340 km/h schnell will er rennen - und in nur 2,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die extremen Kräfte, die da auf die Hinterräder wirken, lassen sich einzig noch mit elektronischen Hilfsmitteln bändigen - was ganz genau das mit Fahrfreude zu tun haben soll, das weiß wohl nicht einmal der Hersteller. Da tut es gut sich an ein Ferrari-Modell zu erinnern, das zwar als erster Sportwagen aus Maranello auch über ein elektronisch reguliertes Fahrwerk verfügte, aber trotzdem dem Fahrer noch etwas Vergnügen gönnte: der Ferrari 456.

Der Ferrari 412 und seine Vorgänger wurden von 1972 bis 1989 gebaut, stolze 17 Jahre lang. Es brauchte anscheinend etwas Zeit in Maranello, um über einen Nachfolger nachzudenken, denn der 456 GT wurden erst im Herbst 1992 in Paris vorgestellt, die ersten Fahrzeuge kamen dann im Januar 1993 auf den Markt. Das Design stammte von Pininfarina - und wurde allgemein mehr geschätzt als die doch sehr zurückhaltende Limousinen-Form des Vorgängers. Als Antrieb diente ein 5,5-Liter-V12 mit 440 PS, der Ferrari über 300 km/h schnell machte. Der 456, den es ab 1996 auch mit automatischem Getriebe gab (dann: 456 GTA), war technologisch sehr fortschrittlich, klar, Transaxle, also Motor vorne und Getriebe hinten für eine ausgeglichene Gewichtsverteilung, doch vor allem das Fahrwerk zeigte den modernsten Stand der damaligen Technik auf. Es gab eine Niveau-Regulierung, die ein Einknicken beim Beschleunigen und Bremsen verhinderte - und vor allem ein ESP-System, bei dem drei verschiedene Fahrmodi einstellbar waren. Selbstverständlich waren die Möglichkeiten noch nicht so elaboriert wie heute, doch der 456 war in dieser Beziehung seiner Zeit weit voraus.

Gute Exemplare gibt es für weniger als 55.000 Euro

Im Herbst 1998 wurde der 456 überarbeitet, erhielt ein M für «modificato» in der Bezeichnung. Das Design wurde von Pininfarina etwas rundlicher gestaltet, die Motorhaube bestand jetzt aus Kunststoff. Größter Fortschritt waren sicher die Bremsen, ein 4-Kanal-ABS. Schönes Detail: geliefert wurde der 456 mit einem massgeschneiderten Leder-Kofferset. Und neu gab es erstmals eine Liste mit individuell gestaltbaren Sonderausstattungen, die von der Carrozzeria Scaglietti ausgeführt wurden. Pininfarina bot den 456 übrigens auch als Cabrio, Kombi und Stufenheck-Limousine an. Insgesamt wurden 3289 Exemplare des Ferrari 456 gebaut.

Und sie gehören eigentlich zu den besten Angeboten unter den klassischen V12-Ferrari. Es gibt gute Exemplare für weniger als 55.000 Euro - man sollte aber darauf achten, dass es kein Automat ist. Denn erstens sind diese anfälliger - und machen zweitens weniger Fahrfreude. Und geben Sie uns bitte nicht die Schuld, wenn Sie jetzt nicht zugreifen - und die 456er dann in zwei, drei Jahren alle sechsstellig kosten.

Mehr Ferrari finden sich auf www.radical-mag.com.

(L'essentiel/pru)

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