Nickelback und U2Unbestritten unbeliebt
Sie gehören zu den meistgehassten Bands der Welt. Nickelback und U2 haben zwar viele Fans – aber noch viel mehr Gegner. Warum eigentlich?

Daniel Adair, Ryan Peake, Chad Kroeger und Mike Kroeger spendeten 2013 eine Gitarre für die Opfer des Taifuns Haiyan auf den Philippinen. Viel beliebter wurde ihre Musik dadurch aber nicht. Foto: dpa
Über 50 Millionen Alben haben sie weltweit verkauft. Sie gehörten bei den American Music Awards, den Billboard Music Awards oder den MTV Video Music Awards zu den Gewinnern. Ihre Facebook-Seite zählt fast 20 Millionen Likes. Keine Frage: Nickelback ist eine äusserst erfolgreiche Band. Wahrscheinlich sogar eine der erfolgreichsten der jüngeren Vergangenheit.
So weit die Fakten. Dennoch polarisiert die Combo um Frontmann Chad Kroeger wie fast keine andere. In den Medien werden Nickelback und deren Konzerte regelmässig zerpflückt. «Die Welt» schrieb 2012 über einen Auftritt in Hamburg: «Nickelback spielt amerikanischen Mainstream. Punkt. Ohne wirklich eigene Ideen, ohne jeden Groove und leider auch ganz und gar humorfrei.»
«Don't Let Nickel Back»
Die Ablehnung der Band gegenüber gipfelte vor einigen Tagen darin, dass ein Engländer dazu aufrief, Geld zu sammeln, um Nickelback von London fernzuhalten. «Don't Let Nickel Back», so der Titel der Kickstarter-Kampagne. In Detroit liefen Football-Fans einst Sturm, als bekannt wurde, dass Kroeger und Co. in der Halbzeitpause die Bühne betreten sollten.
Doch woher kommt die Ablehnung, der fast schon geballte Hass, der Nickelback teilweise entgegenschlägt? Natürlich, wer als Hardrock-Hoffnung begann und dann auf kitschige Balladen umschwenkt, muss mit Kritik rechnen. Und es mag sein, dass vielen Zuhörern Chad Kroegers markante Stimme nicht gefällt. Aber was denn noch?
«Wir sind eben keine coolen Indie-Musiker»
Ein Beispiel: Die Texte gehören sicherlich nicht zu der Stärke der Kanadier. Wer die Lyrics dann aber bei seinen Shows auch noch in Grossformat auf die Leinwand projiziert, erweckt den Eindruck, «als wolle hier jemand Reime lesen oder sich womöglich an ihnen noch erbauen», wie «Die Welt» konstatierte. Es sind also ganz verschiedene, häufig auch sehr subjektive und diffuse Gründe, mit denen sich der Widerstand gegen Nickelback zumindest annähernd erklären lässt.
Die Empörung über U2
Ähnlich stark polarisieren derzeit wohl nur U2. Die Band, die offensichtlich alles unternimmt, um von möglichst vielen Leuten gehasst zu werden. So übergaben die Iren ihre neue Platte dem Apple-Konzern, der sie wiederum seinen Kunden zwangsverschenkte. Oder wie der «Tages-Anzeiger» schreibt: «Neuere Songs bestehen aus repetierten Manierismen, die vor allem eine Aufgabe haben: den Soundtrack zur Karriere nicht abreissen zu lassen, während U2 durch Deals mit Live Nation, ihrer Agentur, oder eben Apple den Gewinn maximieren.»
Nickelback und U2: zwei Bands mit vielen Fans und noch viel mehr Gegnern. Deren grösste Erfolge jedoch schon eine Weile zurückliegen. Zwei Bands aber, über die trotzdem nach wie vor intensiv geredet wird. Sollte es das Ziel gewesen sein, um jeden Preis irgendwie im Gespräch zu bleiben, dann ist der Plan vollumfänglich aufgegangen.
(L'essentiel/scy)